Vettel hat das Fahren verlernt

Der Red-Bull-Pilot wird in Shanghai nur Fünfter. „Er ist sehr verwöhnt aus der Vergangenheit“, sagt Niki Lauda über den schwächelnden Weltmeister, der seinen Teamkollegen passieren lassen muss.
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Shanghai -  Es genügte ein Wort, um Sebastian Vettels Verhältnis zu seinem aktuellen Dienstwagen zu beschreiben: „Bock“. So nannte Vettel seinen Boliden. Wohlgemerkt, Vettel ist der Mann, der seinen Boliden seit Jahren mehr oder weniger schlüpfrige englische Frauennamen verpasst. „Ich komme im Moment mit dem Bock noch nicht klar“, sagte der Serien-Weltmeister also, nachdem er in Shanghai die nächste Enttäuschung dieser nicht mehr ganz taufrischen Saison erklären musste.

Auf Platz fünf war Vettel da gefahren. Platz fünf, weit hinter den Silberpfeil-Heroen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, die in China beim vierten Saisonrennen den vierten Mercedes-Sieg der Saison und den dritten Doppelerfolg in dieser Reihenfolge hintereinander einfuhren. Platz fünf für Vettel, weit hinter Fernando Alonso, der in seinem eigentlich unterlegenen Ferrari ein brillantes Rennen fuhr. Platz fünf für Vettel, 23 Sekunden hinter Daniel Ricciardo, seinem Teamkollegen.

Und das war das eigentliche Drama dieses Wochenendes für den Heppenheimer. Vettel, dieses Wunderkind des Motorsports, muss sich nun sogar fragen, wie gut er wirklich ist. Schon im Training war Ricciardo schneller gewesen, zum dritten Mal in dieser Saison. Während des Rennens musste Vettel den Australier dann sogar auf Anweisung des Teams vorbeilassen.
25 Runden waren gefahren, als Vettel plötzlich den Funkspruch hörte, der nicht nur ihm zu denken geben dürfte. „Let Daniel pass, please – lass Daniel durch, bitte", lautete die Ansage vom Red-Bull-Kommandostand.

Wie bitte? Er, der Dominator der vergangenen Jahre, sollte Ricciardo, diesen Nobody aus Down Under, diesen neuen Charming Boy der Formel 1, kampflos vorbeiwinken?
Ein Affront? Eine Majestätsbeleidigung? Eine Demütigung?

Sportlich auf jeden Fall richtig. „Ich habe die Entscheidung zunächst nicht verstanden. Aber ich musste einsehen, dass es wenig Sinn machte, dagegenzuhalten", sagte Vettel schließlich. "Ricciardo war schlicht: viel schneller als er.

"Daniel kommt mit dem Auto besser klar, er hat einen super Job gemacht“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner lapidar. Also ist Vettel seinen Status als Nummer 1 los.
Vettel steht vor seiner Reifeprüfung. Er, dem viele Rivalen ohnehin immer vorgeworfen haben, dass er nur so stark sei, weil sein Auto so stark wäre, hat es jetzt mit einem Teamkollegen zu tun, der momentan schneller ist. „Er ist sehr verwöhnt aus der Vergangenheit. Er hat das Fahren mit diesem Auto jetzt verlernt, weil der andere schneller mit ihm fährt“, sagte gar Rennlegende Niki Lauda  Jetzt heißt es für Vettel wieder: Fahren lernen.

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