Wenn der Streit im eigenen Stall eskaliert
MÜNCHEN Immerhin, Sebastian Vettel und Mark Webber sollen sich noch am Sonntag nach dem Streit um die Hackordnung im Team die Hand gegeben haben. Dies verriet Red Bulls Motorsportboss Helmut Marko im Haussender „Servus TV” – und hatte noch einen kleinen Rüffel für Vettel parat. „Er muss sein Ego zurückstecken”, sagte Marko, der eigentlich als Vettels größter Förderer bei Red Bull gilt.
Viel spannender las sich die offizielle Mitteilung des Rennstalls. Man wolle die Angelegenheit intern regeln. Und außerdem: „Es ist zu vermerken, dass dies keine ganz neue Situation für uns ist”.
Tatsächlich sind Vettel und Webber schon seit 2007 alles andere als gute Freunde. Nach einem von Vettels ersten Rennen bezeichnete Webber ihn als „kleines Kind”, seit sie dann 2009 Teamkollegen wurden, spitzte sich der Streit zu. Im Mai 2010 schossen sie sich in Istanbul gegenseitig von der Piste, Team und Vettel gaben Webber die Schuld. Im WM-Schlusskampf musste Webber einen neuen Frontflügel an Vettel abgeben. Der Australier gewann trotzdem, funkte danach biestig an die Box: „Nicht schlecht für eine Nummer 2, oder?”. Vettel wurde trotzdem Weltmeister. Genauso wie 2011 und 2012. Und das, obwohl Webber letztes Jahr alles tat, dies zu verhindern. Im letzten Saisonrennen drängte er den Stallgefährten beim Start so weit nach außen, dass Vettel schließlich von Bruno Senna umgedreht wurde und dem ganzen Feld hinterherjagen musste. Hilfe wird Vettel im WM-Kampf von Webber nicht mehr erwarten können, ist sich nicht nur Formel-1-Oberzampano Bernie Ecclestone sicher.
Doch eskaliert der Zoff im eigenen Stall womöglich gar? Passiert ist dies in der Vergangenheit häufiger.
Alan Jones gegen Carlos Reutemann: Reutemann sollte 1981 Jones auf Anweisung von Teamchef Frank Williams vorbei lassen, um die WM-Chancen zu wahren. Reutemann ignorierte dies, nach dem Rennen kam es zwischen den Stallgefährten zu einer wüsten Schlägerei. Weltmeister wurde keiner von beiden. Als Reutemann dem Australier ein paar Wochen später anbot, das Kriegsbeil zu begraben, antwortete Jones: „Okay, ich begrabe es in deinem Kopf.”
Nelson Piquet gegen Nigel Mansell: Der Brasilianer und der Brite, die 1986 gemeinsam bei Williams fuhren, konnten sich nicht ausstehen, betraten sogar die Boxen von unterschiedlichen Eingängen und spritzten bei der Siegerehrung den Schampus aneinander vorbei. Als Mansell im letzten Rennen in der letzten Kurve der Reifen platzte, wurde McLarens Alain Prost Weltmeister. Piquet dazu: „Ich bin froh, dass er es wurde.”
Ayrton Senna gegen Alain Prost: Im McLaren waren die beiden 1989 nicht zu schlagen. Also taten sie es selbst: Im WM-Finale in Suzuka rammten sie sich gegenseitig von der Strecke. Prost wurde Weltmeister – und musste das Team verlassen.
Fernando Alonso gegen Lewis Hamilton: Als amtierender Weltmeister wechselte Alonso 2007 zu McLaren-Mercedes, wo er auf den Debütanten Hamilton traf. Immer wieder beschwerte sich Alonso über eine angebliche Bevorteilung Hamiltons, schließlich brachte er mit einer SMS einen Spionage-Skandal ins Rollen, der das Team schließlich aus der Konstrukteurswertung fliegen ließ. Weltmeister wurde am Ende der lachende Dritte: Kimi Räikkönen.