Kritik zum NDR-Tatort "Kaltstart"

ARD-Tatort am Sonntag: Nordsee-Sturmgebraus, Korruptionsverdacht und edle Traurigkeit im Küstenland: „Kaltstart" – der dritte Tatort mit Wotan Wilke Möhring in der AZ-Kritik.
von  Ponkie
Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) versuchen die Drahtzieher einer Schlepper-Bande aufzuspüren.
Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) versuchen die Drahtzieher einer Schlepper-Bande aufzuspüren. © NDR

Edle Traurigkeit im Küstenland: „Kaltstart – der dritte "Tatort" mit Wotan Wilke Möhring.

Die NDR-„Tatort“-Dichter versuchen mit Nordsee-Sturmgebraus, Korruptionsverdacht und Kompetenzgiftigkeiten die grimmig-melancholische Rüpelstimmung der Nordlandseelen zu zelebrieren. Wer aber bei Wotan Wilke Möhrings Meerestiefenbohrerblick nicht gleich in Trance verfällt im Banne von Magie und Zauberei, der friert sich in der nordischen Gemütszugluft bei dem neuen Kommissar Falke im NDR-Tatortkrimi „Kaltstart“ wieder einmal die Zehen ab (Buch: Volker Krappen, Raimund Maessen, Regie: Marvin Kren).

Lesen Sie hier: Wotan Wilke Möhring: "Falke ist der Punk unter den 'Tatort'-Ermittlern"

Mit der agilen Assistentin Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) muffelt sich der Neue wie ein empfindsames Nashorn frontal an die Wundstellen der Kollegen heran und schaut trübe in die verödete Containerlandschaft im Dunstkreis des auch in der norddeutschen Wirklichkeit als Investitionsruine dahindümpelnden Jade-Weser-Ports von Wilhelmshaven. Dort findet von Menschenhandel bis Waffenschmuggel alles statt, was Geld in die Pleitewerft bringt.

Die beiden sind nach ihren ersten beiden Fällen nun zur Bundespolizei gewechselt – eine Premiere im „Tatort“. Sie dürfen nun mit einer mobilen Fahndungseinheit an unterschiedlich grauen Orten des deutschen Nordens Verbrecher jagen. Trübe nuckelt Falke an Zigarettenstummeln und nährt sich von den Männlichkeitsritualen der Branche, von Wolken und Wind und Weite, und am Flüchtlingsschicksal eines afrikanischen Kindes spüren wir wieder einmal die Ungerechtigkeit des Lebens.

Der Jade-Weser-Port lieferte mit gespenstisch wirkender Leere und Weite die perfekte Kulisse. Sonst: Mieses Wetter, bleierne Laptop-Welten, viel Geräusche-Terror, leise Sozialkritik – edle Küsten-Tristesse eben. Für uns lebensfrohe Süddeutschländer nur bedingt geeignet.
 

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