Warum der X-Factor für einen konstanten Schwung entscheidend ist
Was wurde nicht schon alles über den X-Factor diskutiert! Dabei gehen die Meinungen darüber weit auseinander, ob das ursprünglich von Jim McLean beschriebene Verhältnis zwischen Schultern, Hüfte und Wirbelsäule beim Golfschwung mit dem X-Factor zutreffend erklärt wird.
Für mich als Golflehrer spielt dabei weniger die exakte biomechanische Beschreibung eines Phänomens die entscheidende Rolle, als vielmehr das erfolgreiche, und somit in den meisten Fällen einfache und nachvollziehbare Lehren einer Bewegung.
Für mich ist es wichtig, dass meine Schüler nachvollziehen können, was sie tun sollen. Und nicht, was jeder einzelne Wirbel beim Golfschwung tut. Deshalb beziehe ich mich trotz womöglicher biomechanischer Ungenauigkeiten gerne auf den X-Factor, wenn ich die Körperposition am Ende der Ausholbewegung beschreibe und mit der Körperposition im Treffmoment vergleiche.
Missverständnis. Es gibt in der Tat ein entscheidendes Missverständnis rund um den X-Factor, das wir uns genauer vornehmen sollten. Viele Golfer stellen sich die Bewegung des Oberkörpers wie eine kompakte Einheit vor und vernachlässigen dabei die Tatsache, dass der Oberkörper entsprechend der einzelnen Wirbel vielmehr als ein aus vielen einzelnen Lagen bestehendes Ganzes zu verstehen ist. Diese einzelnen Lagen erlauben es dem Golfer überhaupt erst, den Ober- und Unterkörper in verschiedene Ebenen zu drehen.
Eine der fatalsten Bewegungen beim Golfschwung resultiert aus dem Fehler, die Schultern zu Beginn des Downswings in der gleichen Ebene wie die Hüfte zu drehen. Das aktive Drehen der Hüfte zu Beginn des Downswings zieht die Schultern häufig aus ihrer vorgesehenen Ebene.
Das Resultat ist ein Rotieren der Schultern auf einer zu flachen Ebene, so dass die Arme und der Schläger aus der eigentlichen Ebene gedrückt werden und der Schlägerkopf in der Folge von außen nach innen (also nach links vom Ziel) schwingt. Das Ergebnis ist ein Slice oder Pull.
Trick. Wenn Sie richtig ausholen, werden sich Ihre Schultern nicht nur weiter drehen als Ihre Hüfte, sie werden auch auf einer anderen Ebene rotieren. Die Hüfte dreht auf einer relativ flachen Ebene, die Schultern hingegen auf einer etwas steileren Ebene, die aus dem nach vorne geneigten Winkel des Oberkörpers beim Ansprechen des Balles resultiert.
Der Trick ist es nun, ein Gefühl für einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen der Bewegung der Schultern und der Hüfte zu Beginn des Downswings zu bekommen; das Gefühl, dass die Hüfte zu drehen beginnen kann, ohne die Schultern mitzuziehen.
Es spielt keine große Rolle, ob das physikalisch möglich ist. Aber ich bin überzeugt, dass diese Vorstellung Ihnen dabei helfen kann, die Bewegung richtig auszuführen. Damit stellen wir sicher, dass die Schultern, und mit ihnen die Arme und der Schläger, auf ihrer eigenen Ebene bleiben.
Übungen. Nehmen Sie die Ansprechposition mit vor der Brust überkreuzten Armen ein. Drehen Sie nun Ihre Hüfte nach rechts – ganz so, als würden Sie in einem Fass stehen; zunächst ohne dabei Ihre Schultern mitzudrehen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Hüfte dabei nicht kippen oder schieben. Sollte das der Fall sein, sind Sie wohl in der unteren Rückenregion zu unbeweglich. Dann empfehle ich ein Gespräch mit einem Physiotherapeuten oder Fitnesstrainer.
Wenn Sie einmal die Hüfte unabhängig von den Schultern drehen können, holen Sie ganz normal aus und überkreuzen Sie Ihre Arme wieder vor der Brust. Beginnen Sie nun den Downswing und achten Sie auf das gleiche Gefühl: dass Schultern und Hüfte separiert sind.
Wenn die Schultern auf ihrer Ebene bleiben, werden Sie den X-Factor in einem Spiegel sehen können. Machen Sie diese Übung schließlich mit Schläger – Sie werden erstaunt sein, wie konstant Ihr Schwung mit dem richtigen X-Factor sein kann!
Jonathan Taylor, Engländer und GOLF TIME-Buchautor, hat zunächst „The Move“ und schließlich „Swing Simply“ entwickelt, ist Fellow of the English PGA sowie G1 Class Professional der PGA of Germany
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