"Der Elektriker": So wird der neue Wien-"Tatort"

Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser starten mit "Der Elektriker" in ihre letzten Wiener "Tatort"-Folgen. Der Krimi bietet wenig Spektakel, dafür vertrautes Zusammenspiel, ruhige Spannung und einen Fall ohne große Überraschungen - aber genau darin liegt sein Charme.
von  (dr/spot)
Harald Krassnitzer (l.) und Adele Neuhauser (hier mit Michael Edlinger) ermitteln im Wiener-"Tatort: Der Elektriker" in einem Pflegeheim.
Harald Krassnitzer (l.) und Adele Neuhauser (hier mit Michael Edlinger) ermitteln im Wiener-"Tatort: Der Elektriker" in einem Pflegeheim. © ARD Degeto/Programmplanung und P

Harald Krassnitzer (65) und Adele Neuhauser (66) befinden sich auf ihrer großen Abschiedstour. Am Sonntag, dem 14. Dezember, zeigt das Erste ab 20:15 Uhr ihren drittletzten gemeinsamen "Tatort". In "Der Elektriker" setzen die Macher erfreulicherweise nicht auf Experimente, sondern auf das, was das Wiener Duo seit Jahren auszeichnet: vertrautes Zusammenspiel, leise Ironie und eine Ermittlungsarbeit, die ohne großes Tamtam auskommt. Und ja - ganz nebenbei lösen die beiden natürlich auch wieder einen Mordfall.

Darum geht's im "Tatort: Der Elektriker"

Ein ausgelöster Rauchmelder sorgt in einem Seniorenheim für minutenlange Aufregung. Als endlich wieder Ruhe einkehrt, wird ein 73-jähriger Bewohner tot in der Badewanne entdeckt: Danijel Filipovic (Roman Frankl, 71), einst als Haustechniker im Haus tätig. Für den diensthabenden Pfleger (Michael Edlinger, 34), der ihn gut gesichert im Hebelift über dem Wasser für kurze Zeit allein gelassen hatte, ist schnell klar: Das kann kein Unfall gewesen sein. Moritz Eisner (Krassnitzer) und Bibi Fellner (Neuhauser) nehmen die Ermittlungen auf.

Welche Rolle spielt Filipovics Tochter (Gabriela García-Vargas, 33)? Und könnte ein unerkannter "Todesengel" im Heim sein Unwesen treiben? Auch der vorbestrafte Fußpfleger und Kriegsveteran Ivica (Aleksandar Petrovic) gerät ins Blickfeld der Polizei. Um nachzuvollziehen, was sich in den chaotischen Minuten tatsächlich abspielte, dringen die Ermittler in die verborgenen Geschichten der Bewohner ein. Die elegante Anna (Elfriede Schüsseleder, 74) und der schlagfertige Ex-Oberkellner Fritz (Johannes Silberschneider, 66) steuern bereitwillig Hinweise und Andeutungen bei. Zudem muss Eisner sich mit einer charmanten Patientin (Martina Spitzer, 63) auseinandersetzen, zu der er eine Vergangenheit hat, die er Bibi lieber verschweigen würde. Erst als klar wird, wer im Heim noch alte Rechnungen offen hat, finden die beiden den entscheidenden Zugang zur Lösung des Falls...

Lohnt sich das Einschalten?

Ja - weil man die letzten gemeinsamen Auftritte von Bibi und Moritz nicht verpassen sollte. Und weil dieses Duo selbst durchschnittliche Stoffe mühelos trägt. Der Film selbst ist kein großer Wurf, aber ein grundsolider Sonntagabendkrimi: charmant, ruhig erzählt und ohne unnötige Sperenzchen.

Das Setting im Altersheim wirkt fast wie ein Kammerspiel, hat aber auch einen kleinen Haken: Viele Heimbewohner erscheinen erstaunlich fit und/oder jung und könnten ihr Leben wohl auch noch außerhalb einer solchen Einrichtung mühelos gestalten. Zwar wird das mit dem Hinweis der Macher abgemildert, dass es nicht nur ein Pflege- sondern auch ein Altersheim sei, realistisch wirkt es dennoch nicht. Auch der eigentliche Kriminalfall läuft auf eine Lösung hinaus, die man früh kommen sieht. Überraschungen bleiben rar - doch nicht jeder "Tatort" muss das Genre neu erfinden.

Trotz kleiner Schwächen macht der Film angenehm wenig falsch. Er plätschert nicht belanglos dahin, sondern bleibt durch das vertraute Zusammenspiel von Neuhauser und Krassnitzer durchgehend angenehm zu schauen. Kein Thriller, kein Psychodrama, kein Actionkracher - sondern ein klassischer "Tatort", der sich auf seine Figuren verlässt und damit genau den richtigen Ton trifft.

Darum: "Der Elektriker" ist bestimmt kein Höhepunkt der Wiener Reihe, aber ein würdiger Teil der Abschiedstour - solide, unaufgeregt und bestens geeignet, um den Sonntagabend entspannt ausklingen zu lassen.

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