AZ-Kritik: So war der "Polizeiruf 110"

Diese nördlich hartgesottenen Küstenkrimis von der Ostsee verlangen viel Geduld für die knappen, groben Ballerdialoge - die Staccato-Sätze werden von den Holzschnittfiguren fallengelassen wie Betonbrocken und Pflastersteine.
Der „Fischerkrieg“ aus der ARD-Reihe „Polizeiruf 110“ (Buch: Florian Oeller, Regie: Alexander Dierbach, NDR) ist ein Existenzkampf voller Interessenkonflikte: Piratenboote schädigen die Ostseefischer im Rostocker Hafen um ihre Fangquoten - aber dahinter steht auch professioneller Menschenschmuggel mit internationalen Flüchtlingen.
Die rauen Umgangsformen von Kommissar Bukow (Charly Hübner) und der ebenso scharfkantigen Kommissarin König (Anneke Kim Sarnau) ergeben eine schrille Aggressivität voller Argwohn und Brutalität. Man reagiert emotional und bissig, aber zugleich hat jeder einen Batzen Privatprobleme an der Backe.
Buckows Vater gerät als Schiffseigner bei diesem „Fischerkrieg“ in Mordverdacht, doch Buckow will trotz Befangenheit an dem Fall dranbleiben. Und die Kommissarin König bringt mit ihrer Suche nach ihren seit der Flucht bei Kriegsende verschollenen Eltern einen Anflug von melancholischen Erinnerungen in das Stimmungsbild der illegalen Überlebensstrategien.
Ein schwerblütiger Gewissenskrimi von Unrecht und Gewalt, der mit seinem explosiven regionalen Action-Getöse dennoch ziemlich kalt lässt.