Florian Lukas: "Keine Ahnung, warum die Deutschen so gerne beim Töten zusehen"

"Weissensee"-Star Florian Lukas hat mit "Sirius" ein neues Hörbuch produziert, in dem es einen kleinen Foxterrier nach Hollywood verschlägt. Ob das selbst sein Traum ist, und was er vom Fernsehen hierzulande und der Krimi-Liebe der Deutschen hält, verrät er im Interview.
(hub/spot) |
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Berlin - Der Foxterrier Sirius findet in Berlin Ende der 30er Jahre beim jüdischen Professor Liliencron ein Zuhause und flieht mit dessen Familie nach Hollywood. Dort wird der pfiffige Hund zum Kinostar, feiert mit seinem Herrchen und anderen Hollywood-Größen glamouröse Partys - bis er durch eine Fügung des Schicksals wieder in Berlin landet und auf Hitler trifft. Das Hörbuch zu "Sirius" (Der Audio Verlag, 5 CDs, 19,99 Euro) hat "Weissensee"-Star Florian Lukas (41) gelesen. Was ihm an dem großen Roman über einen kleinen Helden so gut gefiel, ob Hollywood für ihn selbst auch ein Traum ist und wie er das deutsche Fernsehen sieht, erzählt er im Interview mit spot on news.

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Was hat Ihnen an "Sirius" am besten gefallen?

Florian Lukas: Das Buch steckt voller Wortwitze und feinem Humor. So etwas hatte ich in dieser Form zuvor noch nicht gelesen. Es ist nicht nur ein Buch über Nazi-Deutschland, sondern auch über Emigration und was das für die betroffenen Menschen bedeutet. Es geht aber auch um eine hoffnungsvolle Rückkehr. Abgesehen davon ist das Buch voller historischer Figuren und Ereignisse, die geschickt in die Geschichte eingewoben sind. Das hat mich alles sehr beeindruckt.

Kannten Sie das Buch schon, bevor die Anfrage für das Hörbuch kam?

Lukas: Nein. Aber mit Sven Stricker, dem Regisseur, arbeite ich schon seit einigen Jahren zusammen, wir sind ein eingeschworenes Team. Da wusste ich, dass es sich nur um ein gutes Buch handeln kann. Und ich habe dann festgestellt, dass es nicht nur gut ist, sondern ein außergewöhnliches Buch. Sehr viele hätten gerne das Hörbuch produziert, und ich bin stolz, dass der Verlag mir das angetragen hat.

Sie haben schon einige Hörbücher umgesetzt, wo liegt die Herausforderung dabei?

Lukas: Es geht mir generell nicht leicht von der Hand. Ich brauche bei jedem Hörbuch viel Zeit zur Vorbereitung, damit ich mich nicht in jedem zweiten Satz verlese. Das wäre für alle Beteiligten ein Alptraum. Aber es macht sehr viel Spaß!

In "Sirius" gibt es auch viele Hitler-Passagen. Haben Sie sich darauf speziell vorbereitet?

Lukas: Ich habe vorher mal in Aufnahmen reingehört. Wir wollten aber keine Hitler-Parodie machen. Ich versuche schon, den Stimmen eine Farbe zu geben und den Rhythmus der Person zu treffen. Aber gerade bei solchen Figuren kann man sehr schnell übertreiben. Wir legen keinen Wert darauf, perfekt Leute zu imitieren. "Sirius" ist auch kein Hitler-Buch. Es geht um die Geschichte der Familie Liliencron und deren Hund. Eigentlich eine absurde Geschichte über einen Hund, der alles versteht und sich auch artikulieren kann. Aber das ist so selbstverständlich und schön beschrieben, dass es der Leser vom ersten Moment an glaubt. Das Buch ist absolut einzigartig.

"Sirius" spielt zum Teil in Berlin - was lieben Sie selbst am meisten an der Stadt?

Lukas: Ich bin Berliner und was die Leute daran so faszinierend finden, kann ich nicht nachvollziehen. Da fehlt mir der Blick, weil für mich das alles normal ist. Ich mag Berlin einfach als meine Heimatstadt, und ich liebe die unglaubliche Unterschiedlichkeit hier. Es ist keine homogene Stadt. Man kann hier so viele verschiedene Dinge sehen und die Stadt immer wieder für sich neu entdecken.

Sirius wandert mit den Liliencrons nach Hollywood aus und wird dort zum Filmstar. Ist Hollywood nach wie vor der Traum eines jeden Schauspielers?

Lukas: Mag sein, dass es Schauspieler gibt, für die das ein Traum ist. Für mich nicht, das ist illusorisch. Das ist eine riesige Industrie mit fantastischen Schauspielern, die alle toll englisch sprechen. Das ist nicht mein Leben - das ist hier in Deutschland und das sind die Filme, die ich hier drehen darf und das macht mir großen Spaß.

Sirius und die Liliencrons treffen in Hollywood viele berühmte Menschen: Marlene Dietrich, Humphrey Bogart, Billy Wilder,... Wen würden Sie gerne mal treffen?

Lukas: In "Sirius" gibt es diese tolle Beschreibung eines Zirkus, in dem der Hund auftritt. Den hätte ich gerne mal gesehen. Diese gigantische Massenunterhaltung, die es damals gegeben hat in Form von Zirkus, Theater oder das Kino in den 30er Jahren hätte ich gerne erlebt. Bestimmte Figuren gibt es nicht, die ich gerne treffen würde. Diese Sehnsucht habe ich nicht.

Sie spielen in prämierten Serien wie "Weissensee" und "Der Tatortreiniger". Sehen Sie selbst auch die viel gehypten US-Serien wie "Game of Thrones", "Breaking Bad" oder "House of Cards"?

Lukas: Ja, ich schaue hin und wieder amerikanische Serien, das ist schon große Kunst. Das fasziniert mich sehr.

Dem deutschen Fernsehen wird oft vorgeworfen, dass es zu langweilig ist, zu wenig gewagt wird. Können Sie das verstehen?

Lukas: Ja, das kann ich verstehen. Andererseits gibt es auch ein großes Publikum für die deutschen Produktionen. Ich selbst schaue mir aber auch lieber die US-Serien an. Und natürlich wünsche ich mir mehr Formate von der Qualität des "Tatortreinigers" - nicht nur als Mitwirkender, sondern auch als Zuschauer. Aber das haben die Sender meiner Meinung nach inzwischen auch verstanden.

Sie hatten auch schon Auftritte im "Tatort". Können Sie nachvollziehen, warum die Deutschen Krimis so lieben?

Lukas: Nein. Ich habe keine Ahnung, warum die Deutschen den Leuten so gerne beim Töten zusehen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es am Ende immer einen Schuldigen gibt.

Was steht bei Ihnen in nächster Zeit an?

Lukas: Wir drehen ab Herbst die dritte Staffel von "Weissensee". Das wird großartig, ich habe die Bücher bereits gelesen. Die Handlung spielt im November/Dezember 89 und Januar 90. Da Freude ich mich persönlich wahnsinnig drauf und auch für die Fans wird es sicher etwas Besonderes. Es ist wieder dasselbe Team mit denselben Schauspielern.

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