Eisner und Fellner: Wie politisch sind die Wien-Kommissare wirklich?

Im neuen "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" finden sich die Wiener Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner inmitten politischer Wirren wieder. In ihrem viertletzten Fall müssen die Figuren von Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser wieder einmal für ihre Werte einstehen.
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Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) müssen mal wieder ihre Werte unter Beweis stellen.
Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) müssen mal wieder ihre Werte unter Beweis stellen. © ORF/Petro Domenigg

Proteste, Brandanschläge, rechtsextreme Netzwerke, Staatsschutz - der neue Wiener "Tatort: Wir sind nicht zu fassen!" (1. Juni, 20:15 Uhr im Ersten) wirft seine Protagonisten mitten in den politischen Sturm. Doch welche Haltung vertreten die Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner? Die Figuren von Harald Krassnitzer (64) und Adele Neuhauser (66) haben sich nie mit einfachen Antworten zufriedengegeben. Sie haben sich schon dagegen gestellt. Gegen Machtmissbrauch, Einflussnahme, Faschismus oder moralische Gleichgültigkeit.

Umso schmerzlicher, dass das Duo nur noch viermal ermitteln wird. Im April gab der ORF bekannt, dass sich Eisner und Fellner Ende 2026 verabschieden - und mit ihnen zwei der politisch wachsten, mutigsten und unbequemsten Kommissare des "Tatorts". Zuvor werden ihre politischen Werte aber noch mal angezählt.

Moritz Eisner: Prinzipientreu und wütend

"Ein Diplomat ist an Moritz sicher nicht verloren gegangen", beurteilt Adele Neuhauser ihren Kollegen in der Pressemappe zum aktuellen Fall. Sein Commissario zeige "offen seine Wut darüber, wie sich die Welt gestaltet". Doch Eisner in eine politische Schublade zu stecken, greift zu kurz.

"Eisner ist nicht links noch rechts", stellt Harald Krassnitzer klar. "Alles, was mit Autorität zu tun hat, ja, da ist er generell sehr empfindlich." Diese Grundhaltung macht den Wiener Ermittler zu einem "anarchischen Geist", der nichts von Stillstand hält und sich nicht scheut, auch das eigene System zu hinterfragen.

Besonders deutlich wird das in "Wir sind nicht zu fassen!", wenn Eisner vorschnell Polizeigewalt als Todesursache eines Demonstranten vermutet. "Er reagiert genauso sensibel, wenn er auf Verrohung und Verachtung stößt", erklärt Krassnitzer. Für seine Figur gehe es "nur über die Vernunft", nicht über alte Dogmen oder Hierarchien.

Diese Haltung zeigte sich bereits in früheren Fällen: In "Verschwörung" (2021) ermittelte Eisner gegen ein Netzwerk von Spitzenbeamten im Innenministerium, das eigene Machtstrukturen aufbaute. Seine Ermittlungen wurden aktiv behindert, doch er ließ sich nicht einschüchtern - und verlor deshalb sogar kurzzeitig seinen Job. Auch in "Zwischen den Fronten" (2013) scheute er nicht vor heiklen Themen wie Austrofaschismus oder Behörden-Durchstechereien zurück. Eisner ließ sich nie zur Marionette machen und wehrte sich vehement - und typisch wienerisch grantelnd - gegen jedwede Ungerechtigkeit und schnelle Schlüsse. "An der 'Wahrheit' zu zweifeln, die sich unmittelbar aufdrängt, ist eine unserer schönsten Eigenschaften", fasst Krassnitzer zusammen.

Bibi Fellner: Empathisch und unerschütterlich

Bibi Fellner verkörpert den Gegenpol zu Eisners Frontalkurs. "Grundsätzlich ist Bibi Fellner eine Person, die kleinteiliger denkt, menschlicher, mehr von Individuum zu Individuum", beschreibt Neuhauser. Wo Eisner konfrontiert, sucht Fellner den Dialog. "Ihr Humor hilft ihr, die Dinge zu relativieren, auf ihre wienerische Art, die alle mögen, die aber auch hinterfotzig sein kann", so die Schauspielerin. Diese scheinbar sanftere Herangehensweise täuscht jedoch über Fellners eigene klare Prinzipien hinweg.

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Beide Kommissare stehen konsequent auf der Seite der 'normalen Leute' und zeigen sich unbeeindruckt von der Arroganz der Mächtigen. Ihr Demokratieverständnis verbindet sie - und das Eingeständnis, auch nicht für alles eine Lösung parat zu haben. "Die Qualität des Duos zeigt sich immer auch darin, dass sie genauso schwimmen wie die anderen", gibt Krassnitzer zu. Niemand habe derzeit ein Rezept gegen die Rechtspopulisten, aber Eisner und Fellner verkörpern "zwei gewöhnliche, vernünftig denkende Menschen", die "instinktiv das Richtige tun".

Abschied von Gerechtigkeits-Fans

Am Ende steht ein Ermittlerduo, das politisch durchaus positioniert ist, aber jenseits von Parteiprogrammen. Eisner und Fellner verkörpern seit 25 (Krassnitzer) beziehungsweise 15 Jahren (Neuhauser) den Mut zur Differenzierung und die Bereitschaft, die eigene Meinung zu hinterfragen. Mit ihrem bevorstehenden Abschied verliert der "Tatort" zwei Kommissare, die nie den Mund hielten, wenn es um gesellschaftliche Missstände ging. Ihr Grundsatz "Moral schlägt Unmoral" wird fehlen - genauso wie ihre unerschrockene Art, auch gegen das eigene System zu handeln. Vielleicht war das die politischste Haltung von allen: aufrecht und unabhängig zu bleiben, egal gegen wen man ermitteln musste.

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