Ungarn verlangt Handball-Herren alles ab

Der Außenseiter aus Ungarn hat dem deutschen Handball-Weltmeister gezeigt, dass der Weg zum EM-Titel noch ein weiter ist. Bundestrainer Brand ärgerte sich besonders über individuelle Fehler.
Die deutschen Handball-Weltmeister haben vorzeitig die Hauptrunde der Europameisterschaft erreicht und peilen im letzten Vorrundenspiel den Gruppensieg an. Durch den 28:24 (13:12)-Arbeitssieg im Geduldsspiel gegen Ungarn feierte der Olympia- Zweite am Donnerstag im norwegischen Bergen zwei Tage nach dem 34:26 über Weißrussland seinen zweiten Erfolg. Vor rund 3000 Zuschauern in der Haukelandshallen waren Torsten Jansen (5) und Markus Baur (5/4) beste Werfer für das deutsche Team. Mit 4:0 Punkten geht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) als Tabellenführer ins abschließende Duell der Gruppe C an diesem Sonntag (16.30 Uhr/ARD) gegen den EM-Zweiten Spanien. Dieser hatte sein erstes Spiel gegen den Olympia-Vierten Ungarn mit 28:35 verloren.
Individuelle Fehler
«Wir haben ganz gut gestanden und hätten uns schon klarer absetzen müssen. Aber durch individuelle Fehler haben wir uns das Leben immer wieder schwer gemacht», bilanzierte Bundestrainer Heiner Brand den zweiten Erfolg seiner Mannschaft in Norwegen. Der Hamburger Pascal Hens sagte: «Es läuft noch nicht so rund, wie wir uns das vorstellen, aber solange wir gewinnen, ist alles in Ordnung.» «Die Ungarn haben Fortschritte gemacht, sowohl bei der individuellen Stärke als auch bei der Einbürgerung», urteilte Brand. Damit spielte er Spielmacher Nikola Eklimovics und Torhüter Nenad Puljezevic an. Beide ehemaligen serbischen Nationalspieler hatten erst im vorigen Jahr die ungarische Staatsbürgerschaft erhalten und sind seither feste Größen beim Olympia-Vierten. Die DHB-Auswahl startete mit Schwierigkeiten in die erwartet schwere Partie. Das Fehlen von Oleg Velyky (Hamburg), der am Vortag wegen einer Knieverletzung abgereist war und am Montag operiert wird, machte sich dabei bemerkbar. Zwar erarbeitete sich das Weltmeister- Team eine 3:1-Führung (6.). Doch vor allem in den Phasen, in denen die Magyaren wie beim 6:6 (15.) wieder aufgeschlossen hatten, wurde die individuelle Stärke des Rückraumspielers vermisst.
Geduld in der Offensive
Unter Führung von Baur, der am späten Freitagabend nach einem Kurztrip nach Hause zur Geburt seines Sohnes Kimi zur Mannschaft zurückgekehrt war, kompensierte die DHB-Auswahl den Ausfall mit geduldigem Angriffsspiel. Jedes Tor musste sich der Olympia-Zweite hart erarbeiten. Denn auch eine 11:8-Führung (22.) schreckte die Ungarn nicht ab, die mit drei Treffern hintereinander zum 11:11 (27.) ausglichen und den Deutschen zur Pause lediglich eine 13:12-Führung gestatteten. Nach Wiederanpfiff dann stemmte sich die DHB-Auswahl mit noch mehr Elan gegen die starken Ungarn und zermürbte sie mit aggressiver Abwehrarbeit. Lohn war die erstmalige Fünf-Tore-Führung beim 21:16 (41.). In der Folge klappten auch die Offensivaktionen besser. Nachdem in der ersten Halbzeit nicht weniger als sechs Latten- und Pfostentreffer eine bessere Torausbeute verhinderten, saß im zweiten Durchgang bis zum 23:17 (43.) fast jeder Wurf. Erst danach schlichen sich wieder Nachlässigkeiten in der Offensive ein, so dass die Partie bis kurz vor dem Ende spannend blieb. Mit einer tollen Parade beim Stande von 26:24 verhinderte Torhüter Johannes Bitter, dass es noch einmal eng wurde. (Martin Kloth, dpa)