"Zwölf Freunde müsst ihr sein"

Spitzenspiel in Friedrichshafen, Europapokal gegen Zagreb: Generali Haching kann den nächsten Schritt machen - hin zur neuen Nummer eins im deutschen Volleyball. Die beiden Leistungsträger im Gespräch.
von  Abendzeitung
Generali Haching auf dem Vormarsch: Marco Liefke (l.) und Patrick Schwaack im Gespräch mit AZ-Reporter Reinhard Franke (r.).
Generali Haching auf dem Vormarsch: Marco Liefke (l.) und Patrick Schwaack im Gespräch mit AZ-Reporter Reinhard Franke (r.). © Philippe Ruiz

Spitzenspiel in Friedrichshafen, Europapokal gegen Zagreb: Generali Haching kann den nächsten Schritt machen - hin zur neuen Nummer eins im deutschen Volleyball. Die beiden Leistungsträger im Gespräch.

AZ: Glückwunsch zur Tabellenführung! Vier Siege in vier Spielen. Am Samstag geht es für Generali Haching zum Spitzenspiel nach Friedrichshafen, am Dienstag dann im Europapokal nach Zagreb. Sie, Herr Schwaack, sind vor der Saison aus Frankreich nach Haching zurückgekehrt, und Sie, Herr Liefke, sind der Kapitän. Sie können bestimmt das Erfolgsgeheimnis der Hachinger Volleyballer erklären.

PATRICK SCHWAACK: Die neue Mannschaft mit den vielen Neuzugängen hat sich sehr schnell gefunden - auf und neben dem Platz. Es passt einfach. Einige kennen sich schon von der Euro-League und der Nationalmannschaft. Wir sind zwölf gute Freunde, die auch privat viel zusammen unternehmen.

Sie beide sind Leistungsträger. Sind Sie auch die Chefs?

SCHWAACK: Bei uns gibt es nicht zwei, drei Spieler, die den Oberchef raushängen lassen und der Rest muss spuren. Hier herrscht ein harmonisches Miteinander. Bei uns sind die älteren Spieler sehr relaxt – und daher herrscht ein gutes Klima mit einer gesunden Hierrachie.

MARCO LIEFKE: Manchmal muss halt einer entscheiden, weil sich gewisse Dinge nicht für eine Abstimmung anbierten. Das bin dann ich, aber immer in Abstimmung mit dem Mannschaftsrat. Ich bin nun mal der Erfahrenste im Team und froh, dass die Jungs mich zum Kapitän bestimmt haben.

Herr Liefke, Sie waren acht Jahre in der Metropole Berlin, danach in Polen. Ist der Wechsel ins kleine Unterhaching kein Kulturschock?

LIEFKE: Nein. Mir gefällt das beschauliche Haching sehr gut. Ich genieße es, mit dem Fahrrad zum Training zu fahren. In Berlin macht das keinen Spaß. Da musst du aufpassen, dass du das überlebst (lacht). Haching ist ein schlafender Riese und für mich sportlich eine Herausforderung. Und Friedrichshafen, das absolute Topteam, sucht sich inzwischen eher jüngere Spieler.

Erklären Sie uns doch mal den Unterschied zum Volleyball in Polen...

LIEFKE: Die Aufmerksamkeit der Leute ist in Polen viel größer als bei uns. Da werden die Spiele im Pay-TV übertragen, hier gibt es Volleyball nur im Internet. In Polen laufen jedes Wochenende drei Spiele live – und tatsächlich zahlen die Fans auch dafür Geld. Für die hat Volleyball den gleichen Stellenwert wie Fußball.

Wie kann denn die Popularität des Volleyballs bei uns gesteigert werden?

SCHWAACK: Nur über die Medien. Friedrichshafen hat zwar die Champions League gewonnen, aber das haben nur wenige mitbekommen. Wenn das Nationalteam bei der WM unter die besten Fünf kommt, dann kann da eine Euphorie ausgelöst werden wie beim Handball.

Herr Schwaack, es ist ihre zweite Rückkehr nach Haching. Warum?

SCHWAACK: Ganz klar: Haching ist mein Zuhause. Ich fühle mich hier pudelwohl. Sicher ist es nicht üblich, zweimal zu einem Verein zurückzukehren, aber für mich hat alles gepasst. Ich studiere nebenbei Sportwissenschaften. Mein Traum ist es, nach der Karriere hier im Verein im Management zu arbeiten.

Und was macht der Kapitän nach der Karriere?

LIEFKE: Ich will Trainer werden. Das einzige, wovon ich etwas verstehe, ist Volleyball. Die Hälfte, die ich dafür brauche, habe ich nebenbei gelernt, den Rest lernt man dann als Trainer dazu.

Und welchen Stellenwert hat der Verein Generali Haching in Deutschland?

LIEFKE: Das Ziel muss sein, dass man zwar Generali Haching heißt, aber als der Münchner Volleyballverein etabliert und bekannt ist.

Interview: Reinhard Franke

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