WM-Marketingchef Stankalla im Interview: "Hier hat sich echt was getan"

Ex-Skistar Stankalla,der fürs Marketing der Ski-WM zuständig war, erläutert, wie sich Garmisch-Partenkirchenherausgeputzt hat.
AZ: Herr Stankalla, sind Sie eigentlich Garmischer oder Partenkirchener?
STEFAN STANKALLA: Ich sehe das nicht so streng. Die ersten elf Jahre habe ich in Oberau gewohnt, bin dann nach Garmisch gezogen, aber immer noch für den Skiclub Partenkirchen gefahren. Jetzt wohne ich in Partenkirchen, bin aber mittlerweile in beiden Skiklubs.
Wie kamen Sie damals zu dem Marketing-Job?
Ich habe ja 2004 aufgehört mit dem Rennlauf, danach bis Herbst 2007 an der Stuttgarter Berufsakademie BWL Fachrichtung Sportmanagement studiert – und dann übergangslos beim Organisationskomitee der Ski-WM angefangen. Im Sommer 2006 gab’s ja den Zuschlag, im Januar 2007 wurde die Veranstaltungs-GmbH gegründet. Danach gab es eineinhalb Geschäftsführer, eine Sekretärin und ab Herbst dann noch den Marketing-Leiter Stankalla.
Wie hat sich Garmisch seitdem entwickelt? Lange Zeit hatte der Ort ja ein eher verschnarchtes, behäbiges, langweiliges Image.
Es sind in dieser Zeit neue Bergbahnen und neue Strecken entstanden, auch die Beschneiung wurde verbessert. Es wurde einfach viel ins Skigebiet investiert. Gleichzeitig hat sich der Ort ein neues Image gegeben, indem er auch ein neues Logo kreierte. Es wurden Zielgruppen definiert, der ganze Marketingprozess nochmal durchschritten, und somit hat man für sich eine neue touristische Definition gefunden.
Wie hat sich das konkret ausgewirkt?
Der Ort selbst, auch die Zugspitzbahn, jeder hat die Zeit des Umbaus und der Weiterentwicklung genutzt, um sich auf ein besseres Niveau zu bringen. Ich habe festgestellt, dass vor allem durch den Umbau der Kandahar, mit dem neuen Schlussabschnitt, dem „Freien Fall“, dem steilsten Stück des Ski-Weltcups, viele Leute gekommen sind, die sonst durch Garmisch durchfahren. Ich habe oft im Lift oder auf der Piste gehört: ,Hey, da kann man ja wirklich wieder zum Skifahren herkommen. Da brauch’ ich gar nicht mehr nach Österreich. Das sind ja tolle Pisten geworden: breiter, gute Beschneiung, alles.’ Ich glaube, da hat ein Wandlungsprozess stattgefunden. Viele versuchen’s mal wieder in Garmisch, vielleicht weil der Ort auch durch die Ski-WM jetzt mehr in den Medien ist. Und viele stellen fest: Hier hat sich echt was getan.
Macht sich das in Zahlen bemerkbar?
Wenn ich mit den Tourismus-Verantwortlichen oder der Zugspitzbahn rede, dann sind die schon zufrieden mit den Besucherzahlen.
Mal abgesehen von der jüngsten Idee, das Zugspitzplatt per Tunnel mit der Ehrwalder Alm zu verbinden – wie ausgereizt ist das Skigebiet nach den Verbesserungen der vergangenen Jahre?
Die Idee mit Ehrwald klingt wild. Und verbessern im Skigebiet? Kann man immer was. Aber fünf beschneite Talabfahrten – das findet man im gesamten Alpenraum kaum. Klar, wir haben nicht die Anzahl der Pistenkilometer wie manche Gebiete in Österreich oder Südtirol. Aber eine Woche kann man hier leicht und sehr schön verbringen.
Besonders dekorativ ist ja immer die Kamerafahrt kurz vor dem Rennen. Ist das nicht was für Sie als Ex-Rennläufer?
Für den ORF fahren ja der Hans Knauss und die Alexandra Meissnitzer, fürs ZDF der Marco Büchel. Mich haben sie letztes Jahr tatsächlich auch gefragt, aber ich kann ja nicht. Ich muss mich ja am Berg um Netze und Schaufeln kümmern.
Aber jucken würde es Sie irgendwie doch?
Ich habe vor zwei Jahren Vorläufer bei der Deutschen Meisterschaft gemacht, im SuperG. Vom Kopf und von den gelernten Abläufen ist noch alles so wie früher, aber du hast nicht mehr den Körper dazu. Mir hat nach zwei Fahrten so das Kreuz weh getan! Wahnsinn. Und einen Muskelkater hatte ich am nächsten Tag! Unglaublich. Zwei Mal Super G, also 1:20 Minuten. Da habe ich erst kapiert, warum wir immer so viel trainiert haben. Und das Schlimme ist: Für die Deutsche Meisterschaft im März hier in Garmisch haben sie mich schon wieder eingeplant.
Interview: Thomas Becker