Weber gibt Schumi eins auf die Mütze
BARCELONA - Herbe Zeiten für den 7-fachen Formel 1-Weltmeister: Sogar Manager Willi Weber hat Zweifel am Rückkehrer Michael Schumacher. Er lobt Vettel und klagt über sinkenden Umsatz.
So schnell kann’s gehen. Als Michael Schumacher Ende letzten Jahres seine Rückkehr in die Formel 1 bekannt gab, hoffte sein langjähriger Manager Willi Weber auf lukrative Einnahmen aus dem Fanartikelverkauf. Nun, vor dem Europaauftakt in Barcelona am Sonntag (14 Uhr, RTL und sky live), schlägt Weber via „Bild“ Alarm. „Sebastian Vettel ist der neue Schumi“, sagte er.
Weber muss nach dem bescheidenen Start Schumachers – derzeit mit nur zehn Punkten WM-Zehnter – zur Kenntnis nehmen, dass man mit Verlierern keine guten Geschäfte machen kann. „Der Verkauf läuft nicht so, wie ich es erwartet habe, sondern sehr verhalten. Es gibt eine gewisse Schumi-Müdigkeit. Die Leute denken: Um Gottes Willen, wo fährt der denn rum? Man kennt ihn ja nur als Dauersieger. Früher gab’s ganze Tribünen voll mit den Ferrari-Rotkäppchen. Jetzt kann ich die silbernen Mützen an einer Hand abzählen.“ Auch bei der Sponsorensuche läuft’s verhalten. Weber: „Es ist leichter, eine 50 Jahre alte Jungfrau zu finden, als Sponsoren für die Formel 1.“
Der früher unumstößlich positiv denkende Weber gesteht sogar, keine große Hoffnung auf Besserung zu haben. „Ich hoffe, das Geschäft zieht noch an. Aber ich bin unsicher, ob es wieder so ein Niveau erreicht wie damals. Die Leute hatten sich eben dran gewöhnt, dass es ihn nicht mehr gibt. Wohin ich auch blicke, Vettel ist der neue Schumi. Er ist auf den Plakaten, in den TV-Werbespots die Nummer1. Michael hat eine Lücke hinterlassen, und da ist der Sebastian jetzt reingewachsen.“
Schumacher selbst gibt sich weiter kämpferisch und deutet sogar an, seinen Dreijahresvertrag bei Mercedes zu verlängern. „Vielleicht fahre ich auch länger, wenn es mir Spaß macht“, sagt er.
Damit sich der Erfolg nach vier Niederlagen gegen Teampartner Nico Rosberg einstellt, hat Mercedes Schumacher ein fast komplett neues Auto gebaut: Ein verlängerter Radstand soll das lästige Untersteuern, das Schumi so hasst, eliminieren. Mercedes organisierte zu diesem Zweck sogar einen Sondertest, der als Werbefahrt deklariert war. Dabei durfte Schumi im englischen Rockingham 98 Kilometer im aufpolierten Silberpfeil abspulen. „Das hat sportlich nichts gebracht. Strecke und Reifen sind nicht vergleichbar“, sagt aber Mercedes-Sportchef Norbert Haug.
Und ob die Neuteile sich wirklich positiv für Schumacher auswirken, bleibt abzuwarten. „Wenn er es in Barcelona nicht packt, wird es schwierig“, sagt der ehemalige Weltmeister Jackie Stewart. Formel-1-Legende Niki Lauda dagegen glaubt, dass „Schumacher in Monaco zu alter Form auflaufen“ wird. Das Rennen im Fürstentum, die Fahrerstrecke schlechthin, steigt eine Woche nach Barcelona.
Peter Hesseler