Facebook hat fertig

Der AZ-Kolumnist zweifelt an der Zukunft von Facebook und wettet auf den Untergang
Richard Gutjahr |
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Lust auf eine Wette? Ich wette, dass Facebook fertig hat. Aus. Vorbei. Flasche leer. Zugegeben, ich bin nicht der Erste, der das sagt. Aber es gibt tatsächlich viele Punkte, die mittlerweile dafür sprechen, dass das Freunde-Netzwerk seine besten Jahre hinter sich hat:

1. EINSETZENDER EXODUS: In den USA, also dort, wo der Facebook-Hype 2004 seinen Anfang nahm, gehen die Nutzerzahlen zurück. 1,1 Prozent Rückgang im ersten Halbjahr. In 14 weiteren Ländern schwinden die Mitglieder, in 23 weiteren Nationen mit mindestens 50 Prozent Marktanteil stagnieren die Zahlen. Verglichen mit den enormen Zuwächsen der Vergangenheit ist diese Entwicklung durchaus bemerkenswert.

2. UNBELIEBT: In den USA gilt Facebook als das unsympathischste Web- und Medien-Unternehmen überhaupt. Kein Wunder: Wenn man sich unter Bekannten umhört, dann ist niemand wirklich gerne auf Facebook, sondern vor allem deshalb, weil die anderen auch dort sind.

3. DIE RENDITE-FALLE: Durch den Börsengang muss das Unternehmen in Zukunft deutlich mehr Gewinn abwerfen, sprich, die Daten seiner Nutzer noch aggressiver ausschlachten. Das dürfte eher noch mehr Menschen vergraulen.

4. VERLIERER-IMAGE: Eigentümer und Banken haben sich mit dem Börsengang die Taschen vollgestopft. Seitdem befindet sich die Facebook-Aktie im freien Fall. Spätestens wenn das Papier zur Pennystock verkommt, dürfte sich das auch auf die Community niederschlagen: Wer möchte schon Mitglied in einem Loser-Netzwerk sein?

5. KEINE SMARTPHONE-STRATEGIE: Das Internet ist mobil geworden, der stationäre PC gehört der Vergangenheit an. Nur: Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat keinen Schimmer, wie er seine Plattform sexy kriegt für die Nutzung unterwegs. Noch viel weniger weiß er, wie er damit Geld verdienen soll.

6. DIE WETTBEWERBER: Zwar rangieren andere Netzwerke wie Twitter oder Google Plus weiterhin unter ferner liefen. Doch anders als im analogen Leben stimmen die Online-Kunden nicht mit den Füßen ab sondern mit dem Finger. Die Konkurrenz ist nur einen Klick entfernt.

7. VERSPIELTES VERTRAUEN: Ist der Markt gesättigt (siehe Nr. 1), bleibt einem Unternehmen nur noch eines: Vertrauen. Facebook aber hat das Vertrauen seiner Nutzer verspielt. Und das auf Lebenszeit. Datenschutz? Persönlichkeitsrechte? Die brachiale Wachstum-um-jeden-Preis-Strategie beginnt sich zu rächen. Kein Kurswechsel, keine Image-Kampagne der Welt könnte daran etwas ändern.

Die Wette gilt: Facebook hat fertig. Mein Einsatz: 10 Linden-Dollar von meinem Konto auf Second-Life.

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