ARD-Tatort "Der tiefe Schlaf": Die AZ-Kritik

Obwohl wir sämtliche regionalen Tatort-Marotten auswendig kennen, kann es einem guten Tatort-Team dennoch gelingen, mit einem außergewöhnlichen innerpolizeilichen Psycho-Reaktionstest zu überraschen: Eines der besten BR-Dramen mit den Münchner Fahndern Batic & Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) hat Autor-Regisseur Alexander Adolph aus dem professionell beiläufigen Umgang der Kollegen mit Gisbert, dem Neuen, ganz kühl und leise und ohne unnötigen Action-Krawall herausgeholt.
Gisbert - eine präzise Beflissenheits-Studie von Fabian Hinrichs als der norddeutsch Fremde mit dem Übereifer von einem, der so gern dazugehören und seinen sechsten Sinn für moderne Informationstechnik beweisen will, aber mit seiner verkrampften Kneifzangensprache überall aneckt.
Das Psycho-Spannungsfeld zwischen diesen Kollegen, die keine Antenne für einander haben („Nervensäge!“), wächst durch den tragischen Ausgang weit über diesen speziellen (und ungelöst bleibenden) Fall eines Serien-Sexualmords hinaus.
Eine bittere Erfahrung des ungewollten Versagens durch unachtsames menschliches Desinteresse bleibt bei den beschämten Fahndern hängen; Nichts kann man ungeschehen machen, nichts ist reparierbar. Und ein Tatortkrimi, in dem sich die Kriminaler Gedanken machen über ihre „Muffigkeit“ und ihr schlechtes Gewissen, ist schon etwas Besonderes!