Goldene Kamera: Eklat! Rundumschlag von Bruno Ganz
Es fängt so harmlos-nett an – goldig, wie es bei der Goldenen Kamera eben sein muss. Prominente Gesichter aus Film und Fernsehen haben sich aufgehübscht und strahlen im Blitzlichtgewitter Berlins um die Wette. Preisträger wie Nadja Uhl oder Horst Lichter bedanken sich brav, ein paar Hollywood-Stars (Matthew McConaughey, Diane Keaton, Gwyneth Paltrow) sind auch da.
Die Moderatoren Hape Kerkeling und Michelle Hunziker (mit XXL-Dekolleté) singen, springen und scherzen sich durch die ziemlich zähe „Hörzu“-Veranstaltung. Alles wie immer. Iris Berben fordert zu Beginn „mehr Mut“ – und den zeigt dann auch ein Mann wenig später. Bruno Ganz (73, „Der Untergang“) wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Bruno Ganz watscht Gastgeber ab
Statt einer artigen Dankesrede watscht er die Gastgeber ab. Die Gala wird live im ZDF übertragen, stoppen kann ihn niemand. Mit frech funkelnden Augen erzählt Ganz, dass er solche Veranstaltungen sonst ja stets meide und über seine Wahl auch sehr überrascht sei. Schließlich berichtet er von seiner ersten Begegnung mit Verlagschefin Friede Springer, die ihn damals verwechselte und mit „Klaus Maria Brandauer“ ansprach. Ganz dazu: „Ich fand das gar nicht so schlimm. Wir sitzen ja alle im gleichen Boot“. Das Publikum lacht, der Eklat geht weiter.
Friede springer nicht anwesend
Bruno Ganz spricht über seine nächste Begegnung mit Friede Springer. Es sei auf dem Weg zu einer geschlossenen Veranstaltung gewesen, zu der offenbar beide eingeladen waren. Doch die Verlagschefin wies ihm vorm Eingang zurecht, erklärte ihm, dass es doch „woanders zur U-Bahn“ ginge. Und jetzt dieser Preis. Auch noch fürs Lebenswerk. Gerne hätte der Geehrte Friede Springer ein drittes Mal getroffen – aber heute „ist sie ja leider nicht da“. Die Kamera schwenkt Richtung Publikum – und tatsächlich: Nach dem Verkauf der „Hörzu“ an die Funke-Gruppe sind weder Friede Springer noch der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, anwesend. Zum Schluss bedankt sich Bruno Ganz für das glitzernde Gebilde – und die Show geht weiter, als wäre nichts passiert. Zumindest für ein paar Minuten.
Thieme legt nach
Dann bekommt Charakterkopf Thomas Thieme („Das Leben der Anderen“) den Preis als bester Schauspieler. Er schwärmt prompt von Brunos ganz großer Rede, stellt aber sogleich fest, dass es schade ist, dass er schon nicht mehr da ist. Wieder ein Kamera-Schwenk. Und siehe da: Der Stuhl in Reihe 1 ist leer, Bruno Ganz ist sofort verschwunden.
Schauspieler Thieme legt nach. Er meint, dass er es nicht besser als Bruno Ganz hätte sagen können: „Man sollte mit der gebotenen Skepsis solche Preise akzeptieren“. Auch er findet die Wahl „interessant“, bedankt sich aber „trotzdem“. Ob auch er die Gala gleich wieder verlässt, wird nicht geklärt. Trotz der öffentlichen Kritik haben sowohl Thieme als auch Ganz ihre Preise angenommen. Sie hätten ja auch dankend ablehnen können.
Über den Eklat wird fortan höflich geschwiegen, nur im Internet twittern ein paar Zuschauer, dass Bruno Ganz das Highlight gewesen sei. Das dürften nicht alle so gesehen haben.
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