Werth kämpft um den guten Ruf

Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin überzeugt bei „Pferd International“ in Riem, doch der 43-Jährigen droht eine lange Sperre wegen Dopings. Notfalls will sie vor Gericht gehen    
Joscha Thieringer |
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Die fünfmalige Dressur-Olympiasiegerin überzeugt bei „Pferd International“ in Riem, doch der 43-Jährigen droht eine lange Sperre wegen Dopings. Notfalls will sie vor Gericht gehen

MÜNCHEN Mama Werth ist bester Laune: Gerade hat sie auf ihrer Stute Bella Rose ein tolles Ergebnis im Dressur-Viereck erzielt, die Sonne scheint, die Münchner Pferde-Fans gratulieren herzlich und gleich geht’s mit ihrem dreieinhalb Jahre alten Söhnchen Frederik zur Hüpfburg. „Da kann man nicht meckern“, sagt Isabell Werth und wirkt bei „Pferd International“ auf der Olympia-Reitanlage in Riem völlig gelöst. “Das war erst der zweite Grand Prix für Bella Rose, wir haben sie schonend vorbereitet. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sie auch im Championat alle Chancen haben könnte.“

Seit ihrer Kindheit führt die 43-Jährige am Niederrhein ein Leben für die Reiterei, ihre Leidenschaft hat ihr bislang fünf olympische Goldmedaillen eingebracht. Und jede Menge Ärger. Denn derzeit hat sie ein Verfahren wegen verbotener Medikation am Hals, bei einer Kontrolle ihres Pferdes El Santo wurden vor über einem Jahr Spuren eines Mittels gegen Magenschmerzen gefunden. „So viel Ärger für nichts und wieder nichts“, sagt Werth.

Bei diesem Thema schießt ihre Laune in den Keller. „Es hat keine Medikation des Tieres stattgefunden“, versichert sie, „es kann sich nur um eine Kontamination handeln.“ Heißt: Über die gemeinsame Trinkanlage könnten minimalen Spuren von einem anderen Pferd übertragen worden sein. „Wie soll ich dieses Problem angesichts der derzeitigen Richtlinien in den Griff bekommen“, frage sie sich immer wieder, sagt Werth. „Früher habe ich über Dopingkontrollen gelacht, heute steht mir der Angstschweiß auf der Stirn.“ Ihr droht eine mehrjährige Sperre, aber „im Worst Case werde ich vor ein ordentliches Gericht ziehen“.

Doping, schlechte Haltung und Trainingsmethoden – der deutsche Dressursport macht derzeit vor allem negative Schlagzeilen. „Das Schlimme ist ja, dass die Kritik meist von innen kommt, da entsteht eine Neid-Diskussion, die der Realität nicht gerecht wird“, sagt Werth, „es ist eigentlich so: Noch nie nach dem Weltkrieg ist es den Pferden besser gegangen als jetzt.“ Das Verfahren habe viel Zeit und Geld gekostet. „Ich will doch einfach nur in Ruhe reiten. Alles andere nervt auf Dauer.“ Gut, dass jetzt Sohnemann Frederik mit einer Bratwurstsemmel in der Hand auftaucht. „Hallo, mein Schatz! Darf Mama mal beißen?“, ruft Werth – und schon sind ihre Sorgenfalten wieder verschwunden.

 

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