Warten auf Gold
Welch eine berauschende Eröffnungsfeier das war in jener atemberaubenden Nacht von London – und dann solch ein Kater in TV-Deutschland, das an den ersten beiden Tagen nichts zu feiern vorgesetzt bekam und statt dessen ein Debakel im Becken erlebte, das zu drastischen Metaphern verleitet: Untergegangen ist Paul Biedermann, abgesoffen seine Freundin Britta Steffen. Das Schwimm-Traumpaar geht baden bei Olympia. Alle Medaillen versenkt.
Stop! Wir verlassen gerade den olympischen Sektor. Natürlich ist dabei sein nicht alles, aber das Motto heißt ja nun nicht: Trümmert die Verlierer! Genauso aber reagierten die TV-Reporter, selbst ARD-Expertin van Almsick: „Es stellt sich die Frage: Warum schwimmen die anderen schneller?“ Gegenfrage: Wie oft hat Franzi Olympia-Gold gewonnen? Richtig: nie.
Auch wenn Deutschland nach zwei Tagen im Medaillenspiegel noch mit dreimal Null ganz hinten rangiert, heißt es: Ruhe bewahren. Und sich an Geschichten erfreuen, die Olympia auch schreibt: die Ungarin, die nach einem Würgegriff in Ohnmacht fällt und doch noch Judo-Bronze gewinnt. Oder die hochschwangere Schützin aus Malaysia, die sich nach jedem Schuss ihren Babybauch streichelt.
Ansonsten verweisen wir auf die Königsfamilie, die sich gut gelaunt ins Publikum mischt – obwohl sich auch die Briten beim Medaillensammeln zurückhalten. Lange geht das natürlich nicht gut: Bundespräsident Gauck hat schon erklärt, er lese gerne den Medaillenspiegel. Die Sportstaatskrise naht.
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