Christine Eixenberger: "Satire muss dahin, wo es wehtut"

Mit der neuen Satire-Show "Nachsitzen mit Christine Eixenberger" geht es dem "oft vernachlässigten Bereich Bildung" an den Kragen. Unterhaltsam, pointiert und interaktiv wird es, wie die titelgebende Gastgeberin verspricht. Im Interview verrät sie auch die "Dreifaltigkeit ihrer Morgenroutine".
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In der Auftaktsendung der neuen Satire-Show "Nachsitzen mit Christine Eixenberger" begrüßt die titelgebende Gastgeberin Schauspieler und Komiker Michael Kessler (l.) sowie Stand-up-Comedian Maxi Gstettenbauer.
In der Auftaktsendung der neuen Satire-Show "Nachsitzen mit Christine Eixenberger" begrüßt die titelgebende Gastgeberin Schauspieler und Komiker Michael Kessler (l.) sowie Stand-up-Comedian Maxi Gstettenbauer. © BR/Constantin Entertainment GmbH/Martina Bogdahn

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer kennen Schauspielerin Christine Eixenberger (38) als Kommandantin der Freiwilligen Feuerwehr Murnau in der langjährigen Fernsehreihe "Marie fängt Feuer" (2016-2025). Nun kehrt die gebürtige Tegernseerin mit ihrer eigenen Satire-Show "Nachsitzen mit Christine Eixenberger" ins TV zurück. Das neue Format startet am 3. Juli um 21 Uhr im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek. Worum es in der Sendung geht, wie ein typischer Arbeitstag dafür aussieht und wie sie mit Lampenfieber oder Kritik umgeht, erzählt die Kabarettistin und Schauspielerin im Interview mit spot on news.

Was unterscheidet die Arbeit an einer fiktionalen Serie wie "Marie fängt Feuer" von einer satirischen Bühnenshow wie "Nachsitzen"?

Christine Eixenberger: Alles?! (lacht) Bei einem fiktionalen Format ist es ja in der Regel so, dass du ein Drehbuch bekommst und die Rolle und ihre Eigenschaften mit einem gewissen Interpretationsspielraum festgesteckt sind. Als Host in einer Satire-Show aufzutreten, gibt mir natürlich deutlich mehr Freiheiten - stilistisch wie thematisch.

Was dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer von Ihrer neuen Satire-Show erwarten, worum geht es?

Eixenberger: Ein stark sanierungsbedürftiges Studio und Fachkräftemangel vor wie hinter der Kamera. Außerdem male ich unsere Zuspieler in Echtzeit mit Kreide an eine Tafel. Gibt es jemanden, der hier nicht gerne einschalten wollen würde? Ich denke nicht. Nein, ernsthaft: In "Nachsitzen mit Christine Eixenberger" wird es um gesellschaftskritische und politische Themen gehen - mit großartigen Gästen.

Konkret laden wir an vier Donnerstagen je zwei prominente Größen aus der Kabarett- und Comedyszene ein. Und die wiederum nominieren jeweils zwei Politiker oder Politikerinnen, Unternehmen oder Personen des öffentlichen Lebens, die sich durch besonders kreative Fehltritte in letzter Zeit fürs Nachsitzen qualifiziert haben. Und am Ende der Sendung entscheidet das Publikum im Studio, wer für seinen Fauxpas den legendären "Blauen Brief" bekommen soll.

Was liegt Ihnen mit Ihrer Show besonders am Herzen, was wollten Sie unbedingt satirisch aufs Korn nehmen?

Eixenberger: Mit "Nachsitzen" rücken wir den oft vernachlässigten Bereich Bildung stärker in den Fokus. Den Blick auf den Bildungskosmos und seine Dauerbaustellen wie überfrachtete Lehrpläne, fehlende Digitalisierung und den Lehrermangel zu richten - oder auch einfach darauf, dass einigen Schülerinnen und Schülern der Schimmelbefall in der Schultoilette als Jackson-Pollock-Gemälde [Action Painting, Red.] verkauft wird -, das halte ich für dringend nötig.

Inwiefern unterscheidet sich Ihre neue Show von anderen Kabarett-Formaten im Fernsehen?

Eixenberger: Neu dürfte im Bereich der Kabarett-Shows sein, dass das Publikum interaktiv beteiligt wird. Die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen live im Studio abstimmen, wer den "Blauen Brief" bekommen soll. Außerdem wird alles ziemlich modern inszeniert - wir werden vor einer großen LED-Wand drehen, die einem das Gefühl vermittelt, in einem echten Klassenzimmer zu sitzen - in einem, in dem man sich wohlfühlt, wohl gemerkt.

Wie politisch darf oder soll Ihre Satire sein?

Eixenberger: Sicher ist sie in Teilen politisch, das lässt sich überhaupt nicht vermeiden, aber eben auch gesellschaftskritisch. Für mich ist Satire dann spannend, wenn sie dahingeht, wo es wehtut: zu den Widersprüchen, zu den Machtspielchen, zu den Dingen, bei denen einem das Lachen auch mal im Halse stecken bleibt. Das kann auf der politischen Ebene sein, fängt aber auch bei uns selbst an. Wir sind alle menschlich, allzu menschlich, und das bietet schon enormes Humorpotential.

Welche Rolle spielen persönliche Erfahrungen oder Beobachtungen aus Ihrem Alltag in der Sendung?

Eixenberger: Persönliche Erfahrungen mit Beobachtungen auf der politischen Bühne zu verknüpfen, ist für mich durchaus die Kunst des Kabaretts. Es gilt immer zu fragen: Was hat das Verhalten der "Großkopferten" mit mir persönlich zu tun, wie beeinflusst es mich, welche Widerstände weckt es in mir und warum? Und wo gibt es Überschneidungspunkte mit der Erfahrungswelt des Publikums? Das will ich herausarbeiten und so auf die Bühne bringen, dass das Publikum sagt: Ja, so is' es. Oder auch: Ah, SO ist es.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag in der Produktionsphase aus?

Eixenberger: Kaffee, Kurkuma-Ingwer-Tee, Katze-Kuh [Yoga-Übung für den Rücken]. Das ist die Dreifaltigkeit meiner Morgenroutine. Gut, zugegebenermaßen vernachlässige ich diese viel zu oft, weil ich schon im Bett anfange, am Handy zu recherchieren. Und ja, ich weiß, dass das nicht gesund ist - ich arbeite daran. Ich versuche mir oft zu denken: "Die Welt dreht sich weiter, auch wenn du gerade nicht weißt, welche kulinarische Köstlichkeit sich Markus Söder wieder einverleibt hat oder wie der Stand im Rosenkrieg zwischen Donald Trump und seiner Tech-Turteltaube Elon Musk gerade ist." Möge mich eine solche Liebe niemals finden.

Na ja, jedenfalls, wenn ich es dann eine Stunde später geschafft habe, tatsächlich aufzustehen, begleitet mich das Thema Recherche weiter durch den Tag. Hin- und wieder durchbrochen von Meetings, Calls und E-Mails mit Autorin Christina Schlag ["Browser Ballett"], Autor Thomas Lienenlüke [Nockherberg-Singspiel] und dem Team der Constantin Entertainment. Es wird also viel gesprochen, geschrieben, wieder gesprochen, geschrieben... Und dann gebe ich noch Interviews. Und das natürlich sehr gerne.

Wie gehen Sie mit Lampenfieber oder Kritik um - insbesondere bei einem neuen Format?

Eixenberger: Erstens: Lampenfieber empfinde ich per se als etwas Gutes. Das lässt dich wach, konzentriert und fokussiert bleiben. Und bezüglich möglicher negativer Kritik, würde man in Bayern sagen: "Scheiß da nix, dann feid da nix." Ich versuche mir nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wer was von mir erwarten und welchen Erwartungen ich wohlmöglich nicht gerecht werden könnte.

Apropos, welche Rolle spielt Ihre Herkunft aus dem bayerischen Oberland in Ihrem künstlerischen Schaffen?

Eixenberger: Schon allein sprachlich spielt meine Herkunft durchaus eine Rolle, denn ich spreche bayerisch - das ist Teil meiner Identität. Natürlich passe ich mich auch immer ein bisschen der Gegend an, in der ich auftrete. Ich möchte ja nicht, dass sich die Leute während der Show denken: "Was für eine seltsame Sprache spricht diese Frau?" Auch thematisch touchiere ich meine bayerische Heimat auf der Bühne immer wieder: Die Menschen lieben es, wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt - vor allem, wenn man aus Bayern kommt.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Agentur spot on news. Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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