"Erika Mustermann": So wird der neue Berlin-"Tatort"
Ein toter Fahrradkurier, falsche Identitäten und ein mysteriöser Bezug zur Bundesdruckerei: Im "Tatort: Erika Mustermann" (2. November ab 20:15 Uhr im Ersten) geraten Susanne Bonard (Corinna Harfouch, 71) und Robert Karow (Mark Waschke, 53) mitten hinein in ein Netz aus Lügen, Schmuggel und verzweifelten Schicksalen. Lohnt sich das Einschalten am Sonntagabend?
Nach der Doppelfolge "Nichts als die Wahrheit" (April 2023) und den beiden regulären Ausgaben "Am Tag der wandernden Seelen" (Mai 2024) und "Vier Leben" (Februar 2025) geht das Berliner Ermittlerduo schon wieder in seinen vorletzten gemeinsamen Fall. Nur eine weitere Folge ("Gefahrengebiet" ist geplant für das Frühjahr 2026) mit Corinna Harfouch ist noch in der Schublade. Anschließend wird die Schauspielerin dem Berliner "Tatort" auch schon wieder Lebwohl sagen.
Dieses Mal führt der Weg der Kommissare an einen außergewöhnlichen Schauplatz: die streng gesicherte Bundesdruckerei in Berlin, wo nicht nur Reisepässe und Banknoten, sondern offenbar auch gefährliche Geheimnisse produziert werden. Der Krimi spielt mit dem Reiz des Verbotenen - wie nah kommt man an ein Gebäude heran, in dem eigentlich nichts hinausgelangen darf?
Darum geht es im "Tatort: Erika Mustermann"
Ein junger Fahrradkurier eines Lieferdienstes wird in einer Berliner Seitenstraße von einem Auto erfasst - zunächst sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Doch bald stellt sich heraus: Es war Mord. Die Ermittler Susanne Bonard und Robert Karow nehmen die Spur im Umfeld des Opfers auf. Der getötete Tomás Rey stammte aus Venezuela und lebte gemeinsam mit seinem Bruder Luís (Henry Morales) sowie einem Freund in einer Berliner Wohngemeinschaft.
Alle drei hielten sich ohne gültige Papiere in Deutschland auf und arbeiteten unter falschen Identitäten. Zudem hatte Tomás eine Affäre mit der deutlich älteren Annika Haupt (Annett Sawallisch), die als Sicherheitsmitarbeiterin in der Bundesdruckerei tätig ist. Die Kommissare vermuten eine Verbindung zu ihrer Arbeit - doch dort wurde kein Diebstahl gemeldet, und die Sicherheitsmaßnahmen gelten als absolut lückenlos. Schritt für Schritt decken Bonard und Karow ein weit größeres Komplott auf. Doch wer steckt wirklich hinter dem Mord - und welche Rolle spielt die trauernde Geliebte des Opfers?
Lohnt sich das Einschalten beim "Tatort: Erika Mustermann"?
Ja, auf jeden Fall - auch wenn der vierte Fall mit Harfouch und Waschke nicht ganz die Wucht früherer Berliner Folgen erreicht. Regisseur Torsten C. Fischer liefert in "Erika Mustermann" solide Krimikost mit spannender Grundidee, die allerdings in der zweiten Hälfte etwas überfrachtet wirkt. Der Plot um venezolanische Flüchtlinge, Lieferdienste und Datendiebstahl in der Bundesdruckerei hätte etwas mehr Atem gebraucht, um seine ganze Brisanz zu entfalten. So werden unterschiedliche Themenfelder immer wieder nur angekratzt.
Dafür überzeugt das Spiel der Hauptdarsteller einmal mehr. Harfouch und Waschke harmonieren in ihrer spröden, fast stoischen Art bemerkenswert gut. Sie verkörpert Ruhe und Erfahrung, er Ungeduld und Instinkt. Besonders Harfouchs zurückgenommene Präsenz macht deutlich, dass ihr Abschied aus dem "Tatort"-Kosmos naht und man sie jetzt schon etwas vermisst.
Auch wenn "Erika Mustermann" kein neuer "Tatort"-Meilenstein ist, bleibt ein durchweg sehenswerter Hauptstadtkrimi mit ungewöhnlichem Setting, einigermaßen realistischen Figuren und einem angenehm geerdeten Tonfall. Und: Er steigert die Vorfreude auf das angekündigte Finale 2026, bei dem Corinna Harfouch ein letztes Mal in die Ermittlerrolle schlüpfen wird.
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- Mord
 
           
          
