"Ku'damm 77" im Stream: Wie gut ist die neue Staffel der Familiensaga?

Nach knapp fünf Jahren Pause kehrt die Schöllack-Familie vom Berliner Kurfürstendamm zurück. "Ku'damm 77" wagt einen Zeitsprung von 14 Jahren und erzählt nun von drei Generationen. Die neuen Folgen stehen ab dem 27. Dezember in der ZDF-Mediathek bereit. Überzeugt die vierte Staffel?
von  (ili/spot)
"Ku'damm 77" (v.l.): Caterina Schöllack (Claudia Michelsen), Helga von Boost (Maria Ehrich), Eva Fassbender (Emilia Schüle), Monika Franck-Schöllack (Sonja Gerhardt) und Dorli Schöllack (Carlotta Bähre).
"Ku'damm 77" (v.l.): Caterina Schöllack (Claudia Michelsen), Helga von Boost (Maria Ehrich), Eva Fassbender (Emilia Schüle), Monika Franck-Schöllack (Sonja Gerhardt) und Dorli Schöllack (Carlotta Bähre). © [M] ZDF / Conny Klein

Die Schöllacks sind zurück - und sie haben sich verändert. Knapp fünf Jahre nach "Ku'damm 63" (2021) setzt das ZDF seine preisgekrönte Familiensaga fort. Ab dem 27. Dezember stehen alle sechs Episoden von "Ku'damm 77" in der ZDF-Mediathek zum Abruf bereit. Die lineare Ausstrahlung folgt in drei 90-minütigen Filmen am 12., 13. und 14. Januar 2026, jeweils um 20:15 Uhr.

Showrunnerin Annette Hess hat sich für die vierte Staffel etwas Besonderes einfallen lassen: einen Zeitsprung von 14 Jahren. Statt behutsam in der Zeit voranzuschreiten, katapultiert sie ihre Figuren direkt ins turbulente Berlin des Jahres 1977 - mitten hinein in eine Ära zwischen RAF-Terror, aufkeimender Drogenproblematik und dem Versprechen gleißenden Disco-Fiebers.

Drei Generationen unter einem Dach

In der Wohnung über der Tanzschule Galant am Kurfürstendamm geht es turbulenter zu denn je. Matriarchin Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) residiert dort nun gemeinsam mit ihren Töchtern Monika Franck-Schöllack (Sonja Gerhardt) und Helga von Boost (Maria Ehrich) sowie den Enkelinnen Dorli Schöllack (Carlotta Bähre) und Friederike von Boost (Marie Louise Albertine Becker). Nur Eva Fassbender (Emilia Schüle), die jüngste Schwester, fehlt zunächst - sie verbüßt noch eine Haftstrafe wegen Totschlags.

Der Clou dieser Staffel: Die rebellischen Töchter von einst sind selbst zu Müttern geworden. Monika, die sich in der ersten Staffel "Ku'damm 56" (2016) noch gegen den Leistungsdruck ihrer Mutter auflehnte, setzt nun ihre eigene Tochter Dorli unter enormen Erfolgszwang - liebevoller zwar, aber doch unausweichlich. Die talentierte Turniertänzerin gerät dadurch in eine gefährliche Abwärtsspirale aus Schmerzmitteln, Selbstzweifeln und drohender Essstörung.

Ein Film im Film

Annette Hess fügt der Serie ein neues Stilmittel hinzu: Die junge Journalistin Linda Müller (Massiamy Diaby) dreht einen Dokumentarfilm über die Tanzschule und ihre Inhaberinnen. Dabei kommen alte Familiengeheimnisse ans Licht. Der dokumentarische Stil ermöglicht überraschende Einblicke in die Seelen der Figuren. "Die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit verwischen", erklärt Hess ihr Konzept. Caterina etwa lügt direkt und schamlos in die Kamera: "Ich habe den Rock'n'Roll nach Berlin gebracht."

Regisseur Maurice Hübner betont die enge Zusammenarbeit mit dem Ensemble: "Wir brauchen solche Geschichten mit starken Frauen heute so dringend wie lange nicht mehr." Die vierte Staffel sei bewusst "rauer und direkter" angelegt als ihre Vorgänger.

Neue Konflikte, alte Wunden

Neben dem Generationenkonflikt treibt ein weiteres Thema die Handlung voran: Der Tanzschule droht die Zwangsversteigerung. Eine jüdische Stiftung fordert die Rückgabe des Gebäudes - ein dunkles Kapitel aus der NS-Zeit wird aufgerollt.

Auch die deutsch-deutsche Teilung spielt eine Rolle: Helgas Tochter Friederike will Polizistin werden, während ihr homosexueller Vater Wolfgang von Boost (August Wittgenstein) als Anwalt in Ost-Berlin lebt und von der Stasi unter Druck gesetzt wird.

Überzeugt die vierte Staffel?

Ja. Die Herausforderungen und Themen der Familienmitglieder sind teils zwar näher an der heutigen Zeit, womit naturgemäß ein wenig der Charme der vermeintlich heilen Welt der 1950er und 1960er verloren geht. Historisch interessant und spannend erzählt bleibt es aber allemal auch in diesen Episoden. Denn die Figuren waren von Anfang an vielschichtig angelegt und werden vom vertrauten Cast erneut sehenswert verkörpert. Darüber hinaus fügen sich die neuen Figuren nahtlos ins Geschehen ein. Viele raffinierte Drehbucheinfälle sorgen zum Beispiel dafür, dass Sabin Tambrea zurückkehren kann - diesmal allerdings nicht als Joachim Franck, sondern als Lehrer Robert Beck...

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