Zeitfahren: Froome gewinnt das Sekundenspiel
Nach dem dritten Etappensieg des Tour-Dominators Christopher Froome nimmt der zweite Gesamtsieg eines Briten immer konkretere Formen an. Von den Champs Elysées trennen den Träger des Gelben Trikots nur noch vier Etappen.
Paris - Froome baute seinen Vorsprung im Gesamtklassement beim Einzelzeitfahren am Mittwoch auf den 32 Kilometern zwischen Embrun und Chorges weiter aus. Den vermeintlichen Höhepunkt der 100. Tour de France, den am Donnerstag anstehenden doppelten Anstieg nach L'Alpe d'Huez, nimmt er mit 4:34 Minuten Vorsprung auf den zweimaligen Toursieger Alberto Contador in Angriff.
Der Spanier verlor in Chorges als Tageszweiter neun Sekunden auf Froome, der bei den Zwischenzeiten noch zurückgelegen hatte und auf der Schlussabfahrt alles wieder hereinholte. Als Froome die Ziellinie als Schnellster passierte hatte, schüttelte Contador nur den Kopf. Erwartungsgemäß hatte Weltmeister Tony Martin, der auf dem Gipfel des letzten Anstiegs wie viele andere nach ihm auf seine Zeitfahrmaschine umstieg, bei der Vergabe der ersten Plätze keine Rolle gespielt. Der Sieger des Zeitfahrens von Mont Saint-Michel, damals knapp vor Froome, musste sich nach 54:39 Minuten mit Rang 27 begnügen, Altmeister Andreas Klöden kam als bester Deutscher auf Rang 21.
Martin nutzte die Tagestour über zwei deftige Anstiege mit gefährlichen Abfahrten aber zu einem Test für zukünftige Tour-Aufgaben. „Das war ein Zeitfahren, das mir nicht gelegen hat. Das wusste ich vorher, deshalb war es eine kleine Standortbestimmung: Wo stehe ich am Berg, was muss ich noch tun, um ganz vorne mitzuspielen zu können? Ich werde mich mit Trainern und Betreuern beraten, wo wir aktuell stehen“, erklärte der 28-jährige Wahlschweizer nach dem Rennen durch die traumhafte Alpenlandschaft.
Im kommenden Jahr will er als „neuer“, vor allem leichterer Tony Martin die Tour in Angriff nehmen und sich ernsthaft am Gesamtklassement orientieren. Seine Bilanz vom Mittwoch könnte lauten: Da steht ihm noch viel Arbeit bevor.
Ein nächster Bergtest folgt am Donnerstag. Die 18. Etappe, bei der der mystische Anstieg nach L'Alpe d'Huez erstmals zweimal gemeistert werden muss, soll der Höhepunkt der Jubiläumstour werden. Die Organisatoren rechnen mit 1,5 Millionen Fans am 13,8 Kilometer langen Aufstieg in den 1850 Meter hoch gelegenen Skiort. Um die Doppelbesteigung möglich zu machen, müssen die Fahrer die lebensgefährliche Abfahrt vom Col de Sarenne in Kauf nehmen. Die Straße ist nicht befestigt oder begrenzt. „Wenn du fällst, fällst du 500 Meter tief“, hatte Andy Schleck vorher gewarnt, und Martin kennt „keine Abfahrt mit diesem Gefahrenpotenzial“.
Froomes vielleicht zu frommer Wunsch für Donnerstag: „Ich hoffe, dass niemand zu hohes Risiko geht.“
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