"Wir sind alle Helden!“: Die Schlüsselspieler von Eintracht Frankfurt
Sevilla - Der Himmel über Sevilla ist um Mitternacht grenzenlos. Der Adler fliegt ins All. Die Metapher passt zum glorreichen Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt, dem Traditionsverein mit dem König der Lüfte als Wappentier.
Der berauschende Höhenflug über Europa fand mit dem Triumph über die Glasgow Rangers seine glorreiche Krönung. 25 Jahre nach Schalke steht erstmals wieder ein deutsches Team als Triumphator der Europa League (damals noch Uefa-Cup) fest, für die Eintracht ist es der erste Erfolg in dem Bewerb seit 42 Jahren.
"Dreizehn Spiele in Europa und keines verloren. Was die Jungs geleistet haben, da fehlen mir die Worte, und die fehlen mir nicht oft", schwärmte Trainer Oliver Glasner. Millionenschwerer Nebeneffekt des Sieges nach Verlängerung (1:1) in kräftezehrenden 30 Grad und nach dramatischem Elferschießen (5:4) ist die erste Teilnahme an der Champions League in der nächsten Saison.

Weltklasse-Reflex und Elfer-Parade: Kevin Trapp wird zum Matchwinner
Vor 62 Jahren spielte die Eintracht letztmals im Europapokal der Landesmeister - mit den 6:1, 6:3-Siegen über die Rangers und dem 3:7-Finale gegen Real Madrid. Nach 42 Jahren, nach den Ikonen Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein anno 1980, stemmten nun die neuen Heroen um Kevin Trapp (31), dem "Man of the Match", den prunkvollen Pokal schreiend vor Freude mit ekstatischer Ausgelassenheit in die Höhe.
"Nicht ich, wir sind alle Helden", sprudelte es aus dem Torhüter heraus. Trapp hatte nicht nur in der 118. Minute einen tückischen Freistoß mit einem Superreflex abgewehrt und das 1:2 verhindert, sondern auch das "Midnight Shootout" entschieden. Mit der schottischen Fan-Tribüne im Rücken wehrte Trapp beim Stand von 3:3 im Fallen den Schuss von Aaron Ramsey reaktionsschnell mit dem Fuß ab.

Selbstsicher wie vorher Christopher Lenz, Ajdin Hrustic, Daichi Kamada, ließen anschließend auch Filip Kostic und dann Rafael Borré mit dem letzten Elfmeter dem Rangers-Torhüter Allan McGregor keine Chance. Der nervenstarke Kolumbianer hatte bereits den Rückstand durch den Nigerianer Joe Aribo (57.) ausgeglichen (69.).
Trapp schwärmt: "Ohne die Fans hätten wir es nicht geschafft"
"Mit dem Jürgen. Für den Jürgen." Unter dieses Motto, mit dem der am 10. März verstorbenen Ikone Jürgen Grabowski (†77) gedacht wurde, hatten der Verein und der "12. Mann", die weiße Wand der Fans, das Ereignis gestellt. "Ohne die Fans hätten wir es nicht geschafft", sagte Trapp.
Europa, nicht etwa die Bundesliga ist die fußballerische Welt der Eintracht. Diese "Vereinten Nationen" (zwölf im Endspiel) werden zu einer verschworenen Gemeinschaft, wenn es gilt "Hopp oder Top".

Das sind die neuen Helden von 2022, die sich seit Sevilla in der 123 Jahre alten Geschichte von Eintracht Frankfurt verewigt haben: Trapp an erster Stelle. Dann Sebastian Rode (31), der Kapitän, dem ein Kung-Fu-Tritt John Lundstrams nach fünf Minuten die Stirn aufriss. Schiedsrichter Slavko Vincic zeigte dafür nicht einmal Gelb...
Historisch: Oliver Glasner tritt in Ernst Happels Fußstapfen
Mit einem Stirnverband kontrollierte Rode danach mit dem Schweizer Dauerläufer Djibril Sow dennoch das Mittelfeld. Filip Kostic ist der Offensiv-Motor par excellence, Evan Ndicka in der Abwehr die Zuverlässigkeit in Person. Der ruhende Pol Makato Hasebe und der quirlige Daichi Kamada haben ihr japanisches Naturell in europäisches verwandelt.
Bleibt Martin Hinteregger, der wegen einer Verletzung nur zur Siegesfeier auflief. Die Robustheit des Österreichers wurde beim Tor von Aribo schmerzlich vermisst. Inspirator der Helden ist Trainer Oliver Glasner, der mit einem "Diver" durch das Spalier der Mannschaft zum Siegerpodest rutschte. Der 47-Jährige ist nach Ernst Happel der zweite Österreicher auf dem Thron des europäischen Fußballs.

Fußball-Helden, nichts als Fußball-Helden.