Nach nur zwei Jahren: Tanit Koch verlässt die "Bild"

Sie war die erste Frau an der Spitze der Bild-Zeitung. Nun verlässt Tanit Koch das Blatt nach nur zwei Jahren im Amt. Die Konstellation habe "schlicht nicht funktioniert", sagt die scheidende Chefredakteurin.
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Tanit Koch verlässt "auf eigenen Wunsch" die "Bild"-Zeitung. Sie war zwei Jahre lang die erste Chefredakteurin des Blattes.
dpa Tanit Koch verlässt "auf eigenen Wunsch" die "Bild"-Zeitung. Sie war zwei Jahre lang die erste Chefredakteurin des Blattes.

Berlin - Die erst seit zwei Jahren amtierende Chefredakteurin der Bild-Zeitung, Tanit Koch, verlässt das Blatt auf eigenen Wunsch Ende Februar. Das gab der Axel Springer Verlag, in dem die Zeitung erscheint, am Freitag in Berlin bekannt. Koch war eine enge Vertraute des langjährigen Bild-Chefredakteurs und -Herausgebers Kai Diekmann, dessen Nachfolge sie 2016 antrat.

Machtkampf mit Julian Reichelt

Die 40 Jahre alte Journalisten war die erste Frau an der Spitze des Boulevardblatts. Allerdings war bereits im Februar 2017 Julian Reichelt (37), Chef der Bild-Onlineausgabe, zum Vorsitzenden der Chefredaktionen aller unter der Marke Bild erscheinenden Titel ernannt worden. Reichelt übernimmt nun zusätzlich die Position des Chefredakteurs Bild Print.

Im vierten Quartal 2017 hatte die Bild-Zeitung täglich 1,46 Millionen Käufer erreicht, zehn Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

In einer Abschiedsmail an die Bild-Redaktion nannte Koch Gründe für ihren Abschied: "Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte." Ihr sei in diesem Zeitraum auch klar geworden, dass sich Bild nicht durch Kompromisse auszeichne, sondern durch Klarheit, betonte Koch. Der Deutschen Presse-Agentur sagte Koch auf die Frage, ob sie in einem Machtkampf mit Julian Reichelt unterlegen sei: "Es hat in der Konstellation schlicht nicht funktioniert." Ausdrücklich bedankte sich Koch in der Abschiedserklärung bei ihrer Redaktion. Sie verlasse die Bild-Zeitung "mit einem Lächeln". Zu möglichen Zukunftsaufgaben äußerte sich Koch vage: "Ich Freude mich jetzt auf das nächste Abenteuer."

Springer-Chef Döpfner: "Es hat praktisch nicht funktioniert"

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner bedauerte das Ausscheiden der Bild-Chefredakteurin, er sagte laut Mitteilung: "Tanit Koch ist es mit viel Leidenschaft und Kompetenz gelungen, eine beispiellose journalistische Karriere bei Axel Springer zu absolvieren." Für Bild habe sie Großartiges geleistet. Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion sei zwar gut gemeint, habe aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese Aufstellung nicht zu Bild passe. Bild braucht ganz klare Verhältnisse."

Dem Eindruck, mit ihrem Fortgang sei auch die Offensive des Springer-Verlags zur Berufung von mehr Frauen in Führungspersonen gescheitert, trat Koch gegenüber dpa entgegen: Im Springer-Verlag seien "Chefredakteurinnen längst Normalität". Es gehöre aber auch zu dieser Normalität, dass "Frauen - wie Männer - Führungspositionen wieder verlassen". Das Bild-Schwesterblatt Bild am Sonntag wird von Marion Horn geleitet, die in Berlin erscheinende Boulevard-Zeitung B.Z. von Miriam Krekel.

Die in Konstanz geborene Koch war nach einem Politik- und Jurastudium 2005 als Volontärin zur Bild-Zeitung gekommen und nach verschiedenen Stationen bei dem Blatt und der ebenfalls im Springer-Verlag erscheinenden Welt-Gruppe 2013 stellvertretende Chefredakteurin und drei Jahre später Chefredakteurin der Bild geworden.

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