Walujews steiniger Weg

München - Nikolai Walujew, der ehemalige Box-Weltmeister, ist mit seinen 2,13 Metern Körpergröße und 140 Kilo Lebendgewicht eine imposante, ja, fast Furcht einflößende, Erscheinung. Doch in seinem Hünen-Körper steckt ein weiches Herz und ein gebildeter Geist.
Als er in der russischen Bibliothek des Tolstoi Hilfs- und Kulturwerks zu Gast war, griff er sich mehrere antike Bücher und blätterte voller Freude darin. „Bibliotheken sind ein wahrer Schatz menschlichen Geistes“, sagte der 37-Jährige.
Der Russe war Ehrengast beim russischen Stammtisch, den Michael Neumeyer, der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, ins Leben gerufen hatte. „Ich spreche nicht sehr gut deutsch, da bin ich kein Paradebeispiel für Integration, aber ich lebe auch nicht nur in Deutschland, sondern der ganzen Welt“, sagte der Ex-Champion mit entwaffnender Ehrlichkeit.
Doch Walujew bemüht sich, seinen Teil dazu beizutragen, dass die Integration der russischen Einwanderer – sie sind die größte Einwandergruppe in Deutschland noch vor den Türken – voranschreitet. „Integration beginnt bei den Kindern, bei den Jugendlichen“, sagt Walujew, „ich kann nur alle Erwachsenen bitten, nicht passiv zu sein, nicht wegzusehen, wenn Kinder Probleme haben. Man muss auch nicht alles gleich mit der Härte des Gesetzes lösen. Denn Kinder, die einmal im Gefängnis waren, kommen sicher nicht als bessere Menschen dort raus. Sie lernen dort nichts Gutes“, sagt der Russe. „Woher ich das weiß? Ich habe vieles, aber nicht alles, von dem, wovon ich rede, selber erlebt. Ich will verhindern, dass andere Kinder den gleichen steinigen Weg gehen müssen, den ich gegangen bin.“
Deswegen hat er in seiner Heimatstadt fünf Nikolai-Valuew-Boxschulen gegründet, die Gelder dafür kommen teilweise aus seiner eigenen Tasche. „Ich will die Kinder von der Straße wegholen, Sport begeistert nicht nur das Herz, er kann auch die junge Seele disziplinieren.“
Daher will Walujew, der ein Haus in Franken besitzt, ähnliche Projekte in Deutschland unterstützen, er macht sich bereits in der Gewaltprävention stark. „Ich will die Kinder aus Verhältnissen holen, in denen sie mir Alkohol, Drogen, Gewalt zu tun haben. Ich will ihnen die Chance geben, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden.“
Ein großer Mann mit einem großen Herzen.