Wer ersetzt Pechstein? Nur Friesinger gilt als gesetzt
Nach der Absage von Claudia Pechstein macht Bundestrainer Markus Eichler ein Geheimnis um sein Team bei der Eisschnelllauf- WM in Richmond. Als gesetzt gilt nur Annie Friesinger und Daniela Anschütz-Thoms.
Noch zieht der Bundestrainer die Stirn kraus, Markus Eicher hat für den Team-Wettbewerb die Qual der Wahl: Nach der Absage von Claudia Pechstein steht fest, dass das deutsche Dream-Team der Damen bei der Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft in Richmond bei Vancouver zum dritten Mal seit 2007 nicht in Ideal-Besetzung auflaufen kann. Bis zum Tag vor dem Rennen wollen sich nun die deutschen Verantwortlichen Zeit lassen, wem die Ehre gebührt.
„Wir haben fünf Läuferinnen, die für das Team in Frage kommen. Und wir werden nicht zwei vorab demotivieren, in dem wir ihnen sagen, dass sie nicht in der Mannschaft laufen“, kündigte Jasch an. Obwohl er es nicht aussprach, sind die Olympiasiegerinnen Friesinger und Daniela Anschütz-Thoms für das Rennen gesetzt.
Gleich im Jahr nach dem grandiosen Olympia-Triumph von Turin 2006 hatte es Riesentheater gegeben, weil Anni Friesinger ihren Mannschaftsstart zugunsten der Einzelkonkurrenzen geopfert hatte, dann aber wegen einer Erkrankung in Salt Lake City mit Silber gerade noch einmal WM-Edelmetall rettete.
In Nagano übte sich der deutsche Star gleichfalls im Team-Verzicht, weil der Zeitplan den Start nicht zuließ und das Doppel-Gold über 1000 und 1500 Meter den Vorrang bekam. Das ist nun anderes, der Weltverband ISU erhörte endlich die jahrelangen Proteste der Stars und legte die Team-Konkurrenz ans Ende der WM, so dass jetzt auch Friesinger wieder zur Verfügung steht.
„Die drei in Top-Form sind fast unschlagbar“, prophezeite unlängst der Berliner Erfolgstrainer Joachim Franke, doch dann kam die Absage von Pechstein, das Team der „Golden Girls“ war erneut gesprengt. „So überraschend war jetzt aber die Absage von Claudia nicht. Zum Ende der Saison muss man mit solchen Ausfällen leben, aber es ist natürlich schon bitter“, meinte Team-Chef Helge Jasch.
Nach dem Weltcup-Finale in Salt Lake City darf Bundestrainer Eicher wieder optimistischer blicken: Mit der sprintstarken Monique Angermüller (Berlin) und dem immer stärker werdenden Langstrecken-Ass Stephanie Beckert (Erfurt) bieten sich gleich zwei Alternativen an. „Ich denke, ich habe mich mit meinen Bestzeiten gut für das Team angeboten“, sagte Angermüller, die über 1000 Meter Fünfte und über 1500 Meter Sechste geworden war.
Während bei der 25-jährigen Berlinerin die Befürchtungen der Trainer dahin gehen, dass sie im Schluss-Spurt der sechs Runden möglicherweise nicht die nötige Substanz mitbringt, liegen die Probleme bei der erst 20 Jahre alten Beckert ganz anders. „Ihr fehlt die Spritzigkeit am Start, sie dürfte dort Sorgen haben, mit Friesinger und Anschütz mitzuhalten“, befürchtet Verbands-Präsident Gerd Heinze. „Ich will möglichst alles laufen“, lautet dennoch die Kampfansage der Thüringerin.
Die Chancen der Berlinerin Lucille Opitz, die schon in Turin zum erweiterten deutschen Verfolgungs-Team gehörte und damit auch eine Olympia-Goldmedaille mit nach Hause brachte, sind durch einen Sturz beim Weltcup-Finale in Salt Lake City eher gesunken. „Ich habe schon ein paar Rückenschmerzen“, klagte sie nach dem Missgeschick. „Viel hängt jetzt auch davon ab, wie die Kandidatinnen die Belastungen aus den Einzelrennen verkraften“, kündigte Jasch an.
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