"Die Küblböck-Story": Berührendes Porträt einer queeren Pionierin

"Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser" zeigt die gefeierte Castingshow-Ikone neu: als queere Pionierin, Kämpferin und verletzlichen Menschen. Eine berührende Doku über Hoffnung, Spott und den Mut, das eigene Leben zu führen.
von  (ili/spot)
"Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser"
"Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser" © [M] BR/picture alliance/dpa/Armin Weigel /BR/Gebrüder Beetz Filmproduktion/Armin Weigel

Die dreiteilige TV-Doku "Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser" würdigt Lana Kaiser - bekannt geworden als Daniel Küblböck - als schillernde Persönlichkeit, als Identifikationsfigur einer ganzen Generation und als Pionierin queerer Sichtbarkeit, lange bevor "Diversität" zum gesellschaftlichen Schlagwort wurde.

Zu Beginn weisen die Filmemacher darauf hin, dass unterschiedliche Namen und Pronomen verwendet werden. Denn Lana machte sich erst kurz vor ihrem Verschwinden am 9. September 2018 auf einem Kreuzfahrtschiff öffentlich als trans sichtbar. Viele Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in der Doku kannten sie jedoch aus der Zeit davor.

Ein sensibles Porträt

Regisseur und Drehbuchautor Tristan Ferland Milewski zeichnet behutsam die Coming-of-Age-Geschichte des Teenagers aus Niederbayern nach, der am 27. August 1985 in Hutthurm im Landkreis Passau geboren wurde und unbedingt ein Star werden wollte.

"Es ist an der Zeit, Lana Kaisers Geschichte aus heutiger Sicht neu zu erzählen", betont Milewski. Nicht nur angesichts von wachsendem Populismus und Hass, sondern auch, um gemeinsam mit Weggefährten "eine respektvolle und sensible Annäherung an den liebenswerten, humorvollen, lebenslustigen und stolzen Menschen" zu ermöglichen, der der breiten Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieb.

Mehr als das Castingshow-Phänomen

Die Doku beleuchtet weit mehr als den Hype um die legendäre Castingshow-Figur der Nullerjahre. Sie erzählt von einem Menschen mit großer Strahlkraft, der Außenseitern Hoffnung schenkte, zugleich aber Hass, Mobbing und zerstörerische Erwartungen von Medien und Publikum ertragen musste.

"Wie können die Menschen nur so sein? Wie können sie einen 17-Jährigen ausbuhen, der sich auf die Bühne stellt und wirklich alles gibt, was er hat?", kommentierte der Star selbst. Verehrung und Spott begleiteten die Auftritte gleichermaßen - und doch boten sie queeren Menschen "save places".

Entertainer Riccardo Simonetti sieht Lanas Geschichte als klare "Empowerment"-Erzählung: "Es war wichtig, dass jemand wie Lana so viel Raum einnahm, weil das Kindern wie mir Hoffnung gab. Als ich sie das erste Mal im Fernsehen sah, habe ich sofort verstanden, warum sie das macht - denn egal, wo du als queere Person bist: Menschen urteilen ohnehin über dich."

Höhen, Tiefen und Brüche

Neben Simonetti kommen auch Lanas Vater und Manager Günther Küblböck, ehemalige Partner sowie Weggefährtinnen und Weggefährten aus Ausbildung und Schauspielschule zu Wort. Prominente wie Gracia Baur, Olivia Jones und Lucy Diakovska teilen ebenfalls persönliche Erinnerungen. Sie alle zeichnen das Bild einer freundlichen Kämpfernatur mit großem Bedürfnis nach Selbstbestimmung. "Ich gehe durchs Leben, wie ich will, und mache einfach das, was ich will. Ich lasse mich von anderen nicht beeinflussen", antwortete Küblböck Moderator Mola Adebisi einst auf die Frage, was er an sich möge.

Offen thematisiert werden in der Doku familiäre Konflikte, die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, die Adoption durch Kerstin Kaiser sowie persönliche Krisen und die große Verletzlichkeit. Ihre innere Zerrissenheit verdeutlicht Lanas letzte Sprachnachricht von Bord des Kreuzfahrtschiffes: "Hallo, ich bin's, der Daniel, also die Lana eigentlich. Ich wollte nur sagen, dass ich möchte gerne von dem Schiff hier runter."

Ein Meilenstein queerer Sichtbarkeit

"Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser" erinnert an Lana als Ikone queerer Sichtbarkeit in Deutschland. Die letzten Jahre ihres Lebens zeigen eindrücklich, wie schwer der Kampf gegen gesellschaftliche Widerstände und innere Konflikte sein kann - und zugleich, wie wichtig es bleibt, das eigene Leben mutig zu leben. Oder, wie es ihre geliebte Oma formulierte: "Wenn andere dich ärgern, ärgere dich nicht. Sei du die liebe Sonne und lach allen ins Gesicht."

Die Doku ist in der ARD Mediathek abrufbar. Die erste Episode läuft am 27. August um 23:50 Uhr im Ersten, die weiteren Teile am 28. August ab 22:45 Uhr im BR Fernsehen.

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