Frisch aus der Mottenkiste

Am Samstag präsentiert Jörg Pilawa live in der ARD die Neuauflage von „Einer wird gewinnen“ - hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen überhaupt noch Interesse an der Zukunft?
Michael Stadler, Volker Isfort |
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Jörg Pilawa setzt auf den Nostalgie-Faktor: Er moderiert "Einer wird gewinnen" im Ersten.
ARD Jörg Pilawa setzt auf den Nostalgie-Faktor: Er moderiert "Einer wird gewinnen" im Ersten.

Es sind keine guten Wochen für das öffentliche-rechtliche Rundfunksystem: Die Krise in Kiew bewies zum wiederholten Mal das schmerzhaften Fehlen eines echten Nachrichtenkanals, der einen fortwährend aktuell klug informiert. Vergangenen Samstag versenkte Markus Lanz zudem das ehemalige Unterhaltungs-Schlachtschiff „Wetten, dass?“ nahezu in die Quoten-Bedeutungslosigkeit.

An diesem Samstag freut sich Jörg Pilawa in der ARD, mit der Wiederauflage von Hans-Joachim Kulenkampffs „EWG - Einer wird gewinnen“ die Historisierung des hiesigen Unterhaltungsfernsehen feiern zu können: live, drei Stunden lang, frisch aus der Mottenkiste. Das klingt konsequent, schließlich durfte vor einem halben Jahr Kai Pflaume in der ARD mit „Das war Spitze!“ an der zweiten Neuauflage von Hans Rosenthals ZDF-Erfolg „Dalli Dalli“ (1971 bis 1986) versuchen.

Wo sind die neuen Formate?

Wir wissen nicht, ob in den Kreativabteilungen des mit acht Milliarden Euro gefütterten, teuersten Rundfunksystems der Welt gerade über die Wiederbelebung von Rudi Carells „Am laufenden Band“ oder Lou van Burgs „Der goldene Schuß“ diskutiert wird. Die Innovationskraft des deutschen Fernsehens aber scheint sich in der ewigen Verlängerung der „Lindenstraße“ oder den x-ten Staffelabsegnungen für „Familie Dr. Kleist“ oder „Um Himmels Willen“ zu erschöpfen. Der Rest wird mit Krimis zugestopft.

„Ich will etwas von damals in die heutige Zeit hinüberretten, die älteren Zuschauer auch ein bisschen in ihrer Meinung bestärken, dass das Fernsehen früher viel, viel, viel besser war", scherzt Pilawa. Aber ein bisschen Wahrheit ist natürlich dabei, denn die Generation der unter 50-Jährigen hat das öffentlich-rechtliche System nicht mehr auf dem Schirm. Obwohl ARD und ZDF immer wieder behaupten, sich Gedanken darüber zu machen, wie man junges Publikum an Bord holt. Aber wo sind die neuen Formate?

Klar, für ältere Zuschauer soll auch was geboten werden, aber Vielfalt wird weiterhin schwer vermisst, und ja, da muss man noch mal die überall gelobten US-Serien aus dem Ärmel ziehen, die zu später Stunde und/oder im Kulturnischenprogramm (die fantastischen „Mad Men“ auf ZDF Neo) versendet werden. Mehr Mut also, bitte, im Gegenzug verzichten wir gerne auf die „Entlastung“ von 73 Cent monatlich.

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