Die Wanderhure: Das ist ihr Vermächtnis
Um 20.57 Uhr hätte „Das Vermächtnis der Wanderhure“ zum glücklichen Ende kommen können. Da reitet Alexandra Neldel ganz dicht an dem Lager vorbei, in dem ihr Mann auf den Feind wartet. Er schaut nachdenklich in den Wald, sie schmachtend-sehnsüchtig zum Feuerschein. Dann schaut sie verstört-angespannt zu ihrem Entführer, dem Tataren Andrej, der sie in seinem Harem gefangen halten will.
Diese zwei Wanderhuren-Blicke beherrscht Neldel, andere Blicke spart sie sich über zwei lange Stunden. Hätte sie nur laut den Namen ihres Mannes gerufen, dann hätte sie auch ihren Sohn wiedergesehen. Der Säugling wurde von der intriganten Hulda entführt, die ihn als den Thronfolger ausgibt. Ähnlich verschwurbelt sind auch die Intrigen um den Krieg, der 1430 auszubrechen droht.
Jede Menge schmutziger Sex, Schwertkämpfe und ein Adler können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte zu komplex für Popcorn-Kino ist und die Dialoge durch ihre künstliche Gestelztheit jede Annäherung an die Figuren verhindern. Die Männer sind lüsterne Egomanen, die Frauen Sex-Objekte, die stets hinten herum agieren und sich hochschlafen. Die Figuren versinken so tief im Mittelalter-Klischee-Sumpf, dass man nur um eines froh ist: nicht im Mittelalter zu leben.
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