Volleyballerinnen stolz auf EM-Silber

Über den Dächern Berlins machten die deutschen Volleyballerinnen die Nacht zum Tag. Nach einem Essen bei ihrem Stamm-Italiener in Kreuzberg feierte die Mannschaft von Bundestrainer Giovanni Guidetti in einem Penthouse-Club den letzten Rest Frust weg.
dpa |
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Berlin - Nicht erst beim Blick auf die imposante Skyline Berlins überwog die Freude über die Silbermedaille bei der Heim-EM. "Ich bin ein sehr stolzer Trainer einer atemberaubenden Mannschaft, die Volleyball in den vergangenen zwei Wochen zur wichtigsten Sportart gemacht hat", sagte Guidetti nach der schmerzhaften Niederlage im Endspiel gegen die übermächtigen Russinnen.

Wie schon vor zwei Jahren in Belgrad schrammte die Mannschaft um Spielführerin Margareta Kozuch erneut nur um Haaresbreite an dem ersehnten Gold vorbei. "Sie sind eine starke Volleyball-Nation", zollte Guidetti dem nun 18-maligen Europameister Respekt. "Sie waren bedeutend besser. Wir haben gekämpft, aber es war nicht genug." Dennoch sei EM-Silber "eine unglaubliche Sache". Lob gab es vom russischen Trainer. "Das war das schwerste Spiel für uns bei der EM", sagte Juri Maritschew, der sonst Männer-Clubs coacht.

"Schmetterlinge", "Guidetti Girls" - auf ihrer Traumreise ins Finale in der Max-Schmeling-Halle erhielten Kozuch & Co. so manch neuen Kosenamen. Am wichtigsten aber: Trotz des 1:3 gegen den Weltmeister am Samstagabend betrieben sie beste Werbung für ihren Sport. "Das Projekt war Gold, das Projekt war aber auch, Volleyball in die Medien zu bringen. Das war unsere Mission Nummer eins", betonte Mittelblockerin Corina Ssuschke-Voigt nach dem Schlusspunkt.

Nach neun Tagen Heim-EM bleibt vor allem der Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit. "Ich hoffe, dass es in der Öffentlichkeit bleibt, dass die Menschen unsere Randsportart und auch die anderen Sportarten mehr wahrnehmen, dass sie mitfiebern", meinte auch die beste Mittelblockerin des Turniers, Christiane Fürst, eindringlich. "Wir möchten vor so einer Halle spielen, dafür leben wir."

Die erste Enttäuschung saß bei der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes tief. "Heute bin ich trauriger, weil ich von einem unglaublich guten Ende für diese Mädels geträumt habe. Aber das passiert fast nur in den Movies", meinte Guidetti. "Mein Kopf gratuliert dieser Mannschaft, aber mein Herz ist ein bisschen traurig, weil ich immer das Beste für diese Mädels will."

Schon wenige Minuten nach dem K.o. war der gröbste Frust aber verflogen. Als Kozuch und ihre Teamkolleginnen zu "Notti Magiche" (Magische Nächte) von Gianna Nannini ihre Silbermedaillen umgehängt bekamen, durften sie wieder strahlen. "Ich bin stolz auf die Mannschaft, auf uns alle", sagte die gebürtige Hamburgerin.

"Wir haben gegengehalten", resümierte Heike Beier, "aber dieser Knackpunkt war der dritte Satz. Hätten wir durchgezogen und gewonnen, wär das Spiel nochmal anders gegangen." Bis zum 23:23 hatten es die Schützlinge von Guidetti offenhalten können, dann zog der Russland-Express aber unaufhaltsam davon. "Nach dem Dritten konnten wir nicht mehr gegenhalten. Russland war einfach nicht zu schlagen", urteilte auch Fürst.

Wie geht es nun weiter? Dank EM-Silber haben die deutschen Volleyballerinnen die Qualifikation für WM 2014 und EM 2015 in der Tasche. Deshalb sieht sich die Mannschaft zur Vorbereitung auch erst Ende Mai wieder. Es wird aber Änderungen geben. "Wir müssen wieder Junge ranholen", sagte Fürst. "Ich hoffe, dass wir für Rio 2016 aufbauen können." Auch Guidetti will frische Kräfte integrieren. "Ich muss etwas Neues bringen in der neuen Saison", kündigte er an. Vielleicht kann der Erfolgscoach von Vakifbank Istanbul dann auch mal mit der Nationalmannschaft über einen Coup jubeln.

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