Vettel, die gefräßige Siegmaschine
Sebastian Vettel bekommt nicht genug: Auch in Abu Dhabi fährt der Champion der Konkurrenz davon. Es ist sein elfter Triumph in dieser Saison – jetzt wackelt Schumachers Rekordmarke
Abu Dhabi - Sollen doch die Experten darüber reden, ob Sebastian Vettel nun ein beliebter Weltmeister ist oder was ihm noch fehlen könnte zur Legende in der Formel 1. Der Serien-Champion macht einfach das, was er am liebsten macht: er siegt. Und siegt. Und siegt einfach weiter.
Eine Woche nach seiner Triumphfahrt zum vierten Titel hintereinander in Indien gewann Vettel auch gestern das Wüsten-Rennen von Abu Dhabi. Und das mit der gleichen kühlen und überlegenen Dominanz wie in den vorangegangenen Rennen. Der Sieg in Abu Dhabi war Vettels siebter hintereinander und sein insgesamt elfter in dieser Saison. Damit jagt er weiterhin die Rekorde von Alberto Ascari, dem in den 50er Jahren saisonübergreifend 9 Siege hintereinander gelungen waren, und Michael Schumacher, dem einst 13 Siege in einer Saison gelangen. Zwei Rennen sind heuer noch zu fahren, es könnte sich für beide Rekordmarken genau ausgehen für Vettel.
Richtig viel zu erzählen gibt es von diesem Rennen nicht. Es ähnelte vom Ergebnis her zu sehr den vorangegangenen. Vettel war Schnellster in den Trainings, er war Zweiter in der Qualifikation am Samstag gewesen. Und am Sonntag wieder Schnellster. Nach dem gewonnenen Start zog der 26-Jährige einsam seine Kreise an der Spitze des Feldes. Der Abstand erst zu Silberpfeil-Pilot Nico Rosberg, dann zu Vettels Teamkollegen Mark Webber betrug immer einige Sekunden, auch seine Boxenstopps verliefen alle nach Plan. Und so gewann er mal wieder mit einer beängstigenden Souveränität.
Nachdem die WM-Feier vergangene Woche in Indien noch recht kurz ausgefallen war, wollte es Vettel in Abu Dhabi richtig krachen lassen – natürlich mit seinem Lieblings-Weltmeisterdrink Jägermeister-Red-Bull. Seine Eltern Heike und Norbert wurden ebenso zur Party erwartet wie Vettels Freundin Hanna.
Schon am Montag aber wird Vettel wieder in Europa erwartet, ab 21.15 Uhr wird er im Red-Bull-eigenen TV-Sender „Servus-TV” bei „Sport und Talk im Hangar 7” sein. Danach hat er zwei Wochen Zeit, seinen Kater auszukurieren. Doch dass Vettel zum Abschluss der Saison nachlassen könnte, damit rechnet niemand – die Siegmaschine bleibt gefräßig.
Für Vettels Kumpel und Lotus-Pilot Kimi Räikkönen, der vor dem Rennen wegen ausstehender Gehaltszahlungen in Höhe von rund 20 Millionen Dollar mit einer Streikdrohung für die letzten beiden Saisonrennen für Aufsehen gesorgt hatte, war das Rennen nach wenigen Metern wegen eines kleinen Unfalls beendet – ein weiterer Rückschlag für den Iceman im Kampf um den zweiten Platz in der WM gegen seinen zukünftigen Teamkollegen Alonso. Der Finne hatte ohnehin vom Ende des Feldes starten müssen, nachdem sein Wagen im Qualifying durch die technische Abnahme gefallen war. Immerhin sickerte durch, dass Lotus nun doch bereit sei, ihm das Gehalt zu bezahlen.