Vettel & Ferrari: Schwarz-Ferrarirot-Gold

Der Deutsche Sebastian Vettel sorgt beim italienischen Rennstall durch den Sieg in Malaysia für ekstatischen Jubel. Da kommen Erinnerungen an Michael Schumachers große Zeiten auf  
Matthias Kerber |
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Sebastian Vettel (M.) feiert sein Sieg in Malaysia vor Lewis Hamilton (l.) und Nico Rosberg.
dpa Sebastian Vettel (M.) feiert sein Sieg in Malaysia vor Lewis Hamilton (l.) und Nico Rosberg.

Der Deutsche Sebastian Vettel sorgt beim italienischen Rennstall durch den Sieg in Malaysia für ekstatischen Jubel. Da kommen Erinnerungen an Michael Schumachers große Zeiten auf.

Sepang - Es war ein Auftritt, wie sie ihn bei Ferrari lieben. Fehlerlos, aber mit der nötigen Menge an Chuzpe steuerte Sebastian Vettel seinen Ferrari SF15-T beim Grand Prix in Malaysia zum Sensationssieg und beendete damit die Kollektiv-Tristesse der Ferraristi, die 22 Monate hatten darben müssen, um sich wieder als „Numero uno“ feiern lassen zu können.

Es war ein Auftritt, wie sie ihn bei Ferrari lieben: emotional, überschäumend, ein bisschen melodramatisch, mit einer guten Prise Theatralik. Vettel konnte (oder wollte) nach seinem Debütsieg in seinem zweiten Rennen im Ferrari die Freudentränen nicht zurückhalten. Er zeigte seine Siegerpose, den Vettel-Finger. Er schwenkte die Ferrarifahnen. Und erinnerte mit seinem Podestsprung zudem an Ferrari-Legende und Rekord-Weltmeister Michael Schumacher – Vettels großes Vorbild –, der seit dem tragischen Skiunfall vor gut einem Jahr immer noch in der Reha ist. Es waren Ferrari-Momente!

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Vettel außer sich, genau wie tausende Tifosi, die im Auditorium „Enzo Ferrari“ am Firmensitz Maranello regelrecht ausrasteten. Vettel stornierte seinen Rückflug in die Schweiz, feierte lieber mit der Crew hochprozentig den Erfolg. „Ich liebe es. Das ist etwas ganz Besonderes“, sagte der viermalige Weltmeister. Es gibt eine Zeit zum Arbeiten, aber auch eine zum Feiern im Reich der roten Renner.

Vettel liebt Ferrari, Ferrari liebt Vettel. Von seinem ersten Arbeitstag an kämpft er sich Schritt für Schritt ins Herz der Ferraristi, der Italiener. Er ist möglichst oft im Firmensitz, begrüßte dort alle Mitarbeiter persönlich, lernt fleißig Italienisch. Brav isst er im Ristorante Montana, der legendären Pasta-Wirtschaft von Mama Rosella neben dem Firmensitz. Das Lokal ist eine Art Ferrari-Museum, der Schrein der Helden in Rot. Da hängt ein Helm von Michael Schumacher, ein Renn-Overall von Gilles Villeneuve, natürlich ein Foto von Enzo Ferrari. Und sicher auch bald von Vettel.

Hier hofften sie gleich, dass „Seb“ Ferrari zu alter Größe, zu altem Ruhm, zu alter Glorie verhelfen würde. So wie es Ferrari nach deren Selbstverständnis zukommt, so wie es in der Ära Schumacher war, der fünf seiner sieben WM-Titel mit Ferrari holte. In Reminiszenz an den früheren Ferrari-Star Schumacher schrieb „Corriere dello Sport“: „Die Roten finden ihren verlorenen Kaiser wieder.“ Der rote Kaiser Sebastian I..

Es ist eine perfekte Allianz. Ferrari und die Deutschen. Auf der einen Seite die Akribie, der Perfektionismus der Allemannen – und auf der anderen Seite die Leidenschaft, die Begeisterung, die an Fanatismus grenzt, der Italiener. Beide sind bereit, über alle Grenzen hinauszugehen, um das Unmenschliche möglich zu machen, selbst wenn die Beweggründe unterschiedlich sein mögen. Sie stacheln sich in ihrer Gegensätzlichkeit zu Höchstleistungen an, lernen vom anderen und werden so zu einem symbiosenhaften Wesen, das die Stärken beider in sich vereint.

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Die Formel 1 trägt wieder Schwarz-Ferrarirot-Gold. Die Aura, der unsterbliche Mythos von Ferrari färbt bereits auf Vettel ab. Er, der als Seriensieger im Red Bull wie ein Pennäler zwischen Streber und Lausbub wirkte, dem nicht nur Formel-1-Mogul Bernie Ecclestone „fehlendes Charisma“ vorgeworfen hatte, wirkt in seinem blutroten Overall gleich viel mehr wie ein Champion. Es ist nicht mehr die Aura dessen, dem die Siege in den Schoss gefallen sind, sondern eines Mannes, der der Welt entgegen schreit: Ich bin der Platzhirsch – pardon, das springende Pferd, das es zu besiegen gilt. Er strahlt einen neuen Animalismus aus, vorbei die Zeiten des emotionslosen Siegroboters. Er durchlebt die gleiche Metamorphose wie Schumacher, als der zu Ferrari wechselte und dann mit und dank der Roten zu der Legende wurde, die die Herzen berührte. Vettelmania – kommt jetzt Schwarz-Ferrarirot-Gold daher.   

 

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