Weltmeisterin Semenya: „Ich bin kein Junge“
BERLIN - Weltmeisterin Semenya leidet. Der angeordnete Geschlechts-Test empört ihre Familie. Man hätte mich lieber zu Hause in meinem Dort lassen soll“, sagte Semenya weinend.
Die Stunde des größten Triumphes, sie wurde für Caster Semenya zur größten Schmach. So groß, dass die 18-jährige Südafrikanerin die Goldmedaille, die sie für ihren WM-Sieg über die 800 Meter erhalten sollte, nicht ablehnen wollte. Bittere Tränen vergoss Semenya, nachdem von ihr, ob ihres männlichen Äußeren ein Sex-Test verlangt wurde, um zu beweisen, dass sie eine Frau ist. „Ich bin kein Junge. Warum hat man mich hierher gebracht! Man hätte mich lieber zu Hause in meinem Dort lassen soll“, sagte Semenya weinend.
Erst auf Druck des Vorsitzenden des südafrikanischen Verbandes, Leonard Chuene, nahm Semenya doch noch an der Medaillenzeremonie teil. Zum Unwillen von Vater Jacob. Der meinte: „Dieser Test ist eine Beleidigung, wir werden nicht akzeptieren, dass sie ihn macht. Wir sind mit ihr der Meinung, dass sie die Medaille hätte ablehnen sollen.“
Die Sache ist schon zu einem Politikum geworden. Brian Sokutu, Sprecher des regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC), meinte: „Was passiert ist, ist die erniedrigendste Erfahrung, die je einem internationalen Sportler angetan wurde.“
Unterdessen berichtet die Schweizer Zeitung „Blick“ – unter Berufung auf einen Trainer, der lange in Südafrika tätig war – dass Semenya, ein Zwitter sei, also die Chromosomen-Kombination XY habe (wie bei Männern üblich). Dies sei dem südafrikanischen Verband bekannt gewesen, auch Südafrikas deutscher Cheftrainer Ekkart Arbeit sei an der Manipulation beteiligt. Der verweist die Geschichte in den Bereich der Ammenmärchen. „Das ist alles Quatsch! Ich weiß von nichts.“ Semenya ist Erniedrigungen gewohnt. Trainer Michael Seme: „Kürzlich wollte man ihr in Südafrika an einer Tankstelle den Gang auf das Damenklo verweigern, da wurde sie wütend. ,Soll ich die Hosen runterlassen?’, hat sie geschrien.“
Wie traumatisch diese Erlebnisse sein können, weiß Erik Schinegger bestens. Er wurde mit nach innen gewachsenen Geschlechtsteilen geboren und von den Eltern als Mädchen Erika erzogen, Bei der WM 1966 holte sie Gold für Österreich. Erst später ließ Schinegger sich zum Mann umändern. „Ich kenne diese schrägen Blicke sehr gut. Noch heute tuscheln die Leute hinter meinem Rücken. Es hat meine Seele kaputt gemacht. Und es dauerte lange, bis sie heilte.“
Matthias Kerber
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