Weltverband entschuldigt sich bei Semenya

«Wir hätten es besser machen können», sagt der IAAF-Präsident über den Umgang mit Caster Semenya. Südafrika will den angeordneten Geschlechts-Test auf keinen Fall anerkennen und bereitet der 800-Meter-Weltmeisterin einen großen Empfang.
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Helden-Feier in ihrer Heimat: Caster Semenya
dpa Helden-Feier in ihrer Heimat: Caster Semenya

BERLIN - «Wir hätten es besser machen können», sagt der IAAF-Präsident über den Umgang mit Caster Semenya. Südafrika will den angeordneten Geschlechts-Test auf keinen Fall anerkennen und bereitet der 800-Meter-Weltmeisterin einen großen Empfang.

Die Empörung gegen den «Sex-Test» von Südafrikas Ausnahmeläuferin Caster Semenya schlägt im Kap-Staat auch über die WM hinaus hohe Wellen, der Leichtathletik-Weltverband IAAF übt sich in Selbstkritik. «Es ist ganz klar. Wir hätten es besser machen können», sagte IAAF-Präsident Lamine Diack am Schlusstag der 12. Weltmeisterschaften in Berlin: «Es ist definitiv kein rassistischer Akt.» Schließlich komme er selbst aus dem Senegal. Unterdessen kündigte der Vorsitzende des südafrikanischen Verbandes an, die Ergebnisse des von der IAAF angeordneten «Geschlechts-Tests» nicht anzuerkennen. «Der Verband wird das Ergebnis, ob positiv oder negativ, nicht anerkennen», erklärte Leonard Chuene laut der Sonntagszeitung «City Express».

«Den Fehler hat die IAAF zu verantworten»

Die 18-jährige Semenya war in Berlin Weltmeisterin über 800 Meter geworden. Wegen Zweifel an ihrer Weiblichkeit hatte die IAAF sie zum Geschlechts-Test aufgefordert. «Wir waren überhaupt nicht glücklich über die unseriöse Behandlung des Falles», bekannte Diack, der sein südafrikanisches Councilmitglied Chuene nur mit Mühe vom Rücktritt abhalten konnte. «Den Fehler hat die IAAF zu verantworten. Dadurch ist erheblicher Schaden entstanden, für den man sich bei der Athletin, dem Verband und Südafrika zu entschuldigen hat», sagte der Tübinger Helmut Digel, ebenfalls Mitglied im Council, zum Umgang mit der sensiblen Angelegenheit, die zur Affäre ausgewachsen ist.

Inzwischen habe sich die ganze Sache auch zu einem Problem zwischen Deutschland und Südafrika entwickelt. «Ich lege Wert darauf, dass es keine Frage der Diskriminierung Südafrikas ist», so Digel. «Wir Deutschen haben bei dieser Geschichte keine Rolle gespielt. Da es aber hier bei der WM in Berlin passiert ist, hat es auch mit Deutschland zu tun.» Ursache für die indiskrete Handhabe sei eine Informations-Panne in der IAAF gewesen.

«Wir geben ihr hier echtes Gold in Afrika»

In Südafrika dominierte das Thema Semenya auch am Wochenende fast alle Titelseiten der Zeitungen. Der Vorsitzende der Nachwuchsorganisation des African National Congress (ANC), Julius Malema, forderte die Athletin auf, ihre WM-Goldmedaille aus Protest zurückzugeben: «Wir geben ihr hier echtes Gold in Afrika.» Südafrikas Innenminister Nkosazana Dlamini Zuma hatte Semenya am Sonntag angerufen und ihr gesagt, dass das Land stolz auf sie sei. In einer Erklärung kritisierte er zudem, dass die Läuferin mit diesem «Angriff um ihren Lohn» gebracht werden soll.

Für Dienstag, wenn Semenya in ihre Heimat zurück erwartet wird, ist eine große Helden-Feier für ihren Empfang geplant. Zugleich wurde landesweit für diesen Tag zu Protestkundgebungen gegen den angeordneten Geschlechts-Test aufgerufen. Das Ganze wird mittlerweile zunehmend als «Beleidigung des Landes» (Chuene) verstanden. Der traumatisierte Teenager sei Südafrikas «neue Saartjie Baartman» - eine Buschmann-Frau, die einst als Kuriosität im kolonialen Europa begafft worden war. Ihre Gebeine wurden erst vor wenigen Jahren zur Bestattung in heimischer Erde von Frankreich nach Südafrika übergeführt, meinte Chuene in der «Saturday Star». (Ralf E. Krüger, dpa)

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