Devid Striesow als Luther: "Ich gehöre keiner Religion an"

In "Katharina Luther" ist Devid Striesow als Martin Luther zu sehen. Wie er zu Religion steht und ob sein Luther etwas mit dem von Joseph Fiennes aus dem bekannten Hollywood-Film gemein hat, verrät Striesow im Interview.
(ili/spot) |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

In "Katharina Luther" ist Devid Striesow als Martin Luther zu sehen. Wie er zu Religion steht und ob sein Luther etwas mit dem von Joseph Fiennes aus dem bekannten Hollywood-Film gemein hat, verrät Striesow im Interview.

Devid Striesow (43) ist im TV-Film "Katharina Luther" (22.2., 20.15 Uhr, das Erste) als Theologieprofessor und Urheber der Reformation zu sehen. Ein sehenswerter Beitrag zum Luther-Jahr. Doch wer jetzt denkt, der spätere Ehemann der adeligen Nonne Katharina von Bora - gespielt von Karoline Schuch (35) - wäre auch in dieser Version jener Pop-Star, den Joseph Fiennes (46) im Kinofilm "Luther" (2003) verkörperte, der irrt. Warum Martin Luther im Fernsehfilm so anders dargestellt wird und wie er selbst zu Religion steht, erklärte Schauspieler Devid Striesow im Interview mit spot on news am Rande des BR-Brunch in München.

Devid Striesow in "Ich bin dann mal weg" - hier können Sie den Film kaufen


Karoline Schuch als Katharina von Bora und Devid Striesow als Martin Luther Foto:MDR/Steffen Junghans

Haben Sie sich vor den Dreharbeiten den Hollywood-Film "Luther" (2003) angesehen?
Striesow: Nein, den hatte ich noch gar nicht gesehen. Ich werde ihn mir aber auf jeden Fall noch ansehen. Allerdings würde ich bei so einem monumentalen Film lieber warten, bis ich ihn vielleicht nochmal irgendwo im Kino erwische. Sowas ist fürs Kino gemacht, dann muss man es auch so anschauen.

Der "Luther" im Kinofilm ist ein attraktiver Pop-Star, Ihr "Luther" wird dagegen auch in seinen schwächeren Momenten gezeigt...
Das stimmt. Wir steigen aber auch etwas später ein, nachdem die Thesen schon an die Kirchentür genagelt worden sind. Da ist er in Wittenberg schon angekommen und lebt in seinem Kloster ein ziemlich verwahrlostes Leben. Trotzdem ist er der Pop-Star seiner Zeit, das muss man ganz klar sagen. Er ist eine zerrissene Persönlichkeit. Ich vermute mal, dass im Kinofilm auch die ganze Gesellschaft dieser Zeit gezeigt wurde. Im Vergleich dazu versuchen wir, ganz nah ranzugehen. Insofern wird's intimer.


Katharina will bei den Marktfrauen anschreiben lassen, doch diese schicken sie weg, weil sie die Heirat mit Luther für Sünde halten Foto:MDR/EIKON Süd/Junghans

Abgesehen vom Luther-Jahr, warum ist der Film für die heutige Zeit relevant?
Bei uns steht ganz klar die Frau im Mittelpunkt, also Katharina von Bora, die spätere Katharina Luther. Der Film zeigt eine starke Frau in ihrer Zeit. Martin Luther rückt bei uns ein bisschen an die zweite Reihe. Es ist aber auch das Spannende an dem Film, im Reformationsjahr die Frau zu zeigen, die ihm den Rücken freigehalten hat. Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen.

Und trotzdem hatte sie es nicht leicht, gerade weil sie sich nicht in die vorgegebenen Strukturen eingefügt hat...
Im tragischsten Fall werden solche unangepassten Menschen erst nach ihrem Ableben berühmt. In Katharina Luthers Fall kommt hinzu, dass sie nach dem Ableben ihres Mannes keine Rolle mehr gespielt hat. Das ist das eigentlich Tragische an der Geschichte dieser Frau. Trotz ihrer Beständigkeit und Größe geriet sie in Vergessenheit und erst wir reaktivieren sie jetzt wieder und zollen ihr den gebührenden Respekt.


Katharina ist schwanger und hat Angst, dass die Worte der Äbtissin stimmen könnten und der Teufel sich ihrer bemächtigt hat Foto:MDR/EIKON Süd/Junghans

Wie halten Sie es selbst mit der Religion?
Mit der Religion ist es immer so ein bisschen schwierig, weil ich keiner Religion angehöre. Was Luther für einen Kampf gefochten hat gegen den Teufel als eine reale Persönlichkeit. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Diese Bedrohung spielt für uns ja keine Rolle mehr. Für die Menschen damals waren die Angst und die Panik vor dieser Teufelsnähe aber der Lebensinhalt. Religion bedeutet für uns heute nicht mehr diese krasse Zerrissenheit.

Im Film geht's am Rande auch um Urheberrechtsthemen. Sie sorgt dafür, dass er Geld für seine Schriften bekommt...
Ich will nicht den Luther-Forscher spielen, dazu habe ich es zu wenig ernsthaft betrieben, im Vergleich zu denjenigen, die das jeden Tag machen. Martin Luther hatte wohl finanzielle Mittel, hat darauf aber keinen Wert gelegt. Und Katharina Luther hat genau das abgefangen, was er vernachlässigt hat. Insofern ist es eine sehr schöne Parallelität dieser beiden Figuren.

Katharina und die anderen geflohenen Nonnen kommen in Wittenberg an - Martin Luther begrüßt sie Foto:MDR/EIKON Süd/Junghans

Der Film ist auch eine sehr schöne Liebesgeschichte...
Ja, eine sehr schöne! Er schrieb ganz tolle, sehr emotionale Liebesbriefe, wenn er auf diesen vielen Reisen war, die bei uns auch angedeutet werden. In den Briefen nannte er sie immer 'Mein Herr Käthe'. Sie hat zwar nicht die Reformation vorangetrieben, das hat schon er gemacht. Aber es muss ja immer Leute geben, die so eine extreme Persönlichkeit stützen und schützen. Das hat sie getan. Ohne sie wären er und sein Schaffen vielleicht nicht so bedeutungsvoll geworden...

Könnten man bei den beiden sagen: Gegensätze ziehen sich an?
Vielleicht. Ich mache aber eher immer mehr die Erfahrung, das Gleich und Gleich sich anziehen, weil man trotzdem eine Spannung aufbaut. Das hat, glaube ich, mit der Reife einer Persönlichkeit zu tun. Ich merke aber, dass man sich näher ist, wenn man sich ähnlicher ist.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.