„Wird schon hinhau’n“

Donnerstag Basketball, Freitag Eishockey, Samstag Basketball. Die AZ erklärt, wie der Umbau in der Olympia-Eishalle funktioniert
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In seiner Halle spielen künftig zwei Vereine - in zwei verschiedenen Sportarten: Betriebsleiter Michael Hölzl vor der Olympia-Eishalle, die sich künftig der EHC München (Eishockey) und der FC Bayern (Basketball) teilen werden.
Petra Schramek In seiner Halle spielen künftig zwei Vereine - in zwei verschiedenen Sportarten: Betriebsleiter Michael Hölzl vor der Olympia-Eishalle, die sich künftig der EHC München (Eishockey) und der FC Bayern (Basketball) teilen werden.

Donnerstag Basketball, Freitag Eishockey, Samstag Basketball. Die AZ erklärt, wie der Umbau in der Olympia-Eishalle funktioniert

MÜNCHEN Rom 25, was sonst. Nicht Stockholm 10, Berlin 12, ganz zu schweigen von Helsinki 15. Erst recht nicht Melbourne 65, meine Güte. Sicher, auch das hätte die Sportparkettfirma aus Stephanskirchen im Sortiment. Aber es ging eben nur Rom 25. Der einzig mobile Sportboden, der die Norm des Basketball-Weltverbands erfüllt. Bei Durchbiegungsmulde und Ballreflexion. DIN V 18032-2. Gut zu wissen, vor dem Umbau in der Olympia-Eishalle, wo künftig Eishockey und Basketball gespielt wird.

Ab sofort teilen sich die Eishackler vom EHC die Halle mit den Basketballern des FC Bayern. 16 Heimspiele haben die Zweitliga-Korbjäger, das sind 32 Umbauten. Vom Eis aufs Parkett und wieder zurück, das ist auch für Michael Hölzl neu. 43 ist er, seit 23 Jahren im Olympiapark, erlebt hat er so etwas auch noch nicht.

„So an die zehn Stunden“ schätzt Hölzl die Umbauzeit und sagt: „Wird schon hinhau’n.“ Bis zur Bayern-Premiere, der Test gegen Bamberg, Donnerstag 19 Uhr. Fertig sein muss alles aber schon neun Stunden vorher. Der Fahrplan ist eng. Mittwochnachmittag Training des EHC, danach bis 22 Uhr öffentlicher Eislauf. Donnerstag 10 Uhr ist schon Aufwärmtraining der Bayern. „40 Leute werden da parallel rumwurschteln“, sagt Hölzl. Sie kommen von den jeweiligen Herstellern und Lieferanten. Bodenverleger, Tribünenbauer. Und das geht so:

Erstens, der Isolierboden einer Gilchinger Kunststoff-Firma. Schützt Eis und Parkett. Polyurethanschaum, gepresst. Zusammengelegt aus Einzelplatten, 2,44 Meter auf 1,22. Dicke 2,5 Zentimeter. Erfüllt selbstredend Rutschhemmklasse R9 und Brandschutzklasse B1. DIN 4102.

Darauf kommt eine Schaumstoff-Elastikschicht, dann sind die Holzverleger dran. Erst stabiles Birkensperrholz, dann als letzte Schicht Rom 25. Zuletzt beim Hersteller mit Anti-Rutsch-Lack versiegelt, mit Linien, Markierungen, Werbung bemalt. Müssen sie nur richtig zusammensetzen. Sieht sonst komisch aus. Insgesamt 283 einzelne Rechtecke und Quadrate, eine Menge Holz, aber doch viel weniger Fläche als das Eis. Beim Basketball ist das Spielfeld 32 auf 19 Meter. Beim Eishockey 60 auf 30.

Bei der Art des Holzes hatte Bayern übrigens die Wahl. Eiche, Esche, Buche, oder, am teuersten, Kanadischer Ahorn. Selten genommen, zuletzt von den Stephanskirchnern verlegt bei Olympia 2008 in Peking. Ja, welches Bäumerl hätten S’ denn gern? Die Bayern nahmen Eiche. Farblich am dunkelsten. Preislich am billigsten.

Man blieb am Boden. Sparen, besser so, die Halle kostet genug, Auf- und Abbau muss nämlich der FC Bayern übernehmen. Die wollten ja unbedingt rein in die Halle, also müssen sie auch zahlen. Das ist Teil des Hallen-Mietvertrags mit dem Olympiapark. Hochgerechnet 32 Umbauten mit je 40 Arbeitern zu je zehn Stunden, für sich genommen geht das ins Sechsstellige.

Ist das Parkett fertig, kommen die Gerüstbauer. Aufbau der zwei Stahltribünen für 800 Zuschauer, hinter den Körben. Die regulären Stehplätze dahinter werden abgedeckt, bleiben Sitztribüne Ost und Haupttribüne West. Bei Bayern rechnen sie auch mit weniger Besuchern. Maximal-Kapazität ist 3217, beim EHC 6262.

Es folgen Aufbau der Korbanlagen und Abbau der Plexiglas-Umrandung an der Eishockey-Bande. Der Rest, Kleinzeug. Werbebanner, Bänke für Trainer und Spieler, Schiedsrichtertisch. Das war’s.

Vorerst. Denn kaum ist Donnerstag Basketball vorbei, muss alles wieder runter. Das Holz kommt ins Gerätelager der Olympiahalle, in der Eishalle wäre es zu kalt, die Isolierschicht in den Betriebshof hinter der Nordtribüne. Freitag, 19.30 Uhr spielt der EHC schon wieder gegen Köln. Danach geht’s von vorn los. Von Eis auf Holz, Samstag, 19.30 Uhr, erstes Punktspiel der Bayern gegen Heidelberg, für die Bayern ein anderes Spiel, für die Umbau-Arbeiter danach das Gleiche, Sonntag 10 Uhr ist wieder öffentlicher Eislauf.

Und so geht es dann weiter, diese Saison und darüber hinaus. Steigen die Bayern wie geplant auf, werden sie sich mit dem EHC noch lange die Halle teilen, und auch der Boden wird der gleiche bleiben. Laut Hersteller hält das Parkett 15 Jahre. Bis dahin gibt es viele Visionen. Aufstieg in die Bundesliga, Gewinn des Europapokals, Verpflichtung von Dirk Nowitzki. Und dann vielleicht irgendwann die Krönung. Eines Tages Kanadischer Ahorn. Florian Kinast

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