Verletzungen im Sport: Von Kopf bis Fuß kaputt

Eine Drehung, ein Zusammenprall, ein gezielter Schlag: Ob Absicht oder Unfall, kaum ein Profisportler übersteht seine Karriere ohne Blessuren. Eine Übersicht des geschundenen Körpers  
Johannes Mitterer |
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Verletzungen im Sport: Beispiele an prominenten Sportlern.
Getty/dpa Verletzungen im Sport: Beispiele an prominenten Sportlern.

Eine Drehung, ein Zusammenprall, ein gezielter Schlag: Ob Absicht oder Unfall, kaum ein Profisportler übersteht seine Karriere ohne Blessuren. Eine Übersicht des geschundenen Körpers

München - Fast zwei Millionen Verletzungen werden jährlich in Deutschland diagnostiziert – Sport bedeutet Risiko, je nach Sportart wird der Körper unterschiedlich belastet. Ob Eishockeyspieler, Skirennläufer oder Torhüter, viele Verletzungen sind Klassiker in bestimmten Berufen – und können dennoch überall vorkommen.

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So oft wie früher muss heute aber nicht mehr operiert werden, zum Beispiel am Sprunggelenk. Dort „kann heute oft konservativ behandelt werden“, sagt Dr. Christian Wimmer (42). Er ist Orthopäde und Unfallchirurg am Zentrum für Orthopädie und Sportmedizin in München (ZFOS.de) und betreut die U21-Mannschaft des TSV 1860 und den Münchner Skiverband.

Nicht immer sind es schwere Verletzungen, die Sportlerkarrieren beenden. Auch chronische Beschwerden können einen Sportler zum Ruhestand zwingen. Die häufigsten Sportverletzungen und ihre zugehörigen Risikosportarten.

 

Hand: Vorsicht beim Ballsport

Bevor Dirk Nowitzki 2011 mit den Dallas Mavericks die Trophäe der NBA in die Höhe recken durfte, musste er fünf Spiele mit einer gerissenen Sehne im linken Mittelfinger überstehen. Für 26 Punkte im Schnitt pro Spiel reichte es trotzdem.

Verletzungen: Weit verbreitet, gut zu behandeln: Stauchungen und Brüche der Finger, dazu Sehnen- und Bänderrisse machen zehn Prozent aller Sportverletzungen aus.

Sportarten: „Fingerverletzungen sind ganz typisch für viele Sportarten, besonders dort, wo ein Ball im Spiel ist“, sagt Wimmer. Ob Basket-, Hand- oder Volleyballer oder ein Fußballtorwart: Finger- und Handverletzungen gehören zu diesen Berufsbildern dazu.

Kopf: Schäden trotz Helm

Petr Cech, Torwart des FC Chelsea, spielt seit seinem Schädelbasisbruch im Jahr 2006 nur noch mit Kopfschutz. Der schwarze Rugbyhelm ist sein Markenzeichen.

Verletzungen: 13 Prozent aller Sportverletzungen betreffen die Schädelregion, nicht immer bleibt es bei Platzwunden, ausgeschlagenen Zähnen oder Prellungen. „Auch Gehirnerschütterungen und Brüche des Joch- oder Nasenbeins sind klassische Verletzungen, vor allem bei Kontaktsportarten“, sagt Experte Christian Wimmer.

Sportarten: Ein Zusammenprall beim Kopfball oder gezielte Schläge auf den Kopf wie beim Boxen – Gefahren lauern in vielen Sportarten. Im Eishockey sind Kopfverletzungen sogar die Mehrzahl (23 Prozent).

Knie: Der Skiklassiker

Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch, eben erst vom Profisport zurückgetreten, hat sich in ihrer Karriere schon Kreuzbänder in beiden Knien gerissen, ihre US-Kollegin Lindsey Vonn rauschte zuletzt sogar ohne Kreuzband den Hang hinunter, musste ihre Olympia-Teilnahme in Sotschi aber letztlich absagen.

Verletzungen: In 17 Prozent der Fälle leidet das Knie unter sportlicher Betätigung, die möglichen Blessuren sind vielfältig: Am häufigsten treten Schäden am Meniskus auf, außerdem herrscht Gefahr für Kreuz- und Seitenbänder. Bei Bänderverletzungen wird zwischen Dehnung, Anriss und vollständigem Riss unterschieden. Dazu kommen Knorpelschäden, die auch durch Langzeitbelastungen hervorgerufen werden können und nur schwer behandelbar sind, weil das Knorpelgewebe nicht eigens durchblutet wird.

Sportarten: Die Ursachen sind meist Dreh- und Scherbewegungen, wie sie beim Basketball, Fußball oder Handball notwendig sind. „Die größte Risikosportart für das Knie ist aber eindeutig das Skifahren“, sagt Wimmer. Dort treten sogar die meisten Verletzungen (24 Prozent) im Knie auf. Beim Snowboarden hingegen liegt das Knie nur an fünfter Stelle (11 Prozent).

Oberschenkel: Vier Grade

 

Reichlich lädiert trat Mario Götze letztes Jahr seinen Dienst beim FC Bayern an: Ein Muskelbündelriss verzögerte seinen ersten Einsatz im neuen Trikot um mehrere Wochen.

Verletzungen: Über 30 Prozent aller Sportverletzungen berühren die Muskulatur, und die großen Muskelpakete liegen im Oberschenkel. Hier passieren Verletzungen in vier Graden (Zerrung, Faserriss, Bündelriss, Muskelriss). Bei einer Zerrung ist die Rückkehr zum Sport nach ein bis zwei Wochen Pause wieder möglich, ein Muskelriss muss im Normalfall operiert werden und fordert mehrere Monate Zwangspause. „Einen kompletten Riss des Muskels sieht man aber fast nie“, sagt Wimmer.

Sportarten: Besonders bei Laufsportarten (Joggen, Handball oder Fußball) stehen die Beinmuskeln unter starker Belastung, schnelles und starkes Zusammenziehen der Muskeln oder ein Zusammenprall mit einem Gegenspieler kann zu Verletzungen führen.

 

Achillessehne: Ein Peitschenschlag

Ob Bayerns Ex-Fußballer Lothar Matthäus, Basketballer Kobe Bryant oder Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo – die Achillessehne steht in allen möglichen Sportarten unter Last. Auch ohne zu reißen, kann die Achillessehne anhaltende Beschwerden hervorrufen – und Karrieren beenden, wie bei Willy Sagnol beim FC Bayern.

Verletzungen: Ein Peitschenschlag, dazu das Gefühl eines Tritts in die Ferse: Wenn die Achillessehne reißt, ist der Knall meist noch auf der Auswechselbank zu hören. Mit zunehmendem Alter wird sie schlechter durchblutet und empfindlicher. Sie macht zwar nur drei Prozent aller Sportverletzungen aus, „ein Riss der Achillessehne ist aber eine der ernsthafteren Verletzungen – sie kann sehr gut ausheilen, muss es aber nicht“, sagt Wimmer.

Sportarten: Bei Sprüngen und schnellen, kraftvollen Richtungswechseln steht die Achillessehne unter besonderer Belastung. Vor allem in der Leichtathletik, aber auch bei Basketball- und Tennisspielern sowie Skiläufern besteht erhöhtes Risiko.

 

Sprunggelenk: Schutz durch Tapes

Bayerns Bastian Schweinsteiger ist zwar zurück auf dem Platz, sein rechtes Sprunggelenk sorgt aber immer wieder für Sorgenfalten. Michael Ballack verpasste einst die WM 2010 wegen eines Sehnenrisses an ähnlicher Stelle.

Verletzungen: Starke Schmerzen und Schwellungen, der Verletzte kann oft kaum noch auftreten: Im Sprunggelenk, das in 25 Prozent aller Fälle geschädigt wird, sind Bänderrisse typisch. Behandelt wird mit Schienen oder Tapes, oft schon im Voraus, um die Stabilität zu erhöhen. Operiert wird am Sprunggelenk nur noch ganz selten. „Heute wird hauptsächlich konservativ behandelt“, sagt Wimmer.

Sportarten: Basketballer und Fußballer landen auf dem Fuß eines Gegenspielers, Volleyballer knicken bei der Landung um. Überall wo gesprungen wird, herrscht Gefahr für die anatomische Verbindung zwischen Unterschenkel und Fuß.

 

 

 

 

 

 

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