Motivierend ist vor allem die Bezahlung: Friedrich Ani über den "Tatort"

Für „Tatort“-Drehbuchautor Friedrich Ani ist die Krimireihe die Champions League des deutschen Fernsehspiels, aber auch hier geht es ums Gewinnen, die Quote ist entscheidend
Volker Isfort |
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Für „Tatort“-Drehbuchautor Friedrich Ani ist die Krimireihe die Champions League des deutschen Fernsehspiels, aber auch hier geht es ums Gewinnen, die Quote ist entscheidend

Drei „Tatort“-Folgen schrieb der Münchner Autor Friedrich Ani bislang für die hiesigen Ermittler, derzeit bastelt er an seinem Drehbuch für das norddeutsche „Tatort“-Team um Schauspieler Wotan Wilke Möhring. Mögen die Kommissare auch häufig wechseln, der Autorenpool, der beliebten Krimi-Reihe bleibt überschaubar.

AZ: Herr Ani, hat Sie ein „Tatort“ in jüngster Zeit besonders beeindruckt?

FRIEDRICH ANI: Besonders beeindruckt hat mich in jüngster Zeit ein „Tatort“, der erst am 27. April gesendet wird. Ich habe schon eine DVD gesehen und war total begeistert von der ungewöhnlichen Machart und dem intensiven Spiel der Darsteller: „Kaltstart“ (NDR), mit Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller und Sebastian Schipper als Kommissarstrio, unter der Regie von Marvin Kren, Produzentin: Dagmar Rosenbauer. Weil mir der Film so gut gefallen hat, bin ich besonders glücklich, dass Marvin Kren nun auch bei meinem „Tatort“, den ich gerade für Wotan Wilke Möhring schreibe, Regie führen wird. Kren hat bisher vor allem Horrorfilme gemacht, sein jüngster läuft derzeit im Münchner Werkstatt-Kino, „Blutgletscher“, und ich fand es bewundernswert, dass sowohl die Produktionsfirma als auch der Sender sich für diesen jungen, im Krimigenre weitgehend unerfahrenen Regisseur entschieden haben. So bleibt der „Tatort“ lebendig.

Ist der Vorspann heilig, oder sollte er geändert werden?

Der Vorspann ist heilig. Punkt.

Der Kommissar hat eine Episodengeliebte. Wer entscheidet das? Der Sender, die Redaktion, der Drehbuchautor, der Regisseur oder der Schauspieler?

Welche Geliebten der jeweilige Kommissar hat, entscheiden alle möglichen Leute, im besten Fall zunächst der Autor, aber das letzte Wort hat vermutlich die Redaktion.

Gibt es Vorgaben wie Mord in den ersten Minuten, Aufklärung nicht vor der 85.?

Ein Mord am Anfang eines Krimis ist nie verkehrt, und es wäre schon schön, wenn der Mord kurz vor der 88. Minute aufgeklärt werden würde. Sonst wird der Zuschauer böse.

Der „Tatort“ gilt als Abbild der bundesdeutschen Gesellschaft. Ist das etwas, was man beim Drehbuchschreiben im Kopf hat?

Die bundesdeutsche Gesellschaft habe ich beim Schreiben immer im Kopf. Aber ob das was nützt, stellt sich erst später heraus. Im Grunde erzählt jede gute Kriminalgeschichte von der Gegenwart, in der wir hausen.

Steht die Besetzung des Täters schon fest, wenn man ein Drehbuch schreibt?

Bei mir stand die Besetzung des Täters bisher nie fest. Wäre aber eine Herausforderung beim Schreiben.

Gibt es Absprachen der Sender untereinander, damit ein ähnliches Thema nicht von drei Teams ermittelt wird?

Absprachen gibt es wohl – die konferieren doch alle dauernd! –, aber Überschneidungen passieren trotzdem. Ich schrieb mal eine „Stahlnetz“-Folge über rumänische Klaukinder und gleichzeitig drehte der BR einen „Tatort“ über das Thema. Das haben wir dann während der Arbeit erfahren, hat aber niemanden gestört.

Ist es motivierender, für ein neues Team zu schreiben, oder liegt der Kick gerade darin, beispielsweise dem eingespielten Münchner Team einen besonderen 75. Fall zu schreiben?

Motivierend ist vor allem die Bezahlung, danach bin ich flexibel.

Das Format hat immer 88 Minuten. Gibt es eine Art-Drehbuch-Baukasten für einen „Tatort“?

So einen Baukasten gibt es garantiert in den Köpfen mancher Redakteure, und einige „Tatorte“ schauen dann auch so aus. Egal. Was zählt, ist ausschließlich die Quote. Das ist jedenfalls die Botschaft.

Der „Tatort“ ist angeblich die Königsklasse der Krimis, sehen das die Drehbuchautoren auch so?

Der „Tatort“ ist die Champions League des Fernsehspiels. Auch da ist die Qualität nicht in jeder Saison gleich.

Friedrich Ani stellt seinen neuen Jugend-Roman „Die unterirdische Sonne“ am 26. Februar um 19.30 Uhr im Café der Muffathalle vor

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