Die Schweizer: Angekommen beim "Tatort"

Wer hat's erfunden? Nein, erfunden haben die Schweizer den "Tatort" wirklich nicht. Aber am Sonntag sind sie wohl endgültig angekommen in der Sendereihe - auch wenn nicht alles gelungen war. Eine TV-Kritik.
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Die Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) befragen den Bauern und Gastwirt Rolf Arnold (Peter Freiburghaus) in einer Szene des ARD/SWR-Tatort "Hanglage mit Aussicht".
dpa Die Kommissare Liz Ritschard (Delia Mayer) und Reto Flückiger (Stefan Gubser) befragen den Bauern und Gastwirt Rolf Arnold (Peter Freiburghaus) in einer Szene des ARD/SWR-Tatort "Hanglage mit Aussicht".

Wer hat's erfunden? Nein, erfunden haben die Schweizer den "Tatort" wirklich nicht. Aber am Sonntag sind sie wohl endgültig angekommen in der Sendereihe - auch wenn nicht alles gelungen war.

Es war das Ende der TV-Konserve, ein neuer Anfang nach der Sommerpause im deutschen Krimi-Fernsehen. "Hanglage mit Aussicht" (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) - damit hat sich die "Tatort"-Sendereihe wuchtig zurückgemeldet in den deutschen Wohnzimmern. Für die Schweizer Produktion war es die große Chance auf Bewährung nach dem vernichtenden Urteil über den kolossalen Fehlstart ("Wunschdenken") und dem schon etwas wohlwollender kritisierten zweiten Fall ("Skalpell"). Keine Spannung, wirre Handlung - das waren damals die Kernvorwürfe. Diesen begegnete "Hanglage mit Aussicht" nun mit Erfolg.

Ein Mord ausgerechnet am Nationalfeiertag der Eidgenossen, eine Idylle hoch über dem Vierwaldstätter See, geldgierige Immobilienspekulanten, Ansiedlungsspezialisten für reiche Ausländer, die Verflechtung zwischen Politik und Wirtschaft - und dazu ein rabiater Bauer, der sich gegen alles und jeden mit der Mistgabel zur Wehr setzt und sagt: "Das Schweinegeld macht jeden kaputt." Das waren reichlich Zutaten für einen Plot, der diesmal auch Spannung beinhaltete, der Heimatthemen spielte ohne provinziell zu sein.

Dabei war es kein Fehler, dass dieser "Tatort" einem klassischen Strickmuster folgte: Am Morgen nach dem Feiertag wird unterhalb der Gondelbahn die Leiche eines playboyhaften Finanzmanagers gefunden, der es auf den Hof samt dazugehöriger Gastwirtschaft abgesehen hat und nebenbei ein Verhältnis zur Tochter des Bauern unterhält. Und so gibt es in Landwirt Rolf Arnold (Peter Freiburghaus) schnell einen Mordverdächtigen. Zu schnell für Chefermittler Reto Flückiger (Stefan Gubser). Wenn nötig auch im Alleingang stochert er weiter im Dickicht aus Geld und Politik. Bis er schließlich bei einem spielsüchtigen kleinen Bank-Filialleiter fündig wird.

Dieser Krimi mag an der einen oder anderen Stelle auch etwas träge gewesen sein, Charaktere wie Regierungsrat Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu) kamen fast schon unrealistisch bieder daher oder gerieten zur Karikatur. Von der schönen Landschaft, der wehrhaften Eidgenossenschaft bis hin zum Anlegerparadies Schweiz blieb uns kein Klischee erspart. Und es gab - jedenfalls aus deutscher Sicht - schon packendere "Tatort"-Themen als den drohenden Ausverkauf der Heimat. Aber die Handlung blieb diesmal bis zum Ende schlüssig, die Spannung erhalten. Insgesamt war alles grundsolide - schweizerisch eben.

Auch die beiden Ermittler konnten punkten. Reto Flückiger und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) - da sind zwei dabei, einander zu finden, sich mit den Alleingängen des einen und den Eigenheiten der anderen zu arrangieren. Gubser und Mayer haben das Zeug, zu den beliebteren unter den "Tatort"-Duos aufzusteigen.

Was war er in der Vergangenheit gescholten worden, der Schweizer "Tatort". Mit "Hanglage mit Aussicht" ist er angekommen in der Familie.

 

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