WM-Silber für Schrader - "Ein Triumph für ihn"
Ein glänzendes Comeback auf der Zehnkampf-Weltbühne feierte der Leverkusener Michael Schrader in Moskau mit dem Gewinn von WM-Silber. 16 Jahre nach Frank Busemann gewann erstmals wieder ein Deutscher bei einer Leichtathletik-WM eine Mehrkampf-Medaille.
Moskau - Im abschließenden 1500-Meter-Lauf verteidigte der 24-jährige Olympia-Zehnte von 2008 den zweiten Platz mit 8670 Punkten hinter Olympiasieger Ashton Eaton (USA), der mit 8809 Punkte eine Weltjahresbestleistung aufstellte.
"Zehnkämpfer waren in Deutschland immer Helden der Nation. Deshalb ist es ein traumhafter Start in die WM", sagte sich Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und Freude sich speziell für Schrader: "Das ist eine besondere Story und für ihn nach so langer Durststrecke ein Triumph."
Komplettiert wurde die deutsche Zehnkampf-Renaissance durch den siebten Rang für Rico Freimuth (Halle/Saale), der 8382 Punkte sammelte. Europameister Pascal Behrenbruch (Frankfurt/Main) konnte seinen Traum von einer WM-Medaille nicht verwirklichen und wurde mit 8316 Punkten Elfter.
Für Schrader ging eine lange Leidenszeit zu Ende. Von 2009 bis 2013 konnte er wegen Verletzungen keinen Zehnkampf beenden. Erst im Mai in Ulm meldete er sich mit 8427 Punkten wieder zurück. "Einen Wettkampf ohne Krämpfe habe ich seit Jahren nicht mehr gehabt", sagte Schrader, der "ohne Ziel und Prognose" in den WM-Kampf ging und "nur gesund durchkommen" wollte. Am Ende hatte er über 400 Meter sowie mit Diskus und Speer persönliche Bestleistungen aufgestellt und in zwei weiteren Disziplinen eingestellt.
Um kein Gesundheitsrisiko einzugehen, ließ er es im Hochsprung mit vier Versuchen ("Sonst hätte ich mein Knie komplett kaputt gemacht") und im Speerwurf mit einem Versuch bewenden. Dieser Wurf hatte es aber in sich: Der Speer flog auf 65,67 Meter und damit 1,63 Meter weiter als jemals zuvor. "Nach so einer Bestleistung hat er Kraft für die 1500 Meter sparen wollen", sagte Chefbundestrainer Idriss Gonschinska.
Stark trumpfte auch Schraders Wohngemeinschaftspartner-Partner Freimuth auf. "Der Micha holt eine Medaille", prophezeite sein Freund schon zur Zehnkampf-Halbzeit und gönnte ihm den Erfolg von ganzen Herzen: "Das hat er weiß Gott verdient." Für das in Halle lebende Duo ist das gute Klima in der Männer-WM ein Geheimnis des Erfolges. "Wir haben die gleichen Interessen und den gleichen Humor", sagte Freimuth. "Die Konkurrenz ist im eigenen Haus, die Konkurrenz ist sogar der beste Freund. Das motiviert zusätzlich."
Dagegen konnte Einzelgänger Behrenbruch sein Potenzial in fast keiner Disziplin abrufen. "Ich bin der Mann des zweiten Tages", hatte Behrenbruch nach den ersten fünf Disziplinen und Platz sieben im Zwischenklassement noch getönt.
- Themen:
- Europameister