Weber: "Ich habe mit Michael das Doppelte reingeholt"

Willi Weber, Ex-Manager von Schumacher, über Vettels Verdienst, das Image des Champions und die goldenen Zeiten in der Formel 1
AZ: Herr Weber, was sind vier WM-Titel in der Formel 1 wert? Kaum jemand weiß besser, wie viel Geld Sebastian Vettel jetzt zusätzlich scheffeln darf.
WILLI WEBER: 25 bis 30 Millionen Euro bringt ihm der vierte WM-Titel. Aber nur, wenn er gute Leute um sich herum hat.
Zweifeln Sie denn etwa daran?
Nein, das nicht. Aber zum Vergleich: Ich habe damals mit Michael das Doppelte nach einem WM-Titel reingeholt. Zu D-Mark-Zeiten waren das mehr als 100 Millionen.
Also würde Vettel mit Ihnen mehr verdienen, oder?
Das habe ich so nicht gesagt. Ich glaube, die Zeiten sind einfach vorbei. Das Geld liegt nicht mehr auf der Straße.
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Woran liegt das?
Heute hat doch jeder Fan schon mindestens zehn Vettel-Kappen im Schrank. Und die anderen Souvenirs hat er auch. Was will ich dem noch verkaufen? Man muss sich also etwas völlig anderes einfallen lassen.
Haben Sie da eine Idee?
Ich bin raus aus dem Geschäft. Darum sollen sich jetzt andere kümmern.
Da hatten Sie es früher sicher einfacher ?
Na ja, als ich Anfang der 90er Jahre in die Formel 1 kam, konnten die Leute das Wort Merchandising noch nicht einmal buchstabieren. Die dachten, das sei eine Schokolade aus Amerika.
Und die Fahrer ...
Die haben damals noch nicht mal eine Kappe gehabt. Wie auch? Kein Team hat sich darum gekümmert, was der Fahrer auf dem Kopf hat.
Vettel hat vier WM-Titel, aber immer noch keinen Manager. Ein Nachteil?
Aber sicher. Mit einem Manager würde er mehr verdienen. Er verschenkt also Geld. Wahrscheinlich verdient er bei Red Bull so viel, dass er sich sagt, es geht auch ohne einen Manager.
Verdienen die Fahrer zu viel?
In der Formel 1 wird man nach Leistung bezahlt.
Kann Vettel durch noch größere Erfolge auch mehr Geld mit Sponsoren kassieren?
Die Titel fünf bis sieben bringen finanziell überhaupt nichts mehr. Das weiß ich ja aus eigener Erfahrung. Respekt und Anerkennung ja, aber kein Geld.
Wie viele WM-Titel trauen Sie Vettel überhaupt noch zu?
Das ist einmalig, was der Sebastian bis jetzt geschafft hat. Aber Michaels Rekord von sieben WM-Titeln wird er nicht holen. Das kann mit Vettel so nicht ewig weitergehen. Die Rückschläge werden kommen. Vielleicht schon sehr bald.
Was halten Sie von Vettels Image? Einige sagen, er sei zu lieb und langweilig. Stimmt das?
Ich weiß nicht, was manche Leute von einem Top-Rennfahrer erwarten. Vettel ist ein absoluter Profi, der sich auf das Wesentliche konzentriert. Nämlich auf die Rennen, und aufs Gewinnen. Soll er etwa mit dem Hintern Fliegen fangen oder was? Sorry, wenn ich das jetzt so drastisch ausdrücke.
Also kein Imageberater für den lieben Seb?
Das wäre völliger Quatsch. Er hat seinen eigenen Stil und den trägt er auch nach außen. Das ist doch absolut okay.
Wie war das bei Michael Schumacher? Haben Sie bei ihm aufs Image geachtet?
Nein, das nicht. Wir hatten eine gemeinsame Linie und wussten beide, wie wir uns zu verhalten hatten. Am Ende des Tages zählen ohnehin nur die Siege und Titel. Und nicht, wie man dahin kommt.