Zweites Gold für Schaffelhuber: Anna die Große

Monoski-Star Anna Schaffelhuber holt bei den Paralympics im Super-G die zweite Goldmedaille. In drei weiteren Rennen geht die Münchnerin als Favoritin an den Start: „Sie strebt nach Perfektion“  
Julian Galinski |
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Monoski-Star Anna Schaffelhuber holt bei den Paralympics im Super-G die zweite Goldmedaille. In drei weiteren Rennen geht die Münchnerin als Favoritin an den Start: „Sie strebt nach Perfektion“

SOTSCHI Anna Schaffelhuber wusste genau: Wenn sie zu viel riskiert, landet sie womöglich im Krankenhaus. Wenn sie zu wenig riskiert, platzt ihr Traum von einer Paralympischen Goldmedaille im Super-G. Also warf sie sich auf die Piste von Rosa Chutor – und legte einen nahezu perfekten Lauf hin: Zweites Gold im zweiten Wettbewerb – die 21-jährige Münchnerin ist schon jetzt die Ski-Königin dieser Paralympics.

7500 Zuschauer im ausverkauften Park feierten Schaffelhuber, die am Samstag schon Gold in der Abfahrt geholt hatte. Die gebürtige Regensburgerin begeistert die Massen – weil sie auf der Piste wahnsinnig schnell ist und abseits davon die Menschen mit ihrer überaus optimistischen Ausstrahlung und ihrer Eloquenz begeistert. Bescheiden ist Schaffelhuber, die seit der Geburt vom Becken abwärts querschnittsgelähmt ist, sowieso. „Der Rummel ist schon ungewohnt“, sagt sie, „aber natürlich ist die Aufmerksamkeit auch schön.“

Dabei ist ihr Erfolg in Sotschi alles andere als eine Überraschung. Seit 2011 hat sie dreimal in Serie den Gesamt-Weltcup gewonnen, 2013/14 fünfzehn von sechzehn Rennen. Viermalige Weltmeisterin ist sie außerdem. Weil hinter ihrem strahlenden Lächeln die Besessenheit einer Championesse steckt. „Sie arbeitet ständig an sich“, sagt Bundestrainer Justus Wolf zur AZ. Im Sommer 2013 hatten sie ihr komplettes Training umgestellt, viel mehr harte Intervalle absolviert. Schaffelhuber hat es voll durchgezogen.

„Sie ist sehr stark im Kopf“, sagt Wolf. „Auf der Piste kann sie die Lage immer sehr gut einschätzen. So findet sie die richtige Mischung zwischen Angriff und Taktik. Sie weiß genau, an welchen Stellen sie auch etwas rausnehmen muss.“

Was in Rosa Chutor auch absolut notwendig ist. „Im Super-G der Monoskifahrerinnen wurden schon wieder zwei Athletinnen mit dem Heli abtransportiert“, sagt Wolf. Schaffelhuber musste zuschauen, wie ihre verletzten Bekannten, die US-Amerikanerinnen Alana Nichols und Stephani Victor, ins Krankenhaus geflogen wurden. Aber sie ließ sich davon nicht den Mut rauben – und bezwang die eisige und überaus anspruchsvolle Herausforderung.

Im Medaillenspiegel hält Schaffelhuber Deutschland fast alleine auf Kurs – mit zwei Dritteln der bisherigen Goldmedaillen. „Anna wird eine ganz Große, da bin ich sicher", sagt Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes. Und scheint dabei zu übersehen, dass Schaffelhuber mit gerade einmal Anfang 20 schon längst eine ganz Große ist, auf dem besten Weg, nach Biathletin Verena Bentele das neue Gesicht des deutschen Behindertensports zu werden. „Sie ist noch sehr jung, ihre Entwicklung längst nicht am Ende. Aber trotzdem bringt sie diese Coolness mit. Sie ist bodenständig und sympathisch“, sagt Beucher.

Tatsächlich hat Schaffelhuber aber nicht nur ein gutes Jahrzehnt im Spitzensport vor sich, sondern nun erst einmal ganz konkret drei weitere Gold-Chancen: In der Super–Kombination am Dienstag, im Slalom, ihrer Paradedisziplin am Freitag und in Riesenslalom am Sonntag.

Aber egal ob zwei oder fünf Goldmedaillen: Schaffelhuber wird als große Siegerin nach München zurückkehren. Und weiter fahren, weiter basteln, mit dem Ziel, immer noch schneller zu werden. „Sie strebt nach Perfektion“, sagt Trainer Wolf.

 

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