Wolfs Siegesserie gerissen
BERLIN - Nach elf Monaten ohne Niederlage verliert die Berliner Eisschnelllauf-Queen ausgerechnet auf ihrer Heimbahn.
Jenny Wolfs Sieges-Serie reißt, Daniela Anschütz- Thoms wiederholt das beste Weltcup-Resultat ihrer Karriere: Am zweiten Tag des Eisschnelllauf-Weltcups in Berlin musste die 29 Jahre alte Weltmeisterin Wolf auf ihrer Hausbahn die erste Niederlage über 500 Meter seit elf Monaten hinnehmen. Daniela Anschütz-Thoms verblüffte hingegen mit ihrem zweiten Platz in der 3000-m-Konkurrenz.
Den Weg zum 28. Weltcupsieg verbaute Jenny Wolf ihre Dauer-Rivalin Wang Beixing. Die Chinesin lief in 37,91 Sekunden 4/100 Sekunden schneller als Jenny Wolf, die am Vortag mit Bahnrekord von 37,75 noch knapp triumphiert und damit ihren 27. Weltcup-Erfolg erkämpfte hatte. „Das hat mich schon überrascht, wie sie auf der Zielgeraden noch angezischt kam“, meinte die Weltrekordlerin, die in 10,19 Sekunden eine 100-m-Angangszeit vorgelegt hatte, die sogar unter ihrem eigenen Weltrekord von 10,22 Sekunden liegt.
„Ich habe mich geärgert, dass ich auf der Zielgerade die Nerven verloren habe und technisch nicht gut gelaufen bin. Aber mit dieser Situation, dass noch eine von hinten kommt, bin ich selten konfrontiert“, meinte Jenny Wolf schmunzelnd. Seit dem 8. Dezember 2007 hatte sie keines der zehn Weltcuprennen über 500 Meter sowie die WM-Rennen im Sprint-Mehrkampf und auf der Einzelstrecke mehr verloren. Und damals war es in Heerenveen gleichfalls Wang Beixing, die ihr die bei dato letzte Niederlage beibrachte.
Traurig über das Ende der Traum-Serie war die Berlinerin aber nicht: „Wenn Beixing dabei ist, werden es immer spannende Rennen. Darauf Freude ich mich“, meinte die Zweitplatzierte und war ganz gerührt, dass die 2000 Zuschauer ihr auch für den Ehrenplatz begeistert Applaus spendeten.
Über 3000 m überraschte die WM-Dritte Daniela Anschütz-Thoms mit einem Fabel-Lauf. In 4:07,08 Minuten landete die 33 Jahre alte Erfurterin hinter Martina Sablikova (Tschechien/4:03,70) auf einem glänzenden zweiten Platz und kam damit zum fünften Mal im Weltcup auf diesen Ehrenrang. Zuletzt hatte sie im März 2006 in Calgary Platz zwei über 3000 Meter belegt. „Ich bin froh, dass ich zum Anfang der Saison schon so gut in Schuss bin, aber dass 4:07 zum Treppchen reichen, hat mich verwundert“, meinte die Team-Olympiasiegerin, die nie ein Weltcup-Einzelrennen gewonnen hat.
Lokalmatadorin Claudia Pechstein zögerte lange, ob sie mit ihrer Muskelverhärtung im Oberschenkel überhaupt an den Start gehen solle. Schließlich entschied sich die Berlinerin für eine Teilnahme, wurde in 4:08,42 Minuten Fünfte und von ihrem Publikum begeistert gefeiert.
Ein böses Ende nahm das 500-m-Herren der Herren für Weltmeister Jeremy Wotherspoon. Nach seinem Sturz ausgangs der zweiten Kurve prallte der Kanadier unglücklich gegen die Bande und musste mit Verdacht auf Oberarmbruch ins Krankenhaus gebracht worden. Am Freitag hatte sich sein Landsmann Mike Ireland bei einem Sturz bereits die Schulter ausgekugelt. Bei seinem Sieg am Samstag verbesserte der Japaner Joji Kato in 34,70 Sekunden den Bahnrekord von Wotherspoon um 0,15 Sekunden. Über 1500 m holte sich der Niederländer Sven Kramer nach den 5000 m am Vortag seinen zweiten Streckensieg. In 1:45,69 komplettierte der 22-Jährige den Vierfach-Erfolg der Oranjes. Tobias Schneider aus Berlin war auf Platz 15 bester Deutscher (1:48,92).
dpa
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