Vierte Plätze: Deutschland ist Blechmeister!

Es ist der undankbarste Platz bei Olympia: Gleich zehn Mal landeten die DOSB-Athleten in Sotschi schon auf Rang vier. Die deutschen Blech-Gewinner im Überblick.
von  fil
Severin Freund: 4. Platz beim Skispringen von der Großschanze
Severin Freund: 4. Platz beim Skispringen von der Großschanze © dpa

Sotschi – Es gibt ja einige Möglichkeiten, einen Medaillenspiegel zu lesen: Wir in Europa sind Gold-zentriert. Sprich: Je mehr erste Plätze ein Land holt, desto höher steht es im Ranking. Die Amerikaner zählen einfach Edelmetall, egal welcher Couleur. Die Blechtabelle interessiert niemanden wirklich, vierte Plätze sind halt einfach nicht sexy. Doch das könnte sich ändern. Zumindest wenn es nach dem DOSB geht.

Das deutsche Olympia-Team wird in Sotschi nämlich die von DOSB und den Verbänden vorher vereinbarte Zielvorgabe – genauso wie in London 2012 – deutlich verpassen. 30 Medaillen hatte man sich vorgenommen.

Nach 85 von 98 Entscheidungen stehen aber nur 16 auf der Habenseite – nur etwas mehr als die Häflte. Womöglich werden es am Ende sogar weniger als 20 Medaillen sein. Einzig bei den avisierten Gold-Medaillen ist man im Soll. Zehn wollte man, acht sind es schon – und Felix Neureuther, die Goldhoffnung im Slalom der Männer, startet ja noch.

Die Sport-Funktionäre haben darum schon die Flucht nach vorne angetreten. „Wir sind hier nicht zum Schönwettersegeln da“, sagte Alfons Hörmann, der am Sonntag seit 78 Tagen DOSB-Boss sein wird. „Wie viel Kritik und Haue wir von außen und innen kriegen, obliegt anderen.“ Und die verpassten Medaillenziele? „Für mich ist das keine Belastung, sondern ich finde es bedauerlich und sehe mich bestätigt. Ich habe immer gesagt, dass es schwer werden wird.“ Schon am Mittwoch hatte DOSB-Vizepräsidentin Christa Thiel vorgebaut. „Mit 20, 23 oder 24 Medaillen rauszugehen, wäre kein Beinbruch. Das Team hat sich gut geschlagen. Medaillen sind nicht das Maß aller Dinge.“

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Die Crux an der ganzen Sache ist aber: Nach den Spielen stehen die Verhandlungen mit dem Innenministerium über die Sportfördergelder an. Das DOSB will deutlich mehr Geld vom Bund kassieren als die rund 130 Millionen Euro, die es derzeit gibt. Andererseits orientiert sich das Innenministerium bei der Höhe der Fördergelder auch immer an den Zielvorgaben – die DOSB und die Verbände vorher vereinbart haben. Und die wurden eben nun schon zum zweiten Mal hintereinander deutlich verpasst. Hörmann: „Alle wissen: Das Leben ist kein Wunschkonzert.“

Und so könnte dann eben doch die Blechtabelle wieder ins Spiel kommen. Denn da stehen die deutschen Olympioniken ganz oben. Deutschland ist in Sotschi Blechmeister!

Zehnmal verpassten die Deutschen in Sotschi die Medaillen nur ganz knapp, landeten sie auf Platz vier. Am deutschen Blechtag am Mittwoch (dreimal Platz vier durch die Biathlon-Mixed-Staffel, im Langlauf-Teamsprint der Frauen und Snowboard-Parallel-Riesenslalom) schrammten vor allem die Langläuferinnen Stefanie Böhler und Denise Herrmann und der Aschheimer Patrick Bussler im Parallel-Riesenslalom nur sehr knapp an Bronze vorbei. Busslers Blech war zudem eine positive Überraschung.

Zählt man das Blech also zu den Medaillen hinzu, käme die Mannschaft schon jetzt auf 26 Platzierungen – die selbst gesteckten Ziele könnten bis Sonntag noch erreicht werden.

 

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