AZ-Kritik zum ARD-Krimi: "Tatort - Der scheidende Schupo" - Explosiver Humor
Gleich zu Beginn der Folge wird der Ton für den Rest des Falls vorgegeben: Skurrile Charaktere, unerfüllte Liebe, ein Mordversuch und schwarzer Humor – das sind die Zutaten für den neuen Weimarer "Tatort". Und die Mischung weiß durchaus zu gefallen, auch wenn man es zum Ende hin mit den zahlreichen Drehungen und Wendungen vielleicht ein wenig übertrieben hat.
Ludwig Maria Pohl, genannt Lupo, ist "Der scheidende Schupo", ein Sonderling innerhalb der Polizeidienststelle, den keiner (außer den aufmerksamen Zuschauern der ersten drei Weimar-Tatorte) so richtig wahrnimmt. Das ändert sich schlagartig, als zuerst ein Bombenanschlag auf ihn verübt und kurz darauf eine tödliche Rizin-Vergiftung bei ihm festgestellt wird. Er hat nur noch zwei Tage zu leben und die Ermittler Kira Dorn und Lessing müssen seinen Mörder finden. Es geht um Liebe, Erbschaft und zum Schluss sogar eine Geiselnahme – die klassischen Krimi-Motive werden also allesamt abgedeckt.
Britischer Humor aus Weimar - wer's mag, wird gut unterhalten
Was den Weimarer "Tatort" von der Masse der Krimis im deutschen Fernsehen abhebt, ist vor allem der Humor. Der ist zeitweise derbe und sicher nicht jedermanns Sache, kommt er doch schon fast britisch daher. Da wäre beispielsweise der soeben einem Sprengstoffanschlag entgangene "Schupo", der über den Krater in seinem Garten einfach nur meint: "Ich wollte schon immer einen Seerosenteich haben." Oder die bei dem Anschlag in Stücke gerissene Frau, über die es später heißt: "Andrea wird immer noch größtenteils vermisst". Ab und an hat man es mit diesem Humor allerdings auch etwas übertrieben, vor allem beim Running-Gag mit Kinder-Kot – das ist eher "Hangover"-Niveau, als die feine britische Art.
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In dieser Mischung aus verrückter Geschichte und derbem Humor zu bestehen, ist sicherlich nicht ganz einfach, doch Christian Ulmen (41) und Nora Tschirner (35) scheinen langsam in ihre Rollen reinzuwachsen. Wer mit dem Weimarer Ermittler-Duo bislang nichts anfangen konnte, wird auch durch "Der scheidende Schupo" nicht überzeugt. Aber wer sich auf den etwas derberen Spross der großen "Tatort"-Familie erst einmal einlässt, wird 90 Minuten lang gut unterhalten.
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