Die AZ-Kritik: So war der Dortmunder Tatort
Auch der zweite Dortmunder Tatortkrimi „Mein Revier“ (Buch: Jürgen Werner, Regie: Thomas Jauch, ARD/WDR) nährt das Unbehagen am Übereifer der Tatort/Polizeiruf-Bastler, die uns dauernd suggerieren wollen, dass jeder halbwegs großstädtische Slum-Kiez ein eigenes TV-Kripo-Team mit extra smarten Cool-Typen und schicksalsbeschädigten, Therapie-resistenten Krawallbrüdern benötigt:
Das regionale Bedürfnis, sich mit immer neuen Charaktermarotten und cholerischen Temperamenten im Wettbewerb der bundesdeutschen TV-Fahnder-Tüchtigkeit hervorzutun, schürt die Lust der Branche, allmählich jedes Kaff mit einer eigenen SOKO auszustatten, um jedem Volksstamm das Gefühl zu geben, er sei bedeutend genug für einen Grimme-Preis.
Dass der neue Hauptkommissar Faber von Jörg Hartmann wie eine brillante Theater-Rakete gespielt wird, aufgeladen mit Emotion in einem fremdenfeindlichen Umfeld zwischen Bulgaren, Türken und einheimischen Arbeitslosen, aggressiv gegen die Kollegin (Anna Schudt), sorgt zwar für Spannung, brüllt aber jede Glaubwürdigkeit nieder.
Es bleibt nur ein Action-Thriller übrig, der einen Dealerkrieg im verkoksten Dortmunder Glasscherbenviertel Nordstadt mit rüden Sprüchen an der Schnapstheke beendet.
- Themen: