"Fürchte dich" - So war der Frankfurt-"Tatort" am Sonntag
Der paranormale Kriminalfall entpuppt sich als echtes Gruselkabinett mit allen Finessen eines Spukschloss-Schockers. Ein Tatort im Horrorgenre ist eine gute Idee, wenn man die Kurve zur Realität kriegt und genügend Spielraum für Eigenfantasie und für die Ungläubigen lässt. Das gelingt hier mit Bravour (Regie: Andy Fetscher, Buch: Christian Mackrodt und Andy Fetscher).
Geisterhände schlingen sich um Schultern, Schaukelstühle wippen knarzend auf dem Dachboden und die leuchtenden Augen der Besessenen lehren uns das Fürchten. Paul Brix (Wolfram Koch), der bei Fanny (Zazie de Paris) in der alten Villa am Kahlberg zur Untermiete wohnt, sieht den aus dem Pflegeheim ausgebrochenen und vom Wahnsinn besessenen Otto Schlien (Axel Werner) mit einem Feuerzeug vor seinem Haus herumhantieren. Die gepeinigte Seele seiner damals durch einen bösen Kinderstreich umgekommenen Mutter Eleonore spukt als verunstaltete Wasserleiche in der Villa herum und verlangt nach Blutopfern.
Tatort "Fürchte dich" - ein mutiger Genremix
Nachdem Brix auf dem Dachboden den grausamen Fund eines Kindergerippes macht, beginnen sich die Puzzleteile der „Haunted House“-Waisenhaus-Geschichte zusammenzufügen. Brix bittet seine Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) auf die von Eleonores Geist besessene Fanny aufzupassen, während er mit Ottos Nichte Merle (Luise Befort), die mit ihrer übernatürlichen Intuition als seine Praktikantin durchgeht, dem Bürgermeister Wilhelm Gerhard (Hans-Uwe Bauer) auf den Zahn fühlt. Gerhard verbirgt ein sehr dunkles Kapitel der Familiengeschichte: Um die damals siebenjährigen Helga aus der Gewalt des pädophilen Kinderarztes Hans Gerhard zu befreien, flieht Otto mit ihr auf den Dachboden und drückt die Hand zu fest auf ihr Gesicht, damit das Weinen sie nicht verrät – das Mädchen erstickt. Die finsteren Geheimnisse des Waisenhauses brennen schließlich lichterloh.
Ein mutiger Genre-Mix im Mystifikationsrausch der Geister.
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