"Hart aber fair": Nur auf Twitter ein Aufreger

Zum zweiten Mal hat Frank Plasberg im Ersten über Gleichberechtigung diskutiert. Neues Futter gab das nur den Spöttern der Sendung auf Twitter.
von  (nam/spot)
Frank Plasberg sprach zum zweiten Mal über das Thema Gender
Frank Plasberg sprach zum zweiten Mal über das Thema Gender © WDR/Klaus Görgen

Köln - Erst kam das Sommerloch - dann die mächtig verspätete Aufregung um einen Hart aber fair-Talk aus dem Frühjahr. Der WDR nahm die als "unseriös" gerügte Sendung zum Thema Gleichberechtigung aus der Mediathek, dann wieder herein - und bot am Montagabend eine Neuauflage mit (fast) den gleichen Gästen an. Vielleicht war es der Versuch, vor dem Ende des öden Fernsehsommers noch ein wenig Quote aus dem überraschenden Aufreger zu ziehen.

Was Frank Plasberg von Günther Jauch hält, sehen Sie in diesem MyVideo-Clip

Denn eins gelang der Sendung trotz der neu hinzugeladenen stellvertretenden Vorsitzenden des Landesfrauenrat Niedersachsen, Sybille Mattfeldt-Kloth, kaum: Völlig neue Perspektiven auf Themen wie Gleichstellung, Gender-Fragen oder Feminismus zu gewinnen. Das mag auch daran gelegen haben, dass die 45 von 75 Sendeminuten eher einer sehr ausgedehnten Rechtfertigung des WDR für das Geeier rund um die Löschung der umstrittenen Ausgangssendung glichen.

 

Niemand wollte Druck ausüben

 

So durfte WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn bestimmt, ausführlich - und durchaus plausibel - darlegen, warum er das Verhalten seines Senders nicht als "Zensur" empfand. Mattfeldt-Kloth erklärte, es sei keinesfalls Ziel des Landesfrauenrats von Niedersachsen gewesen, Druck auf den WDR auszuüben - nur ein bestehendes Recht sei genutzt worden. Drohte zwischenzeitlich eine Debatte über Geschlechterfragen zwischen Diskutanten entbrennen, grätschte Plasberg schnell dazwischen und versuchte, auf den "Kern des Themas" zurück zu lenken. Und das war offenbar die Frage, ob Kritik an der Gestaltung einer Talkshow legitim ist.

Die Antwort - zumindest aus Sicht des WDR - sollten dann offenbar ausgewählte Zeitungs- und Zuschauerbeiträge liefern. Die für tauglich befundenen Wortmeldungen rügten "Gender-Leute", die eine Debatte zensieren wollten und lobten den Sender für den zweiten Versuch einer Runde in Sachen Gleichberechtigung.

 

#HartAberFair wird zum Trend-Hashtag

 

Immerhin: Im Schlussspurt durften Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter und Gender-Kritikerin Birgit Kelle noch die Grenzen zwischen Gender-Forschung und den Erkenntnishorizonten von Gender-Mainstreaming-Debatten diskutieren. Der Rest der Runde biss sich zwischenzeitlich an der Frage fest, ob Unterbezahlung im deutschen Kapitalismus des Jahres 2015 ein reines Frauenproblem ist und eine Kanzlerin schon genug weibliches Führungspersonal ist. Und auf Twitter eroberte der Hashtag "#HartAberFair" langsam die oberen Ränge der Deutschland-Trends. Zufrieden war mit dieser Runde schließlich kaum einer.

Größer wurde die Zufriedenheit auf Twitter auch nicht, als doch wieder die plumpe Klischeeisierung um sich griff: Sophia Thomalla, über deren Anwesenheitsberechtigung bei einer Gender-Talkshow heftig gestritten wurde, wurde von der Regie zum wiederholten Mal beim Richten ihrer Frisur in Großaufnahme gezeigt. Und statt eines Schlusswortes der Kandidaten zeigte die "Hart aber Fair"-Redaktion Passanten-Interviews aus einer deutschen Fußgängerzone. Fazit der Feldforschung: Männer putzen eh nicht. Eine weitere Plasberg-Runde hätte es für diese pauschale Behauptung allerdings nicht gebraucht.

 

 

 

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