"Der Minister": So wird die Guttenberg-Satire
Berlin - Der Morgen danach im Swimmingpool, Franz Ferdinand von und zu Donnersberg liegt im zerknitterten Anzug auf einer Plastikmatratze. Er ist berauscht vom Wahlsieg und vor allem von sich selbst. Doch er zittert innerlich und bangt – bis das Handy klingelt und Bundeskanzlerin Angela Merkel dran ist. Sie überbringt die frohe Botschaft: Ja, er hat's wieder geschafft. Minister! Verteidigungsminister! Ein Jubelschrei! Komik und Tragik liegen in dieser Filmszene nahe beieinander. Sie ist deshalb so symbolhaft für die gesamte Guttenberg-Satire „Der Minister“, die Sat.1 am Dienstag (12. März, 20.15 Uhr) zeigt.
Die Karriere des früheren Wirtschafts- und Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg glich schon immer einer Filmgeschichte, nun setzt Produzent Nico Hofmann („Dresden“, „Dschungelkind“) ihr das erste filmische Denkmal. „Der Minister“ erzählt den Aufstieg aus der oberfränkischen Provinz bis zum tiefen Fall nach der Aberkennung des Doktortitels wegen der hinlänglich bekannten Plagiatsaffäre. Es ist Hofmann und Regisseur Uwe Janson dabei durchweg gelungen, das Wesen eines durchgeknallten politischen Betriebs zu zeigen, in der sich die Akteure wie Marionetten vor den Kameras bewegen.
Der Star-Journalist wird zum Steigbügelhalter
Guttenberg, im Film Donnersberg genannt und von Kai Schumann gespielt, hat im Film lange Zeit einen Freund als Marionettenspieler. Max Drexel (Johann von Bülow) rettet ihn von Kindesbeinen an aus jedem Schlamassel, er hilft ihm erst durchs Abitur und schließlich schreibt er Donnersbergs Reden, die dessen Aufstieg in die Bundespolitik ermöglichen. Er ist der Strippenzieher im Hintergrund, auch die Entlarvung der in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit geht auf sein Konto. Ohnehin ist Max der Verfasser der Dissertation, die den einstigen Hoffnungsträger der CSU im echten Leben schließlich zu Fall brachte.
Bis auf die Geschichte von Max orientiert sich das Buch von „Der Minister“ an den tatsächlichen Ereignissen. Freilich heißen die Personen anders, Jan Breitmann, gespielt von Thomas Heinze erinnert in der Rolle des Chefredakteurs verdächtig an jenen der „Bild“-Zeitung, Kai Diekmann. Eher zufällig geraten Donnersberg und Breitmann aneinander und der Star-Journalist fährt für ihn den Steigbügel zum politischen Ruhm aus. Der junge Adlige wird von ihm zum Popstar der Politik gekürt, der zwar als Wirtschaftsminister keine Kompetenzen mitbringt („Ich verstehe doch gar nichts von Wirtschaft!“), aber dabei eben verdammt gut aussieht mit seiner blonden Viktoria (Alexandra Neldel) an der Seite.
In all dies rühren Drehbuchautorin Dorothee Schön und Regisseur Janson urkomische Bilder: Donnersberg und Max rütteln am Zaun des Kanzleramts wie einstmals der spätere Kanzler Gerhard Schröder; der Parteichef steht mit Eisenbahnermütze und spielt mit seiner Modelleisenbahn, so wie es dem CSU-Chef Horst Seehofer nachgesagt wird; und die herrische Kanzlerin, gespielt von Katharina Thalbach, teilt im Blazer mit Kochschürze Suppe aus.
Politsatire mit ein bisschen Slapstick
All dies ist seichtes Abendprogramm, der Zuschauer will lachen. Aber wer sich auf „Der Minister“ einlässt, wird um das Trauern nicht herumkommen. Denn gezeigt wird keine Witzfigur – Donnersberg ist kein aufgeblasener und gegelter Schaumschläger, sondern einer, der sich vor lauter sozialem Druck einfach durchmogeln muss. Donnersberg ist nicht nur der „Plagiator“, er ist auch Opfer – beides dürfte dem echten Karl-Theodor zu Guttenberg nicht gefallen, falls er den Film in seinem derzeitigen Domizil in den USA zu sehen bekommt.
„Der Minister“ ist ein bisschen Slapstick im Stakkato, ein wenig weichgezeichnete Politsatire plus Medienkritik – aber er zeigt auch gekonnt das Streben eitler Menschen nach Anerkennung. Der Film persifliert ebenso teils entlarvend die plattitüdenhafte Politikersprache. Zwar wirkt es reichlich dick aufgetragen, wenn Dirndl-Mädels wie beim Justin-Bieber-Konzert wegen Donnersberg kreischen. Doch: Für Sat.1-Verhältnisse sind erfreulich satirische 90 Minuten Film gelungen.