Zwei-Klassen-Formel 1? Ohne BMW!
Theissen droht mit Ausstieg – weil Budgets auf 44 Millionen Euro gedrosselt werden sollen.
MÜNCHEN Ausgerechnet mitten in der schwersten sportlichen Krise des Teams droht BMW mit dem Ausstieg aus der Formel 1 – weil sie künftig deutlich weniger ausgeben sollen. Hintergrund ist der Streit um die Budgetgrenze, bei dem die Münchner nun Ferrari unterstützen.
„Eine Zwei-Klassen-Formel 1 ist nicht attraktiv für BMW“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. Zwar habe man mit dem Vorstand das Formel-1-Engagement im Februar einer Bewertung unterzogen, aber wenn sich die Rahmenbedingungen ändern würden, „hat das auch Auswirkungen aufs Projekt“.
Nun hängt alles vom Treffen der Teamvereinigung FOTA am Mittwoch in London ab; dann soll im Machtkampf mit dem Automobil-Weltverband FIA eine gemeinsame Position der insgesamt 10 Rennställe gefunden werden. „Natürlich ist das nicht einfach, wenn das reichste Team fünfmal soviel Geld hat wie das ärmste. Aber wir haben die Flexibilität, auf die anderen zuzugehen“, sagte Theissen. Der BMW-Etat liegt in dieser Saison bei geschätzten 210 Millionen Euro, bei Toyota sind es sogar 280 Millionen.
Laut Theissen sei man nicht generell gegen eine Kostenbremse, es gehe nur um die richtige Zahl: „Man kann das nicht einfach um den Faktor drei eindampfen. Es wäre zum Beispiel ein gleitender Pfad über zwei, drei Jahre denkbar.“
FIA-Chef Max Mosley hatte eine ab 2010 gültige Budgetgrenze von rund 44 Millionen Euro pro Team durchgedrückt. Wer sich daran hält, bekommt große Freiheiten bei der Aerodynamik und der Motorenleistung der Autos. Dagegen bleiben Rennställen, die weiterhin mehr investieren wollen, diese Vorteile verwehrt.
Wegen der geplanten „Zwei-Klassen-Formel 1“ hatte vor BMW schon Ferrari-Chef Luca di Montezemolo mit dem Ausstieg gedroht. Dafür bekam der Italiener, gleichzeitig FOTA-Chef, Rückendeckung von Theissen: „Ferrari ist ein Vorreiter wider Willen. Was di Montezemolo nach außen vertritt, ist FOTA-Gedankengut.“
Zumindest das von BMW – aber sicher nicht von allen Team.s Die ärmeren Rennställe wie Williams, WM-Spitzenreiter Brawn oder Force India haben sich klar für eine niedrige Budgetgrenze ausgesprochen. Selbst Hersteller wie Mercedes oder Renault liebäugeln in Zeiten der Wirtschaftskrise mit der Idee einer radikalen Kostensenkung.
Mosley hatte unlängst gelassen auf die Ausstiegsdrohung der Formel-1-Legende Ferrari reagiert: „Es wäre sehr, sehr traurig, Ferrari zu verlieren. Es ist Italiens Nationalteam. Die Formel 1 überlebt aber auch ohne Ferrari.“ Das gilt natürlich wohl auch für BMW.