Vor WM-Lauf: Slalom-Star Linus Straßer von A bis Z

Ski-Star Linus Straßer vom TSV 1860 kann bei der WM in Cortina die deutsche Erfolgsgeschichte fortschreiben. Die AZ stellt den Ski-Löwen vor - von A wie akute Schweinelähmung bis Z wie Zagreb.
von  Thomas Becker
Die große deutsche Hoffnung bei dieser WM in Cortina d'Ampezzo im Slalom: Der Münchner Linus Straßer.
Die große deutsche Hoffnung bei dieser WM in Cortina d'Ampezzo im Slalom: Der Münchner Linus Straßer. © picture alliance/dpa

Finale Grande in Cortina. Am Sonntag steht mit dem Slalom der Männer der letzte Wettbewerb dieser WM an - und mit Linus Straßer geht sogar nochmal eine echte deutsche Medaillen-Hoffnung an den Start. Die AZ stellt den Ski-Löwen vor - von A bis Z.

Linus Straßer will erste WM-Medaille in Cortina

A wie Akute Schweinelähmung: Die erwischte ihn im Herbst 2018 beim Saisonauftakt der Slalomistas in Levi. Kollegin Bernadette Schild erklärte die plötzlich auftretende Skifahrer-Krankheit einmal so: "Die tritt ein, wann sie will. Ich hab gemerkt: Es ist nicht gut, aber ich hab mich auch nicht umgestellt. Der Gedanke war da: ,Komm ins Ziel!'"

wie Berchtesgaden: 2011 hat Straßer sein Abitur am örtlichen Skigymnasium gemacht. Und 2017 holte er sich hier am Jenner den Titel des deutschen Slalommeisters.

C wie Cortina d'Ampezzo: Hier soll es endlich klappen mit der ersten WM-Medaille. Seine bisherigen Platzierungen bei den drei vorangegangenen Weltmeisterschaften: 10., 20. und 28. im Slalom, 12. im Riesenslalom, 37. in der Abfahrt sowie 4. im Teamwettbewerb und 5. in der Kombination.

Ski-Debüt von Straßer 2013 in Sölden beim Weltcup

D wie Druck: Das zentrale Problem in der Karriere. Vor allem er selbst erwartet oft zu viel von sich, insofern lässt sich sein erster Weltcupsieg Anfang Januar in Zagreb mit seinen eigenen Worten erklären: "Eigentlich habe ich mir gar nicht so viel von mir erwartet."

E wie Ewiges Talent: Sein Debüt im Weltcup gab er am 27. Oktober 2013 beim Riesenslalom in Sölden - und erst mehr als sieben Jahre später fuhr der Hochbegabte den überfälligen ersten Weltcupsieg ein - abgesehen von Platz eins im Parallelslalom von Stockholm im Januar 2017.

F wie FC Bayern: Er startet zwar für die Ski-Löwen, hält auch den Löwen-Kickern die Daumen, aber wenn er sich ein Fußballspiel anschaut, doch lieber eins der Bayern.

Als Sechsjähriger wurde er in den Kitzbüheler Skiclub aufgenommen

G wie Ganslern: An diesem legendären Hang nahe des Zielbereichs der Streif musste der Münchner einst als Sechsjähriger vorfahren, um im nicht minder legendären Kitzbüheler Skiclub aufgenommen zu werden. Hat geklappt.

H wie Höfl-Riesch, Maria: Die ebenfalls aus Bayern ins Kitzbüheler Land emigrierte Ex-Teamkollegin traut ihm in Cortina einiges zu aus diesem Grund: "Vielleicht ist Linus einer, der ohne Zuschauer und den ganzen Trubel außen herum sich besser fokussieren und damit mental besser umgehen kann."

I wie Instagram: Hier postete Zimmerkollege Alex Schmid das Mini-Video von Straßer, in dem Moment, als Romed Baumann Silber gewinnt und ihm so viel vom klassisch-bundesdeutschen Medaillenerwartungsdruck nimmt. Straßer schreit: "Jaaaaa!!! Geiles Schwein!"

Nimmt Straßer mit WM-Silber den Druck: Romed Baumann.
Nimmt Straßer mit WM-Silber den Druck: Romed Baumann. © picture alliance/dpa

Unter dem Skihelm verbirgt sich ein Lockenkopf

J wie Junioren-WM: Das lag ihm nicht: 2011 wurde er in Crans-Montana 29. im Riesenslalom, 2013 in Québec 34ter im Riesenslalom, kam im Super G auf Platz 34 und in der Abfahrt auf die 37.

K wie Kirchberg: In der Kitzbüheler Nachbargemeinde ist Straßer mittlerweile sesshaft geworden - wenn man das bei dem ewigen Rumgereise überhaupt so nennen kann.

L wie Lockenkopf: Man kennt ihn eigentlich nur mit Helm oder Basecap, aber beim Weltcupsieg in Zagreb, wo dem Sieger traditionell eine Krone aufgesetzt wird, da wurde mal der Blick frei auf seine Schneckerl-Frisur. Fast so dicht wie früher bei Herbert Prohaska.

Ski-Stars unter sich: Linus Straßer gegen Felix Neureuther

M wie Maria: Seine Freundin. Brünett, lange Haare, arbeitet beim FC Bayern, Abteilung Basketball. Kein Wunder, dass er Bayern-Fan ist.

N wie Neureuther, Felix: Seine Nemesis. War jahrelang der Mann im Scheinwerferlicht - von Straßer erwartete kaum jemand Medaille oder Podiumsplatz. Und das, obwohl er Neureuther & Co. im Training regelmäßig um die Ohren fuhr.

O wie Olympia: Auch da ist noch Luft nach oben. Bei seinen bislang einzigen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wurde er Fünfter im Mannschaftswettbewerb und 22ter im Riesenslalom. Im Slalom und in der Kombination schied er aus.

Im Januar ging ihm langsam die Power in den Beinen aus

P wie Presse: Meinte es nicht immer gut mit ihm. Wer schon in jungen Jahren beim wilden Nachtslalom von Schladming auf den fünften Platz vorprescht, wird ja wohl auch so erfolgreich weiter machen, oder? Wenn's denn immer so einfach wäre. . .

Q wie Quadrizeps: Mit dieser Muskelpartie im Oberschenkel hatte Straßer in der Saisonvorbereitung im Sommer heuer so seine Probleme. Nach den vielen Slaloms im Januar gab er auch zu, dass ihm allmählich die Power in den Beinen ausgehe. Ehrlich ist er also auch noch.

R wie Rosenheim: Hier nahm er sich in den Anfangsjahren nach dem Abi eine kleine Wohnung, da sein damaliger Coach Mario Weinhandl im nahen Aschau lebte.

Straßer geht als Underdog ins Rennen am Sonntag

S wie Solln: Hier im gediegen-vornehmen Münchner Süden steht sein Elternhaus. Im Winter ging's aber immer in die Ferienwohnung nach Kitzbühel.

T wie TSV 1860: Er startet seit 1992 für die 1907 gegründete Ski-Abteilung, die damals aus der Schneeschuhriege entstand. Ex-Skilöwen sind Abfahrts-Olympiasiegerin Marina Kiehl (1988) und Kombi-Weltmeisterin Miriam Vogt(1993). Keine schlechten Vorbilder. Solange er sich nicht am kickenden Personal orientiert. . .

U wie Underdog: Das beschreibt ganz gut seine Ausgangsposition für das Rennen am Sonntag. Er weiß, dass er es drauf hat, hat gleichzeitig aber nicht den Druck des absoluten Favoriten. Könnte glatt was werden.

Seine Mutter organsierte die Münchner Ski-Meisterschaften 

V wie Vater: Dipl. Volkswirt Georg Eisenhut ist Geschäftsführer einer Bauträgergesellschaft - und ein Ski-Verrückter. Jahrelang organisierte er mit Linus' Mama Sonja die Offene Münchner Ski-Meisterschaften - am Ganslern-Hang.

W wie Weinhandl, Mario: War einst Trainer beim Kitzbüheler Skiclub und nahm Straßer als einen der wenigen Nicht-Kitzbüheler unter seine Fittiche. Heißt mittlerweile Mittermayer-Weinhandl und ist Rennchef der Streif.

X wie X-Beine? Kann man sich als Slalomfahrer nicht leisten.

Sein größter Erfolg feierte er im Skigebiet Sljeme

Y wie Youtube: Entlarvt das Geheimnis von Straßers Erfolg. Ein gewisser Tom von TDK Ski Racing hat ihn beim Training beobachtet: Mal fuhr er mit normalen Stöcken, mal mit kurzen, die er nur zum Blocken der Stangen nutzte - nicht zum Balancehalten. Wer das oft genug macht, verlässt sich automatisch nur noch auf seine Beine - und so soll es ja sein.

Z wie Zagreb: Im Skigebiet Sljeme, 20 Minuten entfernt von Kroatiens Hauptstadt, feierte er mit Nummer 31 seinen bislang größten Erfolg. Sein Instagram-Kommentar: "It's happy me 2.0!"

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